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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Geduld«, sagte die Blondine schneidend. »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte der Beamte abweisend.
    »Aber, aber, immer mit der Ruhe«, meinte Mauritzon entspannt.
    »Haben Sie etwas verloren, gnädige Frau?«
    »Nein. Das haben Sie mich doch schon gefragt.«
    »Was hatten Sie an Wertsachen dabei?«
    »6,35 Kronen im Portemonnaie. Und dann noch meine Monatskarte und den Rentnerausweis.«
    »Sind diese Dinge noch da?«
    »Ja, natürlich.« Der Beamte schlug seinen Notizblock zu, sah die Anwesenden an und sagte:
    »Die Sache scheint klar zu sein. Sie beide können gehen. Holm bleibt.« Mauritzon steckte seine Habseligkeiten wieder ein. Die Supermarkttüte stand an der Tür. Eine Gurke und Rhabarberstangen lugten heraus.
    »Was enthält diese Tragetasche?«, fragte der Polizist. »Lebensmittel.«
    »Soso. Am besten überprüfst du das auch noch, Kennet.« Der Mann aus Närke begann, die Lebensmittel auszupacken und auf der Bank an der Tür aufzureihen, wo die Polizisten, die Pause machten, ansonsten Mützen und Koppel ablegten. Mauritzon sagte nichts. Er verfolgte die Prozedur seelenruhig.
    »Ja«, sagte Kennet. »Es sind tatsächlich Lebensmittel, genau wie Holm gesagt hat, Brot und Butter und Käse und Rhabarber und Kaffee und ja, also genau wie Holm gesagt hat.«
    »Tja«, sagte sein Kollege abschließend.
    »Die Sache hat sich erledigt. Du kannst die Sachen wieder einpacken, Kennet.« Er dachte eine Weile nach, wandte sich dann an Mauritzon und sagte:
    »Ja, Herr Holm. Eine leidige Angelegenheit. Aber wie Sie sicher verstehen werden, müssen wir Polizisten unsere Arbeit machen. Es tut uns leid, dass Sie einer Straftat verdächtigt worden sind. Ich hoffe, dass wir Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet haben.«
    »Nein, nein«, erwiderte Mauritzon. »Es ist doch selbstverständlich, dass Sie Ihre Arbeit machen müssen.«
    »Na dann, auf Wiedersehen, Herr Holm.«
    »Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen.«
    Die Tür ging auf, und ein weiterer Polizist trat ein. Er trug einen blaugrauen Overall und führte einen Schäferhund an der Leine. In der Hand hielt er eine Fanta.
    »Gott, ist das heiß«, sagte er und warf die Mütze auf die Bank. »Platz, Jack.«
    Er schraubte den Verschluss ab und setzte die Flasche an den Mund, hielt inne und sagte gereizt: »Platz, Jack!«
    Der Hund legte sich hin, stand aber sofort wieder auf und schnüffelte an der Tragetasche. Mauritzon ging zur Tür.
    »Ja, dann auf Wiedersehen, Herr Holm«, sagte Kennet. »Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen«, entgegnete Mauritzon. Der Hund hatte inzwischen den ganzen Kopf in der Tüte. Mauritzon öffnete mit der linken Hand die Tür und streckte die rechte nach der Supermarkttüte aus. Der Hund knurrte.
    »Einen Augenblick«, sagte der Polizist im Overall.
    Seine Kollegen starrten ihn verständnislos an. Mauritzon schob den Kopf des Hundes zur Seite und hob die Tragetasche an.
    »Stopp«, sagte der Hundeführer und stellte die Flasche auf die Bank.
    »Verzeihung?«, entgegnete Mauritzon fragend.
    »Das ist ein Drogenspürhund«, erklärte der Polizist und führte die Hand zum Griff seiner Pistole.

17
    Der Leiter des Rauschgiftdezernats hieß Henrik Jacobsson. Er machte diesen Job seit fast zehn Jahren und war ein Mann, der unter extremem Druck stand. Alle fanden, er müsse eigentlich blutende Magengeschwüre oder motorische Störungen haben oder umherirren und auf den Vorhängen herumkauen. Doch seine Konstitution war fast allem gewachsen, und mittlerweile gab es nichts mehr, was ihn auch nur mit der Wimper zucken ließ.
    Er betrachtete den sezierten Käse und den ausgehöhlten Brotlaib und die Haschischtütchen und Amphetaminkapseln und einen seiner Mitarbeiter, der immer noch Rhabarber aufschlitzte. Vor ihm saß Mauritzon, äußerlich ruhig, innerlich jedoch ziemlich aufgewühlt. Seine doppelten Schutzmechanismen hatten auf unwahrscheinlichste und idiotischste Weise versagt. Wie konnte das nur passieren? Dass so etwas einmal vorkam, konnte er ja noch akzeptieren, aber etwas Ahnliches war ihm ja erst zwei Monate zuvor widerfahren. Zweimal? Wahrscheinlich würde er diese Woche sechs Richtige im Lotto haben. Mittlerweile hatte er praktisch alles gesagt, was man in solchen Fällen sagte. Zum Beispiel, dass ihm die unglückselige Einkaufstüte gar nicht gehöre, dass er sie im Hauptbahnhof von einem Unbekannten bekommen habe, um sie auf dem Mariatorget an einen zweiten Unbekannten weiterzugeben, und er zwar begriffen habe,

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