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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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hat Hadés Vater gesagt, auch von anderen Familien wisse er, dass die Kinder
im Ausland lebten und Geld für ihre Familien schickten.
    Das erzählen
die Väter einander, wenn sie vor ihren Hütten das selbst gebraute Bier trinken.
Ein Auto oder ein neues Haus hat zwar noch keiner von ihnen, doch wer würde die
Worte anzweifeln, die unter Freunden gesprochen werden?
    Hadés Vater
hat genickt und für seine beiden ältesten Töchter den Pakt mit Mahama geschlossen.
Auch für die Töchter, die er mit seinen anderen Frauen hat, plant er eine solche
Zukunft. Seine älteste Enkelin, Hadés Tochter, so hat Mahama versprochen, würde
ihrer Mutter schon wenige Monate später folgen können.
    Hadé selbst
ist von ihrem Vater nicht gefragt worden. Es ist nicht üblich, dass Väter mit ihren
Töchtern, oder Männer mit ihren Frauen, über solche Pläne sprechen. Einen anderen
Mann als ihren Vater gibt es nicht in Hadés Leben. Ihre Tochter ist das Kind eines
Offiziers, für den sie als Hausmädchen gearbeitet hat und dem sie zu Willen gewesen
ist, nachdem er sie in einer Armeebaracke vergewaltigt hat.
    Hadé hat
darüber geschwiegen, so wie alle Mädchen es verschweigen. Was würde es bringen?
Sie hat keine Möglichkeit, die Tat zu beweisen, und da der Mann Offizier ist, würde
man ohnehin ihm glauben und nicht ihr. So ist sie in seinen Diensten geblieben und
hat mit ihm geschlafen, bis ihre Tochter geboren wurde. Danach hat sie weiter ihren
Körper zu Markt getragen, das war immerhin besser, als wie viele ihrer Freundinnen
vergewaltigt zu werden, und sie hat Geld dafür bekommen.
    Zwei Tage,
nachdem Mahama zum ersten Mal ihr Kunde war hat er ihren Vater aufgesucht und den
Pakt mit ihm geschlossen. Danach hat Mahama mit ihr geschlafen und es ihr erzählt.
    Mit diesen
Gedanken im Kopf sucht sie zwischen den Blätterdachhütten des Dorfes nach dem Weg
zu der Behausung des Ju-Ju-Priesters, wo Mahama auf sie wartet.
    Das Haus
ist größer, als die Hütten in der Umgebung, hat ein Wellblechdach, und der Hof ist
von einer niedrigen Mauer umgeben. Man sieht sofort, dass der Priester ein mächtiger
Mann sein muss.

23
     
    Alan Scott hatte im Freien geschlafen
und war vor Sonnenaufgang aufgestanden. Am Morgen nach der kalten Nacht zeigte sich
der Himmel stark bewölkt, was auf den lange ersehnten Regen hoffen ließ. Drohende
Wolkentürme bauten sich über dem Hügelkamm im Westen auf, und Blitze und Donnergrollen
in den Bergen kündigten ein Gewitter an.
    Eine einsame
Oryx, die sich im Tal bei einigen Narasträuchern zur Rast niedergelegt hatte, ließ
sich von dem einsamen Wanderer nicht aus der Ruhe bringen. Falken kreisten am Himmel,
kleine blaue Käfer huschten über den Boden, schwarzgelbe Webervögel nisteten in
den Kameldornbäumen.
    Der Anblick
seines Landes raubte ihm den Atem, wilde Schluchten, trockene Flusstäler, graue
Steinplatten und Geröllfelder, enge Wege zwischen Klippen und Felstürmen rechts
und links des Pads. Eine Gegend für Puffottern.
    Er folgte
dem Pfad bergab durch Mopanebusch, über holprige Steinpisten an grünen Rieseneuphorbien
vorbei ins Niemandsland hinein. Eine Landschaft wie aus einem Zeichentrickfilm der
Walt-Disney-Studios: Tafelberge, von denen sich einer vor den anderen schob, in
den Farben von blassen Blautönen bis zu reifem Rot steigernd, Felsmonumente wie
im amerikanischen Westen, schroffe Monolithen, oben wie von Riesenhand abgesägt
mit großen Quadern und Felskugeln an den Abhängen, dazwischen mannshohe silberglänzende
Graspolster, wie weiße Tupfen da und dort die schneefarbenen Ziegen seiner Farmarbeiter,
daneben – elegant verharrend am Rand des Pads – die großäugigen Springböcke. Für
sie und ihre Artgenossen wie Wasserbock, Impala, Oryx und Großer Kudu würde er Ojumamuya neu gestalten.
    Auf dem
Weg zum Farmgebäude, wo jede Menge Arbeit auf ihn wartete, machte er noch einen
Abstecher zum Stausee. Helmperlhühner und graue Tokos hatten sich zur Tränke eingefunden,
eine Schar Ägyptischer Gänse hat ihre Köpfe ins Gefieder gesteckt, blau glitzernde
Glanzstare und rotschwarze Oryxweber turnten im Schilf umher, gestreifte Skinke
jagten sich zwischen den Steinen und im grünbraunen Wasser, dessen Oberfläche von
kleinen Böen gekräuselt wurde, sonnten sich grüngepanzerte Wasserschildkröten auf
Steininseln, denn die Wolkenfront hatte sich längst wieder verzogen. Weit draußen
am Horizont zogen Strauße im Gänsemarsch über die Ebene.
    Alan blieb
stehen und setzte das Fernglas

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