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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sollte, dann die Regierung.«
    »Mhm.«
    »Und die Industriebosse. Ich habe übrigens von einem interessanten Beispiel dafür gelesen, wie Inflation entstehen kann.«
    »Aha?«
    »Als die Engländer im Oktober 1918 Damaskus eroberten, brachen ihre Truppen in die Reichsbank ein und klauten alle Geldscheine, die dort lagerten. Die Soldaten hatten keine Ahnung, wie viel das Geld wert war. Unter anderem gab ein australischer Kavallerist einem Jungen, der sein Pferd beim Pinkeln hielt, eine halbe Million.«
    »Muss man Pferde festhalten, wenn sie pinkeln?«
    »Die Preise schössen um das Hundertfache in die Höhe, und schon ein paar Stunden später kostete eine Rolle Toilettenpapier tausend Mäuse.«
    »Gab es in Australien tatsächlich schon Toilettenpapier? Zu der Zeit?«
    Mohren seufzte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sein Intellekt darunter litt, niemals einen anderen Menschen als Malmström zu haben, mit dem er sich unterhalten konnte. »Damaskus liegt in Arabien«, sagte er mit schwerer Stimme. »Genauer gesagt in Syrien.«
    »Oh, verdammt.« Malmström hatte sich in der Zwischenzeit angezogen und musterte das Ergebnis im Spiegel. Er zupfte brummend seinen Bart zurecht und schnippte gereizt ein paar, für Normalsterbliche unsichtbare, Partikel von seiner Clubjacke. Er legte die Badehandtücher nebeneinander auf den Fußboden, ging zum Kleiderschrank und holte ihre Waffen heraus. Legte sie auf die Handtücher und holte Putzwolle und einen Kanister Reinigungsflüssigkeit.
    Mohren warf einen zerstreuten Blick auf das Arsenal und sagte:
    »Wie oft hast du das eigentlich schon gemacht? Außerdem sind die doch alle so gut wie fabrikneu.«
    »Man muss seine Sachen in Ordnung halten«, erwiderte Malmström. »Es ist wichtig, dass man seine Waffen gut pflegt.« Die Ausrüstung hätte ausgereicht, um einen kleineren Krieg anzufangen oder zumindest eine Revolution anzuzetteln. Sie bestand aus zwei Pistolen, einem Revolver, zwei Maschinenpistolen und drei abgesägten Schrotflinten.
    Die Maschinenpistolen waren das Standardmodell der schwedischen Armee, die übrigen Waffen dagegen ausländische Fabrikate.
    Die beiden Pistolen waren großkalibrige Waffen, es handelte sich um eine spanische 9-Millimeter-Parabellum der Marke Firebird und eine automatische Llama IX A Kaliber .45; der Revolver stammte ebenfalls aus Spanien, ein Astra Caix 45, ebenso die eine Schrotflinte, eine Maritza. Die beiden anderen stammten aus anderen Teilen des Kontinents, eine belgische Continental Supra de Luxe und eine österreichische Ferlach mit der romantischen Modellbezeichnung Forever Yours. Malmström war »Wer immer den Lauf dieser Büchse abgesägt hat, sollte selber eine Ladung Schrot in den Arsch kriegen«, sagte er. »Vermutlich hat er sie nicht auf die gleiche Art bekommen wie wir.«
    »Hä? Das kapiere ich nicht.«
    »Nicht auf ehrliche Art erworben, meine ich«, sagte Mohren ernst.
    »Vermutlich hat er sie gestohlen.«
    Er wandte sich wieder der Aussicht zu. Nach einer Weile sagte er:
    »Stockholm ist wirklich eine spektakuläre Stadt. Das muss man schon sagen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Man muss sie aus der Distanz genießen. Im Grunde ist es ganz gut, dass es einem erspart bleibt, oft auszugehen.«
    »Hast du Schiss, in der U-Bahn gefilzt zu werden?«
    »Unter anderem. Zum Beispiel, ein Stilett in den Rücken zu bekommen. Oder eine Axt in den Schädel. Oder von einem hysterischen Polizeipferd zu Tode getrampelt zu werden. Die Menschen können einem wirklich leidtun.«
    »Welche Menschen?«
    Mohren machte eine ausladende Handbewegung. »Die Menschen da unten. Stell dir vor, immer nur schuften und sich abrackern, um die Raten für Auto und Sommerhaus zusammenzukratzen, während die eigenen Kinder sich zu Tode fixen. Wenn deine Frau nach sechs Uhr abends die Nase vor die Tür steckt, wird sie vergewaltigt, und du selbst traust dich nicht mal, in die Abendandacht zu gehen.«
    »In die Abendandacht?«
    »Nur als Beispiel. Hat man mehr als einen Zehner dabei, wird man ausgeraubt. Und hat man weniger als einen Zehner, stechen einen die Ganoven aus lauter Enttäuschung ab. Vor ein paar Tagen habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Bullen sich nicht mehr allein aus dem Haus trauen. Die Polizei ist immer seltener Bestandteil des Straßenlebens, und es bereitet immer größere Probleme, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Oder so ähnlich. Irgendein hohes Tier aus dem Justizministerium hat das gesagt. Nein, ich freue mich darauf,

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