Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
Vom Netzwerk:
uns überrascht hat«, fuhr Jens Bosch fort.
    »Dieses
Brecheisen. Der tödliche Schlag wurde eindeutig mit dem Brecheisen durchgeführt,
nicht mit der Rotweinflasche. Ein einziger heftiger und tödlicher Schlag.«
    »Moment.
Heißt das, dass der Täter gar nicht mit der Rotweinflasche zugeschlagen hat?«, fragte
sie und sortierte die Gedanken in ihrem Kopf: Die Flasche war im Garten zertrümmert
worden. Wenn sie nicht die Tatwaffe gewesen war, was hatten dann die Scherben in
der Wiese und die Rotweinspuren im Gras zu bedeuten?
    »Nicht ganz«,
sagte Jens Bosch, »aber die Sache wird genau hier kompliziert: die Glasscherben
in der Kopfwunde, die Anordnung von Blut und Rotwein auf dem Schädel der Toten haben
ergeben, dass der Täter nicht zuerst mit der Rotweinflasche zugeschlagen und dann
mit dem Brecheisen nachgeholfen hat, sondern umgekehrt.«
    Jetzt betonte
er jedes Wort: »Erst als Lene Grandel schon tot war und man sie in ihren Garten
gebracht hatte, wurde die Flasche auf ihrem Kopf zertrümmert.«
    Jens Bosch
lehnte sich zurück und ließ Linda Zeit, die neuen Erkenntnisse auf sich wirken zu
lassen.
    »Das klingt
alles äußerst kompliziert«, sagte sie schließlich. »Also noch mal von vorn: Lene
Grandel geht in den Wald. Allein?«
    »Vermutlich.«
    »Das heißt,
sie trifft ihren Mörder am Tatort?«
    »Ja. Nehmen
wir mal an, er hat sie verfolgt oder ihr aufgelauert«, dachte der Kommissar laut.
»Dann hat er mit dem Brecheisen zuschlagen. Ein gezielter Schlag auf den Schädel.
Ende. Soweit die Theorie.«
    Linda sah
die Szene im Geiste vor sich. Lene Grandel im Wald, womöglich auf dem Weg zu dem
geheimnisvollen Container, von dem Hadé gesprochen hatte? Und das Brecheisen? Hatte
sie es dabei, um die Gefangenen zu befreien? Oder hatte es der Mörder mitgebracht,
weil er geplant hatte, sie damit zu erschlagen? Jens Bosch unterbrach ihre Gedanken.
    »Die Rechtsmedizin
in Freiburg hat herausgefunden, dass der tödliche Schlag von vorne ausgeführt wurde,
also hat man ihr nicht aus dem Hinterhalt aufgelauert.«
    Linda schüttelte
den Kopf.
    »Das heißt,
sie stand ihrem Mörder gegenüber?«
    »Jedenfalls
sah sie ihn wohl, als er zuschlug«, ergänzte Jens Bosch.
    »Falls sie
den Täter gekannt hat und von ihm keinen Angriff befürchtete, hatte er in Ruhe Zeit,
den Schlag gezielt zu planen.«
    Der Gedanke,
der ihr schon vor einigen Minuten gekommen war, war so naheliegend, dass ihr die
Lösung fast schon zu einfach schien.
    »Ihr wisst,
dass es eine Nichte gibt?«, fragte Linda.
    »Klar. Lebt
in Südamerika. Seltsamerweise hält sie sich derzeit in Deutschland auf. Wir sind
dabei, ihr Alibi zu überprüfen.«
    Linda hatte
schon wieder einen anderen Gedanken, doch den wollte sie Jens Bosch gegenüber nicht
äußern. Noch nicht. Erst, nachdem das Versprechen, das sie Hadé gegeben hatte, eingelöst
war. Sollte Lene Grandel das Brecheisen selbst mit in den Wald genommen haben, hätte
ihr der Täter die Mordwaffe erst abnehmen müssen, um dann zuzuschlagen. Ein kurzer
Kampf, ein Schlag, das Ende. Denkbar.
    »Könnte
sie die Tat nicht doch vielleicht geahnt und sich gewehrt haben?«
    »Ein Kampf
hätte an ihrem Körper Spuren hinterlassen. Wir haben nichts gefunden, was darauf
hindeutet. Außer, dass ihr ein Ohrring fehlt.«
    Linda gab
sich damit nicht zufrieden. Ein mächtiger Gegner wie Agim Zoto konnte einer alten
Frau die Tatwaffe sicher ohne Gegenwehr entwinden. Überraschte sie am Container,
nahm ihr das Brecheisen weg und schlug zu.
    Das war
für Linda, bei allem, was sie bislang wusste, die plausibelste Erklärung. Agim Zoto
oder Horst Reiter.
    Zumindest,
falls Lene Grandels Nichte ein Alibi hatte.
    »Egal«,
fuhr sie fort, »lassen wir das offen, aber was passierte dann?«
    »Nun, der
Täter schaffte die Leiche vom Tatort weg in ihren Garten.«
    »Und wie?
In einem Fahrzeug?«
    »Vermutlich.
In diesem Fahrzeug muss es Spuren geben.«
    »Er legt
die Tote also in ihrem Garten ab und die Tatwaffe gleich dazu. Aber warum?«
    »Weil er
die Idee hat, den Tatort zu vertuschen und die Tat diesem Pulle in die Schuhe zu
schieben. Er zertrümmert die Rotweinflasche auf dem Schädel der Leiche und weil
er weiß, dass dieser Schlag nicht tödlich gewesen wäre, lässt er auch das rostige
Brecheisen, auf dem es keine Fingerabdrücke gibt, am fingierten Tatort zurück.«
    »Und glaubte
so, Pulle die Tat anhängen zu können.«
    »Ja. Ich
halte Eberle allerdings nicht für so blöd, ausgerechnet die zertrümmerte

Weitere Kostenlose Bücher