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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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zum Mörder
der alten Frau führten. Den Hausschlüssel hatte sie noch in der Tasche.

20
     
    Linda machte zunächst kein Licht,
als sie das Haus betrat. An ihrem Schlüsselbund hatte sie ein kleines Magic Light,
dessen gebündelter Lichtstrahl hell genug war, um ihr den Weg ins Wohnzimmer zu
zeigen. Das Spektiv stand, wie sie es verlassen hatte, auf dem Stativ vor dem Panoramafenster.
    Linda nahm
auf dem Schreibtischstuhl Platz und spähte hindurch. Sie hatte richtig geahnt, das
lichtstarke Fernrohr zeigte auch im Dämmerschein der Laternen scharfe Bilder vom
Werksgelände. Sie erkannte die schwarzen Planen, die den Elektroschrott verbargen,
und fühlte Pulles Worte bestätigt. Lene Grandel war durch ihre Beobachtungen dem
illegalen Deal auf die Spur gekommen und hatte Reiter erpresst. Wahrscheinlich musste
sie deswegen sterben.
    Was aber
war daran, Elektroschrott zu sammeln, so verwerflich, dass Reiter der alten Frau
monatlich 500 Franken in einem Schweizer Bankfach hinterlegte? Und sie jetzt sogar
umbringen ließ?
    Sie ließ
den Lampenstrahl durch das Zimmer der alten Frau gleiten.
    Ein paar
weitere Bücher auf dem kleinen Tisch neben dem Spektiv erregten ihre Aufmerksamkeit.
Seltsam, dass sie die Titel bei ihrem Besuch am Nachmittag nicht wahrgenommen hatte.
Aber da hatten sie die Notizen der alten Frau und das Vogelbuch auf dem Fenstersims
abgelenkt.
    Linda zog
die Vorhänge zu, schaltete die Stehlampe ein und betrachtete die fünf Bücher eingehend.
    Bilal , las sie
da. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa . Der Erfahrungsbericht eines italienischen
Autors.
    Darunter
lag eine Abhandlung über Moderne Sklaverei . Die beiden Autoren waren ein
amerikanischer Soziologieprofessor und eine Beraterin zu Menschenrechtsfragen des
amerikanischen Kongresses.
    Linda dachte
an die Nigerianerin. Zu dumm, dass durch ihre überraschende Flucht keine Zeit geblieben
war, ihren Aufenthaltsort in Deutschland zu erfahren. Wie und wo konnte sie sie
finden?
    Das dritte
Buch war eigentlich eine Zeitschrift, sie lag aufgeschlagen, mit dem Rücken nach
oben, auf dem Tisch. Eine › National Geographic ‹, deutsche Ausgabe von 2008.
Sie las die Zwischenüberschrift der aufgeschlagenen Seite: Rekordwerte für Dioxin
wurden in der Nähe einiger chinesischer Verwertungsbetriebe für Elektroschrott gemessen. Ein Bild zeigte Arbeiter, die in einer österreichischen Recyclinganlage am Fließband
wertvolle Platinen aussortierten. Sie trugen Handschuhe und gelbe Schutzhelme.
    Hatte Lene
Grandel auf diese Weise die Verwerflichkeit und die tragischen Folgen des Elektroschrotthandels
entdeckt?
    Das vierte
Buch trug den Titel Die Tränen des Löwen und enthielt Reportagen eines Afrika-Korrespondenten
der Süddeutschen Zeitung.
    Das fünfte
war ein Roman – Todesnacht am Niger – einer offensichtlich spanischen Autorin
namens Estebana Cortez. Cortez . Der Name kam Linda bekannt vor. Der Klappentext
verriet, dass sie in Surinam lebte. Ja, sie erinnerte sich an den Namen, sie hatte
auch schon zwei Romane von ihr gelesen, spannende Thriller, bei denen sich die Protagonisten
um die halbe Welt jagten.
    Interessiert
schlug sie das Buch auf und stieß auf eine persönliche Widmung. Für meine liebe
Tante Lene. Deine Stefanie . Offensichtlich hatte Lene Grandel das Buch von ihrer
Nichte geschenkt bekommen. Hatte Käthe Besserer nicht von einer Nichte als einzige
Verwandte Lenes gesprochen? Die in Südafrika lebte? Wie kam dann diese Widmung in
das Buch einer südamerikanischen Autorin? Lene Grandels Leben schien viele Geheimnisse
zu bergen.
    Eines davon
hatte zu ihrem Tod geführt, davon war Linda überzeugt.
    Lindas Blick
blieb an einem kleinen Foto hängen, das aus dem Roman herausgerutscht war. Es zeigte
in einem Bildausschnitt so etwas wie eine verriegelte Metalltür, auf der eine eigenartige
Kombination aus Buchstaben und Zahlen angebracht war. FARG088835 3. Ein seltsames
Lesezeichen, dachte sie. Auf die Schnelle wusste sie damit nichts anzufangen und
steckte das Foto in das Buch zurück.
    Linda dachte
nach.
    Das Gespräch
zwischen Pulle und Agim Zoto. Die Reportage über Hightech-Schrott in der Zeitschrift
auf Lene Grandels Tisch. Worin bestand der Zusammenhang?
    Elektroschrott,
ja. Computer, Fernseher, Kabel. Platinen, Bildröhren, Handys. Ewige Fossilien des
Digitalzeitalters. Hatte nicht kürzlich ein Kollege diesen Schrott als E-Müll bezeichnet? Klang fast wie E-Mail, wie er das sagte. Hatte sie nicht einen Beitrag
darüber in einer ihrer

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