Verschlossen und verriegelt
zerstörten Feinkostartikel und wusste, wenn er erst einmal in Untersuchungshaft war, würden die Bullen in allem Möglichen herumschnüffeln und dabei unter Umständen auf das eine oder andere stoßen, was ganz und gar nicht gut wäre. Andererseits hatte er bei diversen ausländischen Banken ein hübsches Sümmchen auf die Seite geschafft. Und wenn er hier erst einmal wieder raus war, würde er schleunigst aus der Stadt verschwinden und zusehen, dass er außer Landes kam. Dann würde sich schon alles regeln; er hatte ohnehin geplant, sein altes Gewerbe aufzugeben und einen Schlussstrich unter Pornographie und Drogen zu ziehen. Außerdem hatte er keine große Lust, weiter als - wenn auch gutbezahlter - Laufbursche für Gestalten wie Malmström und Mohren zu arbeiten. Stattdessen schwebte ihm vor, sich in der Milchwirtschaft zu etablieren; dänische Butter nach Italien zu schmuggeln war ein erstaunlich lohnenswertes Geschäft. Außerdem war es fast legal, und von der Mafia liquidiert zu werden war eigentlich das einzige Risiko. Möglicherweise allerdings kein so kleines.
Jedenfalls war es Zeit, außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen.
Mauritzon sagte: »Wer kümmert sich um die Banküberfälle?«
»Bulldo…«, rutschte es Jacobsson heraus, ehe er sich bremsen konnte.
»Bulldozer Olsson«, sagte Mauritzon sofort. »Staatsanwalt Olsson«, erwiderte Jacobsson. »Du willst jemanden verpfeifen?«
»Ich könnte ihm ein paar Informationen liefern.«
»Könntest du diese Informationen nicht ebenso gut mir geben?«
»Es handelt sich um streng vertrauliche Dinge«, erklärte Mauritzon. »Es wird doch sicher nur ein kurzes Telefonat nötig sein.«
Jacobsson dachte nach. Er wusste, dass der Reichspolizeichef und seine Wasserträger verkündet hatten, die Banküberfälle besäßen oberste Priorität; das einzige Verbrechen, das unter Umständen schwerer wog, bestand darin, Eier auf den Botschafter der USA zu werfen.
Er zog das Telefon zu sich heran und wählte die Nummer, die direkt zum Hauptquartier der Sonderkommission auf Kungsholmen führte. Bulldozer hob auf der Stelle ab. »Olsson.«
»Hier spricht Henrik Jacobsson. Wir haben einen Drogenkurier festgenommen, der behauptet, dass er etwas zu sagen hat.«
»Zu den Banküberfällen? »Sieht so aus.«
»Ich komme sofort«, sagte Bulldozer.
Gesagt, getan. Er betrat, vor lauter Eifer nach vorn geneigt, den Raum, und es entspann sich eine kurze Unterhaltung. »Worüber möchten Sie sich mit mir unterhalten?«, erkundigte sich Bulldozer.
»Herr Staatsanwalt, interessieren Sie sich für zwei Burschen namens Malmström und Mohren?«
»Allerdings«, sagte Bulldozer. Er leckte sich die Lippen.
»Sogar sehr. Was genau wissen Sie, Herr Mauritzon?«
»Ich weiß, wo Malmström und Mohren sind.«
»In diesem Moment?«
»Ja.«
Bulldozer rieb sich vor Aufregung die Hände. Dann sagte er, als wäre ihm ein Gedanke gekommen: »Ich nehme an, Sie stellen gewisse Bedingungen, Herr Mauritzon?«
»Ich würde diese Angelegenheit gerne in einer etwas angenehmeren Umgebung diskutieren.«
»Mhm«, machte Bulldozer. »Wäre mein Büro in der Kungsholmsgatan solch eine angenehmere Umgebung?«
»Aber immer«, erwiderte Mauritzon. »Ich nehme an, der Herr Staatsanwalt muss diese Angelegenheit noch mit dem Herrn dort besprechen.«
Jacobsson hatte die Unterredung mit ausdrucksloser Miene verfolgt.
»Genau«, sagte Bulldozer enthusiastisch. »Wir müssen uns beraten, Jacobsson. Kann ich dich kurz allein sprechen?« Jacobsson nickte resigniert.
18
Jacobsson war Pragmatiker. Er nahm die Sache gelassen. Er und Bulldozer Olsson kannten sich zwar nur flüchtig, umso besser kannte er jedoch Bulldozers Ruf, was ihm genügte, um die Schlacht von vornherein verloren zu geben. Die Szenerie war schmucklos. Ein kahles Zimmer mit Schreibtisch, zwei Stühlen und einem Aktenschrank. Nicht einmal ein Teppich auf dem Fußboden. Jacobsson saß vollkommen regungslos am Tisch. Bulldozer rannte mit den Händen auf dem Rücken und gesenktem Kopf auf und ab.
»Nur ein einziges, aber wichtiges technisches Detail«, sagte er. »Ist Mauritzon offiziell verhaftet worden?«
»Nein. Noch nicht.«
»Ausgezeichnet«, sagte Bulldozer. »Vortrefflich. Dann brauchen wir die Sache im Grunde gar nicht zu diskutieren.«
»Vielleicht nicht.«
»Wenn du möchtest, können wir gerne den Reichspolizeichef hinzuziehen. Oder auch den Abteilungsdirektor und den Kriminal direktor.«
Jacobsson schüttelte den Kopf. Er
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