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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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keinen Grund, die Menschen noch mehr zu entmutigen und zu verängstigen, als sie es ohnehin schon waren.
    Wie viele andere Menschen in etwas ungewöhnlichen Berufen nahmen diese Männer die Arbeit, wie sie kam, trugen sie mit großer Fassung und dramatisierten ihre Aufgabe in der Maschinerie des Wohlfahrtsstaats nur selten oder nie. Uber ihren Job sprachen sie im Allgemeinen nur miteinander, da sie vor langer Zeit erkannt hatten, dass die meisten Zuhörer ausgesprochen negativ auf ihn reagierten, insbesondere in feuchtfröhlichen Freundesrunden oder beim Kaffeeklatsch ihrer Frauen.
    Polizisten begegneten sie täglich, aber es handelte sich stets um Bullen der gewöhnlichsten Sorte.
    Dass sich nun ein Kommissar für ihr Tun interessierte und sie sogar aufsuchte, schmeichelte ihnen geradezu ein wenig. Der Gesprächigere der beiden wischte sich mit dem Handrücken den Mund trocken und sagte:
    »Doch, an den erinnere ich mich. Bergsgatan, stimmt's?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Obwohl, der Name sagt mir nichts. Stil, stimmt's? »Nein, Svärd.«
    »Sagt mir trotzdem nichts. Wir denken selten an die Namen.«
    »Ich verstehe.«
    »Das war aber auch an einem Sonntag. Sonntage sind immer stressig.«
    »Erinnern Sie sich an den Polizisten, den ich erwähnt habe? Kenneth Kvastmo?«
    »Null. Der Name sagt mir nichts. Aber ich erinnere mich an einen Bullen, der herumstand und glotzte.«
    »Als Sie die Leiche abgeholt haben?« Der Mann nickte.
    »Ja, stimmt genau. Wir fanden, dass er einer von den harten Typen war.«
    »Inwiefern?«
    »Es gibt zwei Sorten von Bullen. Solche, die kotzen, und solche, die es nicht tun. Der hier hat sich nicht mal die Nase zugehalten.«
    »Er ist also die ganze Zeit dabei gewesen?«
    »Ja, hab ich doch gerade gesagt. Er hat wohl aufgepasst, ob wir unseren Job auch zur Zufriedenheit erledigen, sozusagen.« Der andere kicherte und trank einen Schluck Bier.
    »Eine Frage noch.«
    »Ja, was denn?«
    »Als Sie die Leiche angehoben haben, ist Ihnen da aufgefallen, ob irgendwas darunter lag? Ein Gegenstand?«
    »Was sollte das gewesen sein?«
    »Eine automatische Pistole zum Beispiel. Oder ein Revolver.«
    Der Mann lachte laut auf.
    »Eine Pistole oder ein Revolver«, sagte er. »Übrigens, was ist eigentlich der Unterschied?«
    »Ein Revolver hat eine rotierende Trommel, die von einem Mechanismus gedreht wird.«
    »So eine Cowboyknarre?«
    »Ja, genau. Aber das ist nicht so wichtig. Entscheidend ist die Frage, ob unter dem Toten eine Waffe gelegen haben könnte.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Herr Kommissar. Der Klient war mittelalt.«
    »Mittelalt?«
    »Ja, ungefähr zwei Monate alt.« Martin Beck nickte.
    »Wir haben ihn auf die Plastikfolie gehoben, und während ich das Futteral an den Rändern verschweißt habe, hat Arne die Würmer vom Boden aufgewischt. Wir schütten sie in eine präparierte Tüte mit so einem Zeug drin, von dem sie praktisch sofort abnippeln.«
    »Ja?«
    »Wenn Arne jetzt also rein zufällig auch eine Knarre aufgewischt hätte, dann war ihm das doch todsicher aufgefallen. Oder etwa nicht?« Arne nickte und kicherte so, dass er den letzten Schluck Bier in den falschen Hals bekam.
    »Doch, das hätte ich gemerkt«, sagte er.
    »Da war also nichts?«
    »Absolut nichts. Außerdem hat der eine Polizist doch die ganze Zeit herumgestanden und uns zugeguckt. Er ist übrigens auch noch da gewesen, als wir den Klienten in die Zinkwanne gelegt haben und abgerauscht sind. Stimmt's, Arne?«
    »Worauf du Gift nehmen kannst«, antwortete Arne.
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache sicher zu sein.«
    »Todsicher. Unter dem Klienten gab es nichts als eine hübsche Ansammlung Cynomyia mortuorum.«
    »Was ist das?
    »Leichenwürmer.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Verteufelt sicher.«
    »Danke«, sagte Martin Beck. Und ging.
    Zwischen den Männern in den grauen Overalls entspann sich daraufhin ein kurzer Dialog.
    »Damit hast du ihn fertiggemacht«, sagte Arne.
    »Wie jetzt?«
    »Mit dem Griechisch. Solche hohen Tiere glauben doch nie, dass Leute wie wir was anderes können, als verweste Abgenippelte einzupacken.«
    Ein Telefon klingelte. Arne ging an den Apparat, brummte etwas und legte wieder auf.
    »Scheiße«, sagte er. »Da hat sich schon wieder einer erhängt.«
    »Ja, ja«, meinte sein Kollege resigniert. »So ist das Leben.«
    »Erhängte konnte ich noch nie leiden. Was meinst du eigentlich mit Leben?«
    »Vergiss es. Komm, wir müssen los.«
    Martin Beck hatte das Gefühl, rein technisch jetzt

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