Verschlossen und verriegelt
einzelne Individuen betroffen sind.
Sie schlagen aus allem Profit, angefangen damit, dass sie Natur und Bevölkerung vergiften, um anschließend so zu tun, als würden sie den entstandenen Schaden mit - unwirksamen - Medikamenten heilen, bis dahin, dass sie ganze Stadtteile zu Slums verkommen und abreißen lassen, um stattdessen andere zu bauen, deren Behausungen schon bei ihrer Fertigstellung deutlich schlechter und gesundheitsgefährdender sind, als es die alten zum Zeitpunkt ihres Abrisses waren.
Aber vor allem werden sie niemals gefasst.
Malmström und Mohren hatten dagegen eine fast schon erschütternde Begabung, sich schnappen zu lassen. Nun aber glaubten sie endlich zu verstehen, woran das lag: Sie hatten in einem viel zu kleinen Maßstab operiert.
»Weißt du, woran ich beim Duschen gedacht habe?«, sagte Malmström.
Er trat gerade aus dem Badezimmer und breitete sorgsam ein Badehandtuch auf dem Fußboden vor sich aus. Ein weiteres hatte er um die Hüften geschlungen und ein drittes um die Schultern drapiert. Malmström hatte einen Reinlichkeitsfimmel. Es war bereits das vierte Mal, dass er an diesem schönen Tag duschte. »Ja klar«, erwiderte Mohren. »An Weiber.«
»Woher weißt du das?«
Mohren saß am Fenster und spähte auf Stockholm hinaus. Er trug eine kurze Hose und ein dünnes weißes Hemd und hielt sich ein Marinefernglas vor die Augen.
Die Wohnung, in der sie sich aufhielten, befand sich in einem der großen Hochhäuser auf den hohen Felsen von Danviksklippan, und die Aussicht war weiß Gott nicht schlecht.
»Arbeit und Weiber soll man nicht vermischen«, erklärte Mohren. »Du hast ja gesehen, was sonst passiert.«
»Ich vermische gar nichts«, sagte Malmström beleidigt. »Darf man jetzt nicht mal mehr denken?«
»Aber sicher«, erwiderte Mohren großzügig. »Denk du ruhig, wenn du kannst.«
Das Fernglas folgte einem weißen Dampfer, der Richtung Strömmen steuerte.
»Das ist doch tatsächlich die Norrskär«, sagte er. »Hätte nicht gedacht, »Niemanden, für den du dich interessierst. An welche hast du denn gedacht?«
»An die Bräute in Nairobi. Das waren geile Schüsse, was? Ich hab's ja immer gesagt, Nigger sind was Besonderes.«
»Das heißt Neger«, entgegnete Mohren belehrend. »In diesem Fall Negerin. Auf gar keinen Fall Nigger.«
Malmström sprühte sich sorgfältig unter den Armen und an ein paar anderen Stellen ein.
»Soso«, meinte er.
»Außerdem ist an Negerinnen nichts Besonderes. Falls du diesen Eindruck gewonnen haben solltest, dann lag das daran, dass du sexuell ausgehungert warst.«
»Wer's glaubt, wird selig«, sagte Malmström. »Übrigens, hatte deine viele Haare um die Möse?«
»Ja«, sagte Mohren. »Das hatte sie in der Tat, wenn ich es recht bedenke. In verblüffender Üppigkeit. Sie waren übrigens ziemlich hart. Borstig und unangenehm.«
»Und die Titten?«
»Schwarz«, antwortete Mohren. »Leicht hängend.«
»Ich glaube, meine hat gesagt, dass sie Mätresse ist. Oder auch Matratze. Kann das hinkommen?«
»Sie hat gesagt, dass sie Kellnerin ist. Vermutlich war dein Englisch ein wenig eingerostet. Übrigens hat sie geglaubt, du wärst Lokomotivführer.«
»Tja, jedenfalls war sie geil. Was war denn deine?«
»Lochkartenbearbeiterin.«
»Mhm.«
Malmström holte versiegelte Plastiktüten mit Unterwäsche und Strümpfen heraus, riss sie auf und begann sich anzuziehen. »Du wirst noch dein ganzes Vermögen für Unterhosen ausgeben«, sagte Mohren.
»Ich muss sagen, eine höchst eigenartige Leidenschaft.«
»Ja, es ist zum Heulen, wie teuer alles geworden ist.«
»Die Inflation«, meinte Mohren. »Daran sind wir selbst schuld.«
»Wie zum Teufel ist das möglich«, sagte Malmström. »Wir haben doch jahrelang gesessen.«
»Wir geben viel Geld für unnötige Dinge aus. Diebe sind immer so verdammt verschwenderisch.«
»Du nicht.«
»Nein, aber ich bin eine Ausnahme. Übrigens sind meine Rechnungen für Speisen und Getränke ziemlich hoch.«
»In Afrika wolltest du nicht mal für die Bräute zahlen. Und dann kam es, wie es kommen musste. Es war deine Schuld, dass wir drei Tage lang Weiber anbaggern durften, bis wir endlich welche gefunden hatten, die umsonst mitspielen wollten.«
»Das hatte nicht nur finanzielle Gründe«, widersprach Mohren. »Und ganz bestimmt nicht den Grund, die Inflation in Kenia zu bekämpfen. Meiner Meinung nach ist es aber so, dass Diebeslust den Wert des Geldes untergräbt. Wenn hier jemand im Knast sitzen
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