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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Speicher, Schuppen und Lagerhäuser die Kaianlage. Auf
der freien Fläche zwischen den Ankerplätzen lagerten Containertürme, entlang der
beiden Wasserstraßen, die sich an der Spitze der Landzunge trafen, hatten Frachter
aus Shanghai, Singapur, Dubai, Antwerpen, Long Beach und Bremerhaven festgemacht.
    An der Zufahrt
zu den Containerterminals verhandelte Ulla auf Yoruba mit dem uniformierten Wächter,
und er ließ sie zu Fuß in den Hafenbereich. Alan bezahlte Johnny Cash, der sich
zu ihrem Standardchauffeur entwickelt hatte, und bat ihn, etwa eine Stunde vor dem
Tor auf sie zu warten.
    »Falls du
bis dahin nichts von uns hörst, kannst du abhauen!«
    Cash nickte,
drehte das Radio auf und parkte sein Taxi zwischen zwei grünen Frachtschuppen.

51
     
    »Bist du weitergekommen?«, fragte
Käthe Besserer, als Linda am nächsten Morgen in aller Frühe ihren Kaffee trank.
    »Ich hab’
nicht viel Zeit. Hier, das Buch«, sagte sie, »ich hatte es bei Lene mitgenommen,
legst du es bitte wieder zurück? Es ist eine Widmung von ihrer Nichte drin.« Sie
legte den Roman auf den Küchentisch.
    »Ich habe
auch eines für dich!«, strahlte Käthe Besserer. »Gestern Abend war doch die Lesung
von Estebana Cortez in der Stadthalle Singen!«
    »Und? War’s
gut?«
    »Genial!«,
schwärmte Käthe. »Der Saal war proppenvoll. Die Cortez stammt ja aus der Gegend,
ich wusste das gar nicht.«
    »Echt? Und
woher?«
    »Direkt
aus Singen. Und die liest auch so toll. Die Geschichte ist echt beängstigend. Wusstest
du, dass es immer noch Sklaven in Europa gibt? Frauen, die aus Afrika hierher kommen
und dann in der Prostitution landen?«
    Linda sah
erstaunt auf.
    »Davon handelt
das Buch?«
    »Ja. Nicht
nur, aber deswegen fliegt Thekla Thodd an den Niger. Ich hab dir übrigens ein Buch
signieren lassen. Warte!«
    Käthe ging
in den Flur und kam mit dem Roman zurück.
    »Hier, für
dich. Als Erinnerung an deinen Besuch.«
    Todesnacht
am Niger.
    »Danke«,
sagte Linda und schlug die erste Seite auf. » Für Linda .« Stand dort mit schwungvoller
Handschrift geschrieben. Und die Signatur Estebana Cortez .
    Lindas Blick
erstarrte. Sie griff nach dem Buch, das sie in Lene Grandels Zimmer auf dem kleinen
Tisch neben dem Spektiv gefunden hatte und verglich die Schrift der Widmung.
    »Das gibt
es doch nicht …!«, murmelte sie.
    »Was hast
du?«, fragte Käthe.
    »Hier. Sieh
dir das an! Die Handschrift in Lenes Buch Für meine liebe Tante Lene. Deine Stefanie und die in meinem: Für Linda . Es ist dieselbe Schrift. Hier, das ›L‹, genau
der gleiche Bogen, derselbe Schwung. Das kann kein Zufall sein!«
    »Aber das
hieße ja dann – …« Käthe stockte.
    Estebania
Cortez. Linda dachte den Satz zu Ende. Estebania – Estefania – Stefanie! Das war
ein und derselbe Name. Auf Spanisch und auf Deutsch …
    Dann sprach
sie es aus: »Estebana Cortez ist Stefanie, die Nichte von Lene Grandel. Richtig.«
    »Oh mein
Gott. Wenn ich das gewusst hätte. Dann hätte ich gestern doch mit ihr gesprochen!«
    »Du sagtest
doch, ihre Nichte lebt im Ausland. Südafrika. Südamerika wäre richtig gewesen! Surinam.
Schau hier, ihre Vita auf dem Buchrücken: Estebana Cortez wurde in Deutschland
geboren und lebt seit ihrer Heirat mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Surinam .«
    Käthe Besserer
ließ sich auf einen Stuhl fallen und schüttelte den Kopf. Das war ein bisschen zu
viel für die alte Dame. Die berühmte Schriftstellerin war die Nichte ihrer Nachbarin!
Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
    »Klar«,
sagte Linda, »Estebana ist ein spanischer Name und steht für Stefanie. Und Cortez
ist wahrscheinlich ihr Pseudonym. Oder der Name ihres Mannes, aber das können wir
noch herausfinden.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. Und die Thematik? Sklaven
in Europa? Hatte Lene ihrer Nichte von dem Container im Wald erzählt? War hier die
Lösung zu suchen? »Aber was ich noch viel lieber herausfinden würde« – sie starrte
auf die Signatur – »ob sie zur Tatzeit auch schon in Deutschland war …«

52
     
    Eines Abends trifft Hadé auf
Fred.
    Fred wartet
am Terminal des Hafens von Tanjah auf die Fähre. Er spricht sie an, als sie das
Continental-Hotel verlässt, um wieder zurück zu ihrem Versteck zu gehen. Hadé erschrickt.
Es ist das erste Mal auf ihrer Flucht, dass sie von einem Weißen angesprochen wird.
Fred ist jung, etwa Mitte 20, gut einen Kopf größer als Hadé, hat kurze braune Stoppelhaare
und ist unrasiert. Er trägt verschmierte Jeans und ein

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