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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Silbe,
die ihr das Herz einschnürte? Der Hilferuf ihrer Tochter, die offensichtlich ihre
Mutter erkannt hatte, in Sekundenbruchteilen, als ihr Kopf auf Höhe des schmalen
vergitterten Fensterschlitzes war?
    Hadés Antwort
gellte durch die hereinbrechende Nacht, und der Schrei ließ eine Schar Krähen, die
sich auf den umliegenden hohen Bäumen zum Schlafen niedergelassen hatte, wieder
aufstieben und krächzend davonfliegen. Das Bellen der Hunde klang wie ein höhnisches
Echo, doch Hadé registrierte es nicht.
    »Doudouuuuuuuu!«
Das Wort, der Name ihrer Tochter, ging in ein langes Schluchzen über, die Tränen
erstickten ihre Stimme, sie sank auf die Knie, achtete nicht auf die Dornen und
spitzen Aststücke, die ihr die Haut zerkratzten, ihre Finger glitten an der glatten
Containerwand nach unten, ihre glühende Wange presste sich gegen das kalte Metall,
und wimmernd und heulend stammelte sie immer nur das eine Wort, schrie es sich aus
der Seele, wie in Trance, wie in einem Traum, wie in einem unwirklichen Leben. Sie
wusste, dass es von da drinnen keine Antwort gab, sie wusste, dass niemand von dort
drinnen das Wort ›Ma!‹ gerufen hatte, dass es wie das Tock-tock-tock nur Einbildung
war, oder vielleicht ein Vogel, ein Specht, der sie in ihrem Schmerz zum Narren
hielt.
    »Doudouuuuuuuu!«
    Linda beugte
sich zu Hadé hinunter, die vor der grauen Containerwand zusammengebrochen war. Ihr
war es sofort klar geworden, dass der Container leer war, als sie an der Längsseite
das geöffnete Vorhängeschloss entdeckt hatte. Die Menschen, die man dort versteckt
hatte, waren fort!
    Was musste
in der Mutter vorgehen, jetzt, wo sie kurz vor dem Ziel gestanden war, ihre verloren
geglaubte Tochter zu befreien und erkennen musste, dass das Gefängnis verlassen
war? Ihr Schreien und Rufen war inzwischen in ein leises Wimmern übergegangen.
    Für einen
Augenblick konzentrierte sie sich zu sehr auf Hadé und ihr Schluchzen. Nur so konnte
sie es sich später erklären, dass sie das Bellen der Meute nicht eher wahrgenommen
hatte.
     
    Hinter einer heruntergekommenen
Tankstelle blickten Ulla und Alan durch ein Eisentor in einen Innenhof, in dem sich
einige Männer an einem geöffneten blauen Stahlcontainer zu schaffen machten. Computermonitore
lagerten auf einem rostigen Pickup und schienen auf den Abtransport zu warten. Ulla
blieb hinter dem Eisentor zurück, und Alan schlich in den Hof, um mit seinem Handy
ein paar Fotos zu machen. ›Gefährlich nahe‹, dachte Ulla. Die Männer mussten ihn
entdecken!
    Die weiße
Beschriftung an der stählernen Stirnwand des Containers leuchtete. Alan kannte die
Buchstaben- und Zahlenfolge inzwischen auswendig. Er drückte auf den Auslöser seines
Handys. Container FARG088835 3 mit Elektroschrott aus Bremerhaven war in
Lagos gelöscht worden. Datum von heute, Uhrzeit.
    Speichern.
    Mitteilung
verfassen.
    Multimedia.
Senden .
    Mitteilung
gesendet an: Linda Handy .
    Alan grinste.
    »Reicht
dir das noch nicht?«, rief Ulla, die sich versteckt im Hintergrund gehalten hatte
und nervös die Männer am Container beobachtete. »Pass auf, sie haben dich entdeckt!«
    Einer von
ihnen hatte bemerkt, dass Alan mit dem Handy Fotos gemacht hatte, löste sich aus
dem Pulk und kam mit wütendem Blick auf sie zu. Er brüllte etwas in einem Dialekt,
den Ulla nicht verstand, doch sie fand, dass es bedrohlich klang.
    Alans Grinsen
war verschwunden.
     
    Agim Zoto kam mit den Hunden zu
der Stelle, wo die Frauen über den Zaun geklettert waren, und fluchte.
    ›Lass sie
doch nach dem Container suchen‹, dachte er. ›Werden sich wundern!‹
    Er hatte
das Tuch, das im Stacheldraht hing, erkannt, dazu den Fetzen aus Lindas Jacke und
ahnte, dass die Afrikanerin sich mit dieser Schnüfflerin hier herumtrieb, von der
er inzwischen wusste, dass es sich um eine neugierige Journalistin und nicht um
eine Polizistin handelte. Sie würde ihn nicht noch einmal an der Nase herumführen.
    ›Das ist
gut, sehr gut‹, dachte er, als er die Stoffteile betrachtete. Mit dieser Duftspur
war es ein leichtes Spiel, die Hunde auf die Fährte der schwarzen Hexe zu setzen.
Er riss das Tuch vom Zaun und steckte es ein.
    Das blaue
Blinken im Bodenlaub machte ihn auf den kleinen Gegenstand aufmerksam, der auf der
anderen Seite des Zauns auf dem Boden lag. Ein Handy! Er suchte nach einem Stock
und stocherte so lange im Laub danach, bis es in Griffweite lag und er es mit ausgestrecktem
Arm durch den Zaun hindurch erreichte. Es musste entweder dieser

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