Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)
neue Buch von der Cortez?«
»Estebana
Cortez, stimmt.«
»Die schreibt
doch die Thekla-Thodd -Romane! Hab’ ich fast alle gelesen. Spannende Geschichten!«
»Thekla
Thodd! – Genau!«
»Ja, geniale
Kommissarin. Jettet bei ihren Ermittlungen um die ganze Welt. In Todesjagd am
Jangtse war sie in Japan, in Todestango von La Paz in Argentinien. Ich
glaube, die Cortez ist aus Südamerika.«
»Surinam«,
ergänzte Linda.
Käthe Besserers
Begeisterung kannte kein Halten. »Es gibt, glaube ich, mindestens ein Dutzend Folgen«,
fuhr sie fort. »Wurde auch schon verfilmt, mit der Sabrina Bellmann in der Hauptrolle.«
»Stimmt,
den Film habe ich auch gesehen.«
»Die Cortez
liest diese Woche in der Stadthalle Singen. Schau doch mal bei den Veranstaltungen.«
Linda blätterte
im Südkurier einige Seiten weiter.
»Ja, hier.
Freitag, 20 Uhr. Estebana Cortez liest aus ihrem neuen Roman Todesnacht am Niger .«
»Ich will
da unbedingt hin«, sagte Käthe Besserer, »wenn die schon mal in Deutschland ist.«
»Dann bring
mir doch bitte ein Buch mit. Todesnacht am Niger klingt spannend«, sagte
Linda und dachte an den langen Flug nach Windhoek.
Lene Grandels
Buch mit der Widmung würde sie wieder zurückbringen. Sie gehörte zu den Menschen,
die sich Bücher nicht liehen, sondern sie besitzen und nach dem Lesen ins Regal
stellen wollten. Sie hatte das Buch nur wegen des seltsamen Lesezeichens mitgenommen.
Sie spürte
die Müdigkeit in allen Gliedern, ihr Kreuz schmerzte, und ihre Augen brannten. Nach
dem Gespräch mit Pulle würde sie sich noch einmal ein, zwei Stunden aufs Ohr legen
und dann nach Tübingen fahren, um den aktualisierten Beitrag für die Abendsendung
fertigzustellen. Am nächsten Morgen würde sie sich dann mit Hadé treffen. Namibia
musste warten.
Die Afrikanerin
hatte ihr die Adresse gegeben, wo sie arbeitete, doch sie wollte nicht, dass Linda
dort hinkam. Als Treffpunkt hatten sie ein afrikanisches Restaurant in Stuttgart
verabredet, wo man sich ungestört unterhalten konnte.
»Du willst
wirklich nichts frühstücken? Soll ich dir ein Weckle schmieren?«, fragte Käthe Besserer.
Linda dachte
an Pulle.
»Au ja«,
sagte sie, »das wäre nett, »vielleicht zwei Brötchen, eines mit Käse, das andere
mit Wurst?«
Während
Käthe Butter auf die Brötchen strich und Linda die weiteren Schlagzeilen überflog,
kam ihr noch eine weitere Idee.
»Hättest
du vielleicht noch eine Flasche Wein für mich? Ich brauche ein Geschenk. Kriegst
ihn heute Abend zurück.«
»Klar. Was
soll’s denn sein?«
»Hast du
württembergischen Spätburgunder?«
»Ja. Denselben,
den Lene auch hatte. Hab ihn von ihr.«
Zehn Minuten
später verließ sie das Haus, die Brötchen und den Wein in der Tasche. Nicht schlecht
als Köder, dachte sie.
25
Der Priester ist jung, Mitte
30, schätzt Hadé, und er trägt europäische Kleidung, keine traditionelle, wie sie
es eigentlich erwartet hat. Seine blauen Jeans sind abgewetzt und von zahlreichen
dunklen Flecken überzogen, das T-Shirt, ein ehemals schwarzweißes Fußballtrikot,
ist zerrissen und so mit roter Farbe beschmutzt, dass man die Aufschrift darauf
nicht lesen kann.
»Tu, was
Chief Adam Amaka Izoua dir sagt«, flüstert Mahama, bevor sie eintreten, »er hat
die Macht, mit den Geistern zu sprechen und Tote zu erwecken. Er wird es dir beweisen!«
Chief Adam
Amaka Izoua begrüßt Hadé mit einem breiten Grinsen, nimmt ihr den Korb mit den Opfergaben
ab und führt sie im Inneren des Hauses in einen abgetrennten Raum.
Das ist
der Schrein, das Allerheiligste des Priesters. Nur durch die Fasern des Bastvorhangs
vor der Tür dringt etwas Licht herein. Hadé sieht sich ehrfurchtsvoll in dem kleinen
Raum um.
Eine Kerze
brennt auf dem Boden, und der aufsteigende Rauch verbreitet durch ein Büschel Kräuter,
das darüber hängt, einen süßlichen Geruch. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit
gewöhnt haben, erkennt sie ein Sammelsurium an Figuren, Fellen, Gehörnen, Spiegeln,
Vogelfedern und Masken an den Wänden, Kalebassen, Töpfe und Krüge stehen auf dem
Boden, wo sie jetzt gegenüber des Priesters Platz nimmt. Mahama ist draußen vor
der Hütte geblieben.
»Alles was
du jetzt siehst und was jetzt geschieht, ist entweder die Wahrheit oder dein Wunsch«,
sagt Chief Adam Amaka Izoua mit betörender Stimme. »Du wirst nichts von dem, was
nun geschieht, einer anderen Person verraten, oder die Kraft des gris-gris, den
ich dir geben werde, ist verwirkt.«
Hadé nickt.
Sie
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