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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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wegzugehen und nie mehr wiederkommen zu müssen.«
    »Und nie mehr Hammarby spielen sehen zu dürfen«, meinte Malmström düster.
    »Du mit deinen vulgären Neigungen«, sagte Mohren. Unmittelbar darauf ergänzte er sachlich: »Das kannst du in Kumla auch nicht.«
    »Da zeigen sie jedenfalls immer ein paar Ausschnitte im Fernsehen.«
    »Erwähne nicht diesen grauenvollen Zellenkameraden«, erwiderte Mohren mit Grabesstimme.
    Er stand auf und öffnete das Fenster. Machte eine weitschweifende Armbewegung und warf den Kopf zurück, als wollte er sich direkt an die Massen wenden. »Hallo, ihr da unten«, rief er. Und fügte hinzu:
    »Wie Lyndon B.Johnson sich ausdrückte, als er eine Wahlrede aus dem Hubschrauber hielt.«
    »Wer?«, fragte Malmström.
    Es klingelte an der Tür. Das Signal war kompliziert, und sie lauschten aufmerksam.
    »Das scheint Mauritzon zu sein«, sagte Mohren und sah auf die Uhr. »Er ist sogar pünktlich.«
    »Ich trau dem Arschloch nicht«, erwiderte Mohren. »Gehen wir lieber auf Nummer sicher.«
    Er schob ein Magazin in eine der Maschinenpistolen. »Hier«, sagte er. Mohren nahm die Waffe entgegen.
    Malmström griff sich die Astra und ging zur Wohnungstür. Er hakte mit der rechten Hand die verschiedenen Ketten auf und hielt den Revolver in der linken. Malmström war Linkshänder. Mohren stand zwei Meter hinter ihm.
    Dann riss Malmström die Tür ruckartig auf. Der Mann dahinter war darauf vorbereitet.
    »Hallo«, sagte er und starrte nervös auf den Revolver. »Tag«, erwiderte Malmström.
    »Hereinspaziert, hereinspaziert«, sagte Mohren. »Sei gegrüßt, schöne Maske.«
    Der Mann, der daraufhin eintrat, war mit Lebensmitteltüten und Päckchen beladen. Als er die Waren abstellte, warf er einen verstohlenen Blick auf das ausgebreitete Waffenarsenal. »Wollt ihr eine Revolution anfangen?«, fragte er. »Das ist schon immer unser Ansinnen gewesen«, antwortete Mohren. »Aber im Moment liegt keine revolutionäre Situation vor. Hast du Flusskrebse bekommen?«
    »Wie zum Teufel soll ich euch schon am 4. Juli Flusskrebse besorgen, Wochen vor dem ersten Verkaufstag?«
    »Was glaubst du eigentlich, wofür wir dich bezahlen?«, sagte Malmström drohend.
    »Wahrlich eine berechtigte Frage«, ergänzte Mohren. »Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass du uns nicht mit den Dingen versorgen können sollst, um die wir dich bitten.«
    »Es gibt Grenzen«, erwiderte Mauritzon. »Ich habe euch verdammt nochmal alles besorgt, Knarren und Wohnungen, Autos, Pässe und Fahrkarten. Aber Flusskrebse! Nicht einmal der König kann einem im Juli Krebse besorgen.«
    »Sicher nicht«, sagte Mohren. »Aber was glaubst du, was sie auf Gut Harpsund machen, wo der Premierminister in der Sommerfrische ist. Da sitzen sie wahrscheinlich und essen Krebse, Palme, Geijer, Calle P. und die ganze Bande. Nein, solche Entschuldigungen können wir nicht akzeptieren.«
    »Und dieses Rasierwasser gibt es einfach nicht«, sagte Mauritzon schnell.
    »Ich bin wie ein Irrer durch die ganze Stadt gerannt, aber es hat seit Jahren keiner mehr davon gehört.« Malmströms Miene verfinsterte sich merklich. »Alles andere ist erledigt«, beteuerte Mauritzon. »Und hier ist die Post von heute.«
    Er zog einen braunen Umschlag ohne Aufschrift heraus und gab ihn Mohren, der ihn gleichgültig in die Gesäßtasche stopfte.
    Mauritzon war ein ganz anderer Typ als die beiden anderen Männer. Um die vierzig, eher klein, schlank, eine gute Figur. Er war glatt rasiert und hatte kurze blonde Haare. Die meisten Menschen, vor allem Frauen, fanden, dass er nett aussah. Seine Kleidung und sein Auftreten zeugten von Diskretion, überhaupt mangelte es ihm an besonderen Merkmalen. Man könnte sagen, dass er als Typ ausgesprochen normal war und deshalb nicht auffiel und einem kaum in Erinnerung blieb. All das war sehr vorteilhaft für ihn, er hatte seit Jahren nicht mehr im Gefängnis gesessen, stand momentan auf keiner Fahndungsliste und wurde nicht einmal überwacht. Er arbeitete in drei Branchen, die alle Gewinn abwarfen: Drogen, Pornographie und Beschaffung. Beruflich war er effektiv, energisch und ein ausgeprägter Systematiker. Pornographie in allen erdenklichen Formen konnte dank einer eigentümlich wohlwollenden Rechtslage in Schweden in unbegrenzten Mengen völlig legal produziert und gekauft werden. Mauritzon benötigte denn auch nahezu unbegrenzte Mengen für seinen Export. Sie gingen hauptsächlich nach Italien und Spanien, wo er sie mit gutem

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