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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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dass an diesem Transport etwas faul sei, aber den hundert Kronen nicht habe widerstehen können, die ihm der Unbekannte anbot. Jacobsson hatte zugehört, ohne ihn zu unterbrechen oder Kommentare abzugeben, aber auch, ohne im Mindesten überzeugt zu wirken. Jetzt sagte er:
    »Tja, Holm, wie ich schon sagte, bist du vorläufig festgenommen. Das Haftprüfungsverfahren ist wahrscheinlich morgen Vormittag. Du darfst unter der Bedingung, dass es die Ermittlungen weder behindert noch erschwert, einen Anruf tätigen.«
    »Ist es so ernst?«, sagte Mauritzon demütig. »Kommt ganz darauf an, was man darunter versteht. Wir werden ja sehen, was wir bei der Hausdurchsuchung finden.«
    Mauritzon wusste genau, was sie in der Einzimmerwohnung in der Vickergatan vorfinden würden, nämlich eine äußerst spärliche Möblierung und ein paar alte Kleider. Das beunruhigte ihn folglich nicht weiter; und dass sie ihn zu gegebener Zeit fragen würden, auf welche Schlösser seine übrigen Schlüssel passten, ließ ihn auch einigermaßen kalt, da er nicht vorhatte, die Frage zu beantworten. Seine zweite Wohnung in der Armfeltsgatan im Stadtteil Gärdet hatte somit große Chancen, nicht von herumschnüffelnden Bullen und abstoßenden Vierbeinern besudelt zu werden.
    »Muss ich mit einer Geldstrafe rechnen?«, fragte er in noch demütigerem Tonfall.
    »Vergiss es, mein Junge«, antwortete Jacobsson. »Du landest garantiert im Gefängnis. Du bist ganz schön in der Bredouille, Holm. Möchtest du übrigens einen Kaffee?«
    »Danke, aber eine Tasse Tee wäre mir lieber, wenn es keine zu großen Umstände bereitet.«
    Mauritzon dachte fieberhaft nach.
    Er steckte in größeren Schwierigkeiten, als Jacobsson bislang ahnte. Man hatte nämlich seine Fingerabdrücke abgenommen, und binnen kürzester Zeit würde der Rechner eine Registerkarte ausspucken, auf der nicht Arne Lennart Holm, sondern ganz andere Dinge standen, was zu zahllosen, schwer beantwortbaren Fragen führen würde.
    Sie tranken Tee und Kaffee und aßen ein halbes Weizenbrot, und der Assistent schnitt mit einem Skalpell und tödlichem Ernst, einem operierenden Starchirurgen nicht unähnlich, die Gurke auf.
    »Mehr finde ich nicht«, sagte er.
    Jacobsson nickte gleichgültig und sagte zwischen zwei Bissen:
    »Aha.« Er sah Mauritzon an und ergänzte:
    »Für dich spielt das so oder so keine Rolle.« In Mauritzon reifte allmählich ein Entschluss. Er war zwar zu Boden gegangen und wurde angezählt, war aber noch längst nicht k. o. Allerdings galt es, auf die Füße zu kommen, bevor er ausgezählt wurde, und ausgezählt war er in der Sekunde, in der die Mitteilung des Erkennungsdienstes auf Jacobssons Schreibtisch landete. Danach würde ihm keiner mehr etwas abkaufen, ganz gleich, was er sich einfallen ließ.
    »Dann kann ich ja genauso gut mit offenen Karten spielen. Ich werde keine Schwierigkeiten mehr machen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Jacobsson ungerührt. »Ich heiße nicht Holm.«
    »Ach, nicht?«
    »Nein, ich nenne mich zwar so, aber das ist nicht mein richtiger Name.«
    »Und der wäre?«
    »Filip Trofast Mauritzon.«
    »Schämst du dich für deinen Namen?«
    »Ehrlich gesagt bin ich vor langer Zeit ein paarmal eingelocht worden.
    Der Knastname spricht sich herum. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Ja.«
    »Die Leute erfahren, dass man gesessen hat, und dann kommen die Bullen und wollen checken… Entschuldigung, die Polizei, meine ich.«
    »Schon gut. Ich bin nicht empfindlich.«
    Jacobsson sagte eine Weile nichts, und Mauritzon blickte nervös auf die Wanduhr.
    »Ich bin für keine wirklich schlimmen Dinge verknackt worden«, sagte er. »Ein bisschen Hehlerei und Handlangerdienste und Waffenbesitz und so. Ein Einbruch, aber das ist jetzt auch schon zehn Jahre her.«
    »Seither bist du also brav gewesen«, sagte Jacobsson. »Bist du etwa ein besserer Mensch geworden? Oder hast du nur ein paar Tricks gelernt?«
    Darauf antwortete Mauritzon mit einem ziemlich schiefen Lächeln. Jacobsson lächelte nicht. Ganz und gar nicht. Er sagte: »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Ich will nicht geschnappt werden.«
    »Wir haben dich doch schon geschnappt. Davon geht ja wohl die Welt nicht unter. Die ganze Stadt ist voller Leute, die geschnappt werden. Ich begegne ihnen tagtäglich. Sich ein paar Monate auszuruhen hat noch niemandem geschadet.« Mauritzon hatte den dringenden Verdacht, dass von einem kürzeren Urlaubsaufenthalt nicht die Rede sein würde. Er betrachtete seine

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