Verschlossen und verriegelt
arbeitete. Ehe der Zollbeamte oder irgendein anderer reagieren konnte, war Hoff über den Zaun zwischen Kai und Bürgersteig gesprungen, dann zwischen zwei Taxis hindurchgerannt, über einen weiteren Zaun geklettert, hatte sich zwischen zwei Lastwagen hindurchgeschlängelt und in Hausers Wagen geworfen, immer mit erhobener Pistole.
Hauser, der Hoff kommen sah, hatte die Tür geöffnet und fuhr schon an, noch bevor Hoff ihn erreicht hatte. Er trat das Gaspedal durch und verschwand um die Ecke, ehe irgendwer auf den Gedanken kam, sich das Kennzeichen zu merken. Er fuhr weiter, bis er sicher war, weder angehalten noch verfolgt zu werden.
16
Glück und Pech neigen bekanntermaßen dazu, sich die Waage zu halten; das Pech des einen stellt sich oft als Glück für einen anderen heraus, und umgekehrt.
Mauritzon war ein Mann, der glaubte, sich weder das eine noch das andere leisten zu können, weshalb er nur selten etwas dem Zufall überließ. Jede seiner Operationen war nach einem eigenhändig ausgearbeiteten Sicherheitssystem doppelt abgesichert, sodass nur die unwahrscheinlichsten Kombinationen verschiedener unglücklicher Umstände ihn zu Fall bringen konnten.
Berufliche Rückschläge stellten sich natürlich in regelmäßigen Abständen ein, führten jedoch ausschließlich zu finanziellen Einbußen. So hatte ein ungewöhnlich unbestechlicher italienischer Carabiniere vor ein paar Wochen einen ganzen Lastwagen mit Pornos beschlagnahmt, diesen jedoch mit Mauritzon persönlich in Verbindung zu bringen war ermittlungstechnisch unmöglich.
Dagegen war ihm zwei Monate zuvor ein völlig unbegreifliches Malheur widerfahren. Aber auch das hatte keinerlei Konsequenzen nach sich gezogen, und er war vollkommen sicher, dass es viele Jahre dauern würde, bis sich etwas Derartiges wiederholte. Er schätzte die Möglichkeit, geschnappt zu werden, mit Fug und Recht kleiner ein als seine Chancen auf sechs Richtige im Lotto.
Mauritzon lag selten auf der faulen Haut, und sein Mittwochsprogramm war ziemlich voll. Als Erstes würde er im Hauptbahnhof eine Partie Rauschgift übernehmen und zu einem Schließfach in der U-Bahn-Station Östermalmstorg bringen.
Anschließend beabsichtigte er, den Schlüssel im Austausch gegen einen Umschlag voller Geld einer gewissen Person zu übergeben. Danach würde er die Kontaktperson aufsuchen, bei der die mysteriösen Briefe für Malmström und Mohren eintrafen. Es ärgerte ihn übrigens ein wenig, dass es ihm trotz ehrgeiziger Versuche nicht geglückt war, herauszufinden, wer der Absender war. Danach war es Zeit, einkaufen zu gehen, Unterhosen und anderes, und als Letztes stand schließlich sein täglicher Besuch in dem Haus auf Danviksklippan auf dem Programm. Die Drogenlieferung bestand aus Haschisch und Amphetaminen, kunstvoll umschlossen von einem Brotlaib und einem Stück Käse, die zusammen mit diversen anderen vollkommen unschuldigen Dingen in einer ganz normalen Supermarkttüte lagen.
Er hatte die Ware schon geholt und stand jetzt an der Ampel vor dem Hauptbahnhof, ein unscheinbarer, aber gepflegter kleiner Herr mit einer Papiertragetasche in der Hand. Neben ihm standen auf der einen Seite eine alte Frau und auf der anderen eine Politesse sowie jede Menge anderer Menschen, und fünf Meter weiter hatten sich zwei Polizeibeamte mit Schafsmienen und auf dem Rücken verschränkten Händen postiert. Der Verkehr war wie immer, also mörderisch, und die Luft dermaßen von Abgasen verpestet, dass man nach Atem rang. Schließlich sprang die Ampel auf Grün um, und alle begannen zu drängeln und zu stoßen, um möglichst einige hundertstel Sekunden schneller als ihre Mitmenschen über die Straße zu gelangen.
Jemand versetzte der alten Dame einen Stoß, die sich daraufhin erschreckt umsah und sagte:
»Ich sehe so schlecht ohne meine Brille, aber es ist doch grün, oder?«
»Ja«, antwortete Mauritzon freundlich. »Ich werde Ihnen über die Straße helfen, gnädige Frau.«
Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Hilfsbereitschaft einem oft Vorteile einbrachte.
»Vielen Dank«, sagte sie. »Es kommt so selten vor, dass jemand an uns alte Leute denkt.« Ein wahres Wort.
»Ich habe es nicht eilig«, erwiderte Mauritzon.
Er nahm den Arm der Frau in einen lockeren Griff und begann, sie über die Straße zu lotsen.
Als sie drei Meter von der Bordsteinkante entfernt waren, wurde die Alte erneut von einem gehetzten Fußgänger angerempelt und strauchelte.
Mauritzon stützte sie, damit sie nicht
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