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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Journalistin oder
der schwarzen Hexe beim Überklettern des Zauns aus der Tasche gefallen sein.
    Die blinkende
Mitteilung erregte seine Neugier, und da kein Tastenschutz aktiv war, gelang es
ihm ohne Probleme, die Nachricht zu lesen. Ein Foto zeigte einen stahlblauen Container,
wie sie ihn auch jetzt wieder mit Elektroschrott beladen hatten. Darunter eine kurze
Nachricht:
    Hi Linda.
– Also das Handy der Journalistin! – Gesuchter Container in Lagos
gefunden.
    Agim Zoto
pfiff durch die Zähne.
    Da hatte
diese Schnüfflerin jemanden in Lagos beauftragt, nach dem Container zu suchen! Der
Absender trug im Handy den Namen Alan Scott. Zoto war sich darüber im Klaren, dass
er die Frau aufhalten und seinen Boss informieren musste. Er erreichte Reiter per
Handy drüben im Kieswerk und erzählte ihm von dem Foto und der SMS aus Lagos.
    »Und du
weißt, wer der Absender ist?«, fragte Reiter.
    »Ja. Ein
gewisser Alan Scott.«
    »Gut. Dann
schick ihm im Namen dieser Journalistin eine Antwort zurück. Schreib ihm, er soll
im Hafen nach Mahama fragen. Ich werde dafür sorgen, dass er danach nicht mehr weit
kommt!«
    »Und wie?«
    »Das lass
mal meine Sorge sein. Mahama wird sich um ihn kümmern, und er kennt Methoden, die
sind todsicher!«
    Reiter lachte.
    Agim Zoto
hatte verstanden.
    Sekunden
später verließ die SMS Lindas Handy und lockte Alan Scott in die Falle.
    Frag im
Hafen nach Mahama! Linda.
    Zoto war
so klug, danach alles zu löschen.
     
    Die Miene des Mannes verriet wenig
Freundlichkeit, er hob drohend die Faust und zeigte Alan mit ausgestrecktem Arm,
dass er verschwinden solle.
    »Los, lass
uns abhauen«, warnte Ulla, »das riecht nach Ärger!«
    »Okay, gehen
wir zurück. Los, zum Taxi!«, rief Alan und bewegte sich rückwärts auf das Tor zu.
Er ließ den Mann nicht einen Moment aus den Augen.
    Ulla eilte
voraus und Alan legte an Tempo zu, als er plötzlich die Vibration des Handys in
seiner Hand spürte. Antwort von Linda. Er blieb stehen, starrte auf das Display
und las:
    Frag im
Hafen nach Mahama! Linda.
    Er sah zu
dem Mann, der ihm gefolgt war und immer noch schimpfte.
    Frag im
Hafen nach Mahama!
    »Was ist?«,
rief Ulla aus sicherer Entfernung.
    »Geh’ du
vor. Ich komme gleich nach! Vielleicht kriege ich noch was raus. Warte im Taxi.
Sie haben dich noch nicht gesehen!«, rief Alan auf Deutsch in ihre Richtung. Ulla
signalisierte das Okay der Tauchersprache und zog sich weiter zurück.
    »Ulla?«
    Sie blieb
noch einmal stehen und drehte sich um.
    »Hier, nimm
mein Handy. Wegen der Fotos. Nur für alle Fälle!«
    Er warf
es ihr in hohem Bogen zu, und Ulla fing es geschickt auf. Alan wandte sich wieder
dem Arbeiter zu, der inzwischen gefährlich nahe heran gekommen war. Er hatte seinen
Kopf bis auf eine Locke über der Stirn kahl geschoren und war barfuss, seine kurze
Hose hing in Fetzen bis über die Knie, die Farbe des T-Shirts war unter den schwarzen
Ölflecken und anderem Schmutz nicht mehr zu erkennen.
    Was Alan
nicht mitbekam, war, dass einer der Männer, der auf der anderen Seite des Containers
im Schatten saß, auf seinem Handy einen Anruf aus Deutschland entgegennahm.

59
     
    Der Zodiac steuert in die Nacht,
in das schwarze Nichts. Keine Positionsleuchten an Bord verraten sie den Patrouillenbooten
der Polizei, der Kapitän verlässt sich auf seine Erfahrung und auf den Schutz der
Dunkelheit, hält stur nach Norden, seiner inneren Orientierung folgend. Der Sternenhimmel
ist keine Hilfe mehr, nur der kleine Kompass mit dem leuchtenden Zifferblatt dient
ihm als Führer.
    Hadé sieht
das weiße Leuchten im schwarzen Wasser und erschrickt. Das Meer scheint zu leben.
Die Schaumkronen tanzen einen Teufelstanz, und das Boot tanzt mit. Immer heftiger
toben die Wellen, und als der erste Blitz wie eine zuckende Baumschlange vom Himmel
fällt, schließt Hadé verzweifelt ihre Augen.
    Der Zodiac
hüpft auf und ab, wird hart gegen eine Wasserwand geschleudert, bäumt sich auf,
fällt in einen Abgrund und schlingert weiter.
    »Wir kentern!«,
schreit eine Stimme panisch, »wir werden alle ertrinken!« eine andere. Haben sie
recht? Würde das Meer ihr Grab sein? Sind all die Qualen, die Schmach, die Strapazen
ihrer Reise durch die Wüste umsonst gewesen? Nein! Das darf nicht sein! Hadé beginnt
zu beten.
    Jetzt tobt
sich das Unwetter über ihnen aus. Blitze erhellen für Sekunden die durchnässten
Menschen an Bord. Glänzende Gesichter, in denen die Augen, weit aufgerissen vor
Angst, wie weiße Kugeln leuchten,

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