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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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kurzes Unterhemd und raucht
eine Zigarette nach der anderen. Sie gehen zu seinem LKW, und er nimmt sie mit in
die bequeme Fahrerkabine. Fred ist fast zärtlich und bezahlt, ohne zu feilschen.
Danach bietet er ihr eine Zigarette an.
    Er erzählt
ihr, dass er aus Deutschland komme, im Auftrag einer Spedition aus einer Stadt,
deren Namen sie noch nie gehört hat, und über Spanien, Frankreich und die Schweiz
dorthin zurück fahre.
    »Du willst
nach Europa, richtig?«, fragt er und bläst den Rauch zum halb geöffneten Fenster
der Fahrerkabine hinaus. »Und wartest auf ein Boot?«
    Hadé nickt.
    »Schon lange?«
    Sie sagt
es ihm.
    »Hm. Und
wie lange willst du noch warten, und im Hafen von Tanjah die Kerle bedienen?«
    »Bis unser
Boot kommt«, antwortet Hadé.
    »Da bist
du nicht allein«, meint Fred. »Hier im Hafen treiben sich viele von deiner Sorte
herum. Manche versuchen nachts, sich auf den LKWs zu verstecken. Viele gehen dabei
drauf, weil sie in den Containern ersticken oder aus irgendwelchen Verstecken zwischen
den Achsen rausfallen und überrollt werden. Du kannst mit mir kommen«, bietet er
an. »Bequem, und ohne extra zu bezahlen. Ich nehm’ dich mit. Einfach so. Im Container,
zwischen der Ladung. Da gibt’s Lüftungsschlitze. Nicht im Getriebetunnel, wo du
verbrennst, wenn die Maschine glüht.«
    Hadé sieht
ihn mit großen Augen an.
    »Und warum
würden Sie das tun? Es ist doch riskant!«
    »Das ganze
Leben ist ein Risiko. Und ich möchte dir gerne helfen. Ich weiß, es sind Tausende,
die wie du in Europa ihr Glück suchen. Und ich sage dir auch offen, du wirst es
nicht finden. Europa will euch nicht. Man wird dich behandeln wie den letzten Dreck.
Und man wird dich zurückschicken. Du bist ruckzuck wieder in Afrika, falls du es
überhaupt bis nach Spanien schaffst!«
    Fred schweigt,
und Hadé denkt über sein Angebot nach. Statt der riskanten Bootspassage übers Meer
im Container eines LKW auf der Fähre? Klingt verlockend. Aber was würde Akpan dazu
sagen? Es ohne sein Einverständnis zu versuchen, kommt für Hadé nicht in Frage.
Sie braucht Mahamas Hilfe in Europa, wenn sie nicht so enden will, wie Fred es ihr
prophezeit hat.
    »Ich bin
nicht allein«, sagt sie. »Meine Schwester.«
    »Das ist
kein Problem«, antwortet Fred. »Der Container ist groß genug. Aber mehr als euch
beide nehme ich nicht mit. Auf keinen Fall! Die messen jetzt manchmal das Kohlendioxid
in den Containern. Damit können sie erkennen, ob da drin jemand atmet. Wenn sie
mich erwischen, beschlagnahmen sie meinen Truck, und ich kann einpacken.«
    Hadé nickt.
Und verspricht Fred, noch in der Nacht mit ihrer Schwester zum Hafen zu kommen.

53
     
    Sie hatten das Werksgelände am frühen
Morgen betreten, noch bevor die ersten Arbeiter aufkreuzten, waren am Maschendrahtzaun
entlang gegangen war, an den Brombeerranken und Brennnesseln vorbei, bis sie die
Vespa erreicht hatten. Pulle war also noch im Kieswerk! Lindas linke Hand umkrallte
den Pfefferspray, in der rechten hielt sie die Köder. Sie war mit Hunden aufgewachsen,
schon ihr Opa hatte einen Rottweiler als Wachhund auf seinem Hof gehabt, sie war
als Kind auf der Dogge eines Onkels sogar geritten und wusste, dass ein Hund die
Angst eines Menschen spüren konnte.
    Angst hatte
sie nun wirklich keine. Ein wenig Respekt durchaus, das war bei Dobermann und Ridgeback
auch angebracht, alles andere wäre leichtsinnig gewesen. Doch sie hatte sich ihren
Plan zurecht gelegt und wusste genau, was sie tat. Die Hunde waren die ganze Nacht
im Freien gewesen. Jetzt am Morgen würde Zoto kommen und sie füttern. Sie mussten
hungrig sein. Es war jetzt nur wichtig, die Hunde nicht zu überraschen und so einen
Angriff zu provozieren. Sicher waren sie darauf getrimmt, sofort jeden Fremden anzugreifen,
der sich dem Gelände näherte.
    Linda ließ
Hadé außerhalb des Zaunes zurück und schlich sich allein auf das Gelände. Sie ahmte
den Pfiff Zotos nach, den sie in der ersten Nacht gehört hatte. Die Hunde reagierten
sofort und kamen ihr bellend entgegen, als sie aus dem Trampelpfad auf das Werksgelände
trat. Sie ging langsam in die Hocke, begab sich so auf Augenhöhe mit den Tieren
und ließ den Hunden Zeit, zu reagieren. Die nächsten Sekunden würden alles entscheiden.
Noch einmal ertönte der Pfiff, der den Hunden vertraut war. Die drei Wächter blickten
sie aufmerksam an, stellten die Ohren auf und stürmten heran, die beiden Dobermänner
voraus, den etwas massigeren Ridgeback im Schlepp.
    Das

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