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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Genick, und Pulle kippte vornüber zu Boden. »Wie war
es dann?« Zoto packte ihn am Oberarm und zog ihn hoch. Ihre Gesichter berührten
sich fast, und er versetzte dem Alten eine schallende Ohrfeige. »Na? Wie war es?«
    Der nächste
Hieb traf ihn auf Mund und Nase.
    »Rede, du
feige Sau, oder ich schlag dich tot!«
    Pulle wischte
sich das Blut aus dem Gesicht und verharrte in geduckter Haltung.
    »Ich hab
sie nicht umgebracht«, stammelte er und spuckte Blut. Ein Vorderzahn wackelte und
die Schmerzen in seiner Magengrube zwangen ihn erneut in die Knie. Doch Zoto riss
ihn noch einmal nach oben.
    »Nicht schlagen!«,
schrie der Alte, »ich sag dir alles!«
    »Dann los!«
    »Ich kam
mit dem Geld aus der Schweiz. Wollte es ihr bringen. Da war sie schon tot. Das stimmt
wirklich. Drum hab ich die Kohle noch bei mir. Ich schwör’s!«
    Zoto ließ
ihn los, und Pulle hielt sich mit Mühe auf den Beinen.
    »Und was
ist das für Kohle, die du der Alten da immer gebracht hast?«
    »Ich weiß
es nicht. Ein Bankfach in der Schweiz. In Stein.«
    »So? Das
weißt du nicht?« Zotos Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt. Jetzt brüllte
er wieder: »Soll ich jedes Wort einzeln aus dir herausprügeln? Ich brech’ dir zuerst
die Finger, danach die Hand, den Arm und dann das Genick!«
    Er umschloss
mit einer Hand fünf Finger Pulles und drückte zu. Der Alte schrie auf, als die Gelenke
knacksten.
    »Neeeein!«
    Zoto hielt
inne. »Also?«
    »Das Geld
kam von deinem Boss!«
    »Von Reiter?«
    »Ja!«
    »Und warum
sollte er der Alten Geld geben?«
    »Weil sie
was wusste, was sie für sich behalten sollte.«
    »Und was?«
    »Der Schrott!«
    Zoto ließ
Pulle los. »Was wusste die Alte von unserem Schrott?«
    »Sie wusste
es eben. Dass ihr den Schrott verscherbelt.«
    »Und weiter?
Was ist da schon dabei? Wir entsorgen das Zeug, wie sich das gehört.«
    »Da hat
mir Lene aber was anderes erzählt!«
    »So? Und
was?«
    »Dass ihr
das Zeug illegal verschiebt.«
    »Ach nee.
Und wozu sollte das gut sein?«
    »Weiß ich
doch nicht. Lene mir das eben erzählt.«
    »Und du
hast ihr das eben geglaubt. Jetzt pass mal auf, Bürschchen«, wieder packte er Pulle,
diesmal am Mantelkragen, und richtete ihn auf, sodass er ihm direkt ins Gesicht
sah. »Wir beide machen jetzt einen Deal. Ich verpfeif’ dich nicht bei den Bullen,
und du hältst dafür die Fresse. Alles, was du da gerade gefaselt hast, bleibt unter
uns. Haben wir uns verstanden?«
    Er griff
mit der rechten Hand Pulles bärtiges Gesicht am Unterkiefer und drückte ihm den
Daumen und die anderen Finger tief in beide Wangen, bis Pulle vor Schmerz stöhnte.
Er verdrehte die Augen und versuchte zu nicken.
    »Und du
bleibst heute Nacht erst mal hier«, fügte Zoto hinzu und ließ ihn los, nicht ohne
noch einmal kräftig zugedrückt zu haben. »Du kannst in dem Schuppen pennen, wo du
dich auch sonst immer verkriechst. Glaub bloß nicht, dass wir das nicht bemerkt
haben.«
    »Und die
Polizei?«
    »Ich sag’
schon nichts. Wenn morgen der Boss mit dir gequatscht hat, sehen wir weiter! Und
lass es dir nicht einfallen, zu verschwinden! Ich finde dich, und wenn du dich in
Luft auflöst!«
    Pulle schluckte
trocken. Er war froh, noch einmal so glimpflich davongekommen zu sein. Er kannte
Zoto von früheren Begegnungen und war schon mehrfach von dem jähzornigen Mann zusammengeschlagen
worden.
    »Könnte
ich …«, seine Stimme klang zaghaft.
    »Was?«,
herrschte ihn Zoto an.
    »Ich hab’
heut’ noch nichts gegessen …«
    »Schadet
nichts. Ich bring dir morgen was mit.«
    »Und ’n
Schluck …?«
    »Du versoffener
Mistkerl! Geh’ an den See und sauf Wasser! Wirst schon nicht daran krepieren!«
    Pulle winselte.
Zoto machte es Spaß, den Alten so gequält zu sehen. Hätte er eine Flasche Wein bei
sich gehabt, hätte er sie vor seinen Augen zu Bruch gehen lassen.
    »Und das
Geld?«, traute sich Pulle noch leise zu fragen.
    »Behalte
ich. Als Beweismittel. Und falls es tatsächlich vom Boss stammt, wird er es zurückbekommen.
Los jetzt, hau ab!«
    Pulle schlüpfte
wieder durch das Loch im Zaun und wankte auf den Schuppen zu, in dem er schon oft
die Nacht verbracht hatte. Zoto sah ihm nach, bis er hinter den Büschen verschwunden
war, dann entfernte er sich.
    Als der
Schwarzbärtige außer Sicht war, trat Linda aus ihrem Versteck und atmete durch.
Sie sah sich in ihrem Verdacht bestätigt und wollte noch einmal in Lenes Wohnung
vorbeischauen. Sie war sich sicher, dort auf Spuren zu stoßen, die sie

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