Verschlossen und verriegelt
er zu seinem Wagen zurück und widmete die folgende halbe Stunde der Aufgabe, Zecken aus Haaren und Kleidern zu zupfen. Als Rune Ek eine Stunde später abgelöst wurde, hatte Werner Roos sich noch nicht wieder blicken lassen. Allem Anschein nach konnte es noch Stunden dauern, bis er sich aus den Armen der Rothaarigen löste, um hoffentlich seine Freunde Malmström und Mohren zu besuchen.
14
Hätte jemand Gelegenheit gehabt, die Sonderkommission der Polizei mit der Bande der Bankräuber zu vergleichen, hätte er festgestellt, dass sie einander in vieler Hinsicht ebenbürtig waren. Die Sonderkommission verfügte über enorme technische Ressourcen, aber dafür besaßen ihre Widersacher große Mengen bar verfügbares Kapital und waren der anderen Seite zudem immer einen Schritt voraus.
Malmström und Mohren wären wahrscheinlich gute Polizisten geworden, wenn es jemand fertiggebracht hätte, sie davon zu überzeugen, eine derart dubiose Laufbahn einzuschlagen. Ihre körperlichen Voraussetzungen waren hervorragend, und an ihrer Intelligenz gab es im Großen und Ganzen auch nichts auszusetzen.
Keiner der beiden hatte sich jemals mit etwas anderem als ungesetzlichen Aktivitäten befasst, und nun, im Alter von dreiunddreißig beziehungsweise fünfunddreißig Jahren, konnten sie mit Fug und Recht von sich behaupten, kompetente Berufskriminelle zu sein. Da ihr eigentlicher Broterwerb jedoch nur innerhalb eines engeren Zirkels von Staatsbürgern als respektabel galt, hatten sie sich andere Berufe zugelegt. In Pässen, Führerscheinen und anderen Ausweispapieren nannten sie sich Ingenieur und Betriebsleiter, durchaus gut gewählte Titel in einem Land, in dem es von Ingenieuren und Betriebsleitern nur so wimmelte.
All ihre Papiere waren auf völlig andere Namen ausgestellt und selbstverständlich gefälscht, wirkten auf den ersten und zweiten Blick jedoch außerordentlich überzeugend. So hatten ihre Pässe sowohl bei schwedischen als auch ausländischen Grenzkontrollen bereits eine ganze Reihe von Prüfungen bestanden.
Persönlich wirkten die Herren Malmström und Mohren womöglich noch ehrenhafter. Sie machten einen sympathischen und gradlinigen Eindruck und waren darüber hinaus in prächtiger Verfassung. Vier Monate in Freiheit hatten ihr Aussehen bis zu einem gewissen Grad verändert; beide waren sehr braun, Malmström hatte sich einen Bart stehenlassen, und Mohren trug sowohl einen Schnurrbart als auch Koteletten. Die Sonnenbräune hatten sie sich nicht in simplen Touristenzentren wie Mallorca oder den Kanaren zugelegt, sondern während einer dreiwöchigen sogenannten Fotosafari in Ostafrika. Es war eine reine Erholungsreise gewesen; später hatten sie noch zwei Geschäftsreisen gemacht, die erste nach Italien, um ihre Ausrüstung zu vervollständigen, die zweite nach Frankfurt, um zwei tüchtige Assistenten anzuheuern.
In ihrem Heimatland hatten sie einige relativ bescheidene Banküberfälle verübt und außerdem zwei private Geldverleiher ausgeraubt, die es aus steuerrechtlichen Gründen nicht wagten, zur Polizei zu gehen.
Die Bruttoeinnahmen aus diesen Aktivitäten waren immens, aber sie hatten auch große Unkosten gehabt und mussten in der näheren Zukunft mit weiteren beträchtlichen Ausgaben rechnen.
Die Größe der Investitionen stand allerdings in einem gesunden Verhältnis zum erwirtschafteten Gewinn, so viel hatten sie immerhin von der Gesellschaft mit ihrer sozialen Marktwirtschaft gelernt, und über die Ziele, die sie sich gesteckt hatten, ließ sich mit Fug und Recht sagen, dass sie ausgesprochen ehrgeizig waren.
Malmström und Mohren arbeiteten für eine Idee, die zwar keineswegs neu, deshalb jedoch nicht weniger verlockend war. Sie würden noch ein einziges Ding drehen und sich anschließend zurückziehen.
Endlich den wirklich großen Coup inszenieren. Die Vorbereitungen waren im Großen und Ganzen abgeschlossen, alle Finanzierungsprobleme gelöst und der Plan praktisch fertig. Sie wussten zwar noch nicht, wo und wann, dagegen aber das Wichtigste: wie.
Das Ziel war tatsächlich in Sicht.
Malmström und Mohren waren, wie gesagt, passable Fachleute, aber bei weitem keine wirklichen Großkriminellen. Großkriminelle werden nämlich nie gefasst. Großkriminelle rauben keine Banken aus. Sie sitzen in Büros und drücken auf Knöpfe. Sie gehen kein Risiko ein. Sie vergreifen sich nicht an den heiligen Kühen der Gesellschaft, sondern widmen sich stattdessen legalisierter Ausbeutung, von der nur
Weitere Kostenlose Bücher