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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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hier, er hat auch heute wieder den Brief geöffnet. Ich frage mich, wie er ihn aufbekommt. Irgendeine Art von raffinierter Dampfbehandlung vielleicht. Wenn Roos nicht den Trick mit dem Haar benutzt hätte, würde man nicht merken, dass jemand am Umschlag herumgepfuscht hat. Warum ist er nur so neugierig?«
    »Er ist eine verdammte Ratte«, sagte Malmström. »So einfach ist das.«
    »Ja, das ist denkbar.«
    »Wie viele Tausender hat er eigentlich bekommen, seit wir mit der Arbeit angefangen haben?«
    »Um die hundertfünfzig. Nun hat er natürlich auch beträchtliche Ausgaben gehabt. Waffen, Autos, Reisen und so weiter. Außerdem geht er ein Risiko ein.«
    »Als ob der was riskieren würde«, widersprach Malmström. »Außer Roos weiß kein Mensch, dass wir ihn kennen.«
    »Und dann die Frau mit dem Dampfschiffnamen.«
    »Unglaublich, dass er mir diese Vogelscheuche aufschwatzen wollte«, sagte Malmström aufgebracht. »Anscheinend ist sie im Bett kaum zu gebrauchen, und bestimmt hat sie sich seit gestern nicht mehr gewaschen.«
    »Rein objektiv gesehen bist du nicht ganz gerecht«, wandte Mohren ein.
    »Faktum est, dass er dir eine ehrliche Beschreibung der Ware geliefert hat.«
    »Est?«
    »Und was das hygienische Detail anbelangt, so hättest du sie ja vorher desinfizieren können.«
    »Das glaubst du ja wohl selbst nicht.«
    Mohren zog drei Blätter aus dem Umschlag und legte sie vor sich auf den Tisch. »Heureka«, rief er. »Hä?«
    »Das ist es, worauf wir gewartet haben, alter Junge. Komm und sieh es dir an.«
    »Ich werd mich vorher noch kurz waschen«, erwiderte Malmström und verschwand im Badezimmer.
    Zehn Minuten später kehrte er zurück. Mohren rieb sich immer noch vergnügt die Hände. »Und?«, fragte Malmström.
    »Es scheint alles zu passen. Hier hast du den Grundriss. Perfekt. Und hier sind alle Zeiten. Bis ins kleinste Detail.«
    »Was ist mit Hauser und Hoff?«
    »Kommen morgen. Lies selbst.«
    Malmström las. Mohren lachte auf. »Worüber lachst du?«
    »Die Codes. Zum Beispiel, Jean hat einen langen Schnurrbart. Weißt du, woher er das kennt und was es ursprünglich bedeutet hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na, spielt auch keine Rolle.«
    »Steht da zweieinhalb Millionen?«
    »Zweifellos.«
    »Netto?«
    »Stimmt genau. Die Kosten haben wir ja schon erarbeitet.«
    »Minus fünfundzwanzig Prozent für Roos.«
    »Exakt. Jeder von uns bekommt genau eine Million.«
    »Wie viel davon kapiert dieser Mistkäfer Mauritzon?«
    »Nicht besonders viel. Den Zeitpunkt natürlich.«
    »Was ist der Zeitpunkt?«
    »Freitag, 14.45 Uhr. Aber hier steht nicht, welcher Freitag.«
    »Die Straßennamen sind ja ausgeschrieben«, sagte Malmström.
    »Vergiss Mauritzon«, sagte Mohren beruhigend. »Siehst du, was hier unten steht?«
    »Ja.«
    »Weißt du möglicherweise noch, was das heißt?«
    »Ja, sicher«, antwortete Malmström. »Klar, verdammt. Das ändert natürlich alles.«
    »Das will ich meinen«, sagte Mohren. »Mann, hab ich einen Schmacht auf Flusskrebse.«

15
    Hauser und Hoff waren zwei deutsche Gangster, die Malmström und Mohren auf ihrer Geschäftsreise nach Frankfurt engagiert hatten. Beide hatten gute Referenzen, und die Verhandlungen hätte man im Grunde brieflich führen können. Malmström und Mohren waren jedoch ebenso penibel, wie ihr Planer vorsichtig war, und den Ausflug nach Deutschland machten sie wenigstens zum Teil auch deshalb, weil sie sehen wollten, wie ihre eventuellen Mithelfer aussahen.
    Die Begegnung fand Anfang Juni statt. Sie sollten sich mit Hauser in der Magnolia-Bar treffen. Hauser würde sie anschließend zu Hoff bringen. Die Magnolia-Bar war dunkel und klein und lag im Stadtzentrum. Die Beleuchtung war orangefarben und sickerte aus versteckten Lichtquellen, die Wände waren wie der Teppichboden violett, und die flachen Sessel, die um kleine runde Tische aus Plexiglas standen, waren rosa. Die Bar aus blankpoliertem Messing war halbkreisförmig, die Musik soft, die Mädchen hinter der Theke waren blond, vollbusig und tief dekolletiert und die Drinks teuer.
    Malmström und Mohren setzten sich in die rosa Sessel am einzigen freien Tisch des Lokals, das brechend voll wirkte, obwohl kaum mehr als zwanzig Gäste da waren. Das weibliche Geschlecht war lediglich durch die beiden Blondinen hinter der Theke vertreten; die Barbesucher waren ausnahmslos Männer. Eine der Barfrauen kam zu ihnen und beugte sich über ihren Tisch, sodass sie zum einen ihre großen hellroten Brustwarzen sehen,

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