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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Straftat verurteilt worden war. Aber gelang es nicht vielen Gesetzesbrechern, durchs Netz zu schlüpfen, ohne jemals vor Gericht gestellt zu werden? Ganz zu schweigen davon, dass die Gesetze ohnehin gemacht worden waren, um gewisse Gesellschaftsschichten und ihre zweifelhaften Interessen zu schützen, und ansonsten in erster Linie aus Lücken zu bestehen schienen. Im Aktenauszug der Alkoholkontrollbehörde hatte es keinen Vermerk gegeben, was höchstwahrscheinlich bedeutete, dass Svärd kein Alkoholiker gewesen war. Bei einer Person von seiner gesellschaftlichen Stellung hatten die Behörden mit Sicherheit die Trinkgewohnheiten überprüft. In Schweden ist es nämlich so: Wenn die Oberschicht säuft, nennt man das Trinkkultur, während Bürger zweiter Klasse mit ähnlichen Bedürfnissen augenblicklich als Alkoholiker oder Pflegefälle abgestempelt werden, woraufhin man ihnen keine Pflege zukommen lässt. Svärd war sein ganzes Leben Lagerarbeiter gewesen und hatte zuletzt bei einer Spedition gearbeitet.
    Er hatte Rückenprobleme gehabt, ein weitverbreitetes Phänomen in seinem Beruf, und war im Alter von sechsundfünfzig Jahren aus medizinischen Gründen für arbeitsunfähig erklärt worden.
    Seither hatte er offenbar mehr schlecht als recht von seiner Rente gelebt und folglich zu der Kategorie von Menschen gehört, für die in den Supermärkten überdimensionierte Regale mit Tiernahrung bereitstanden.
    Eine halbgeleerte Büchse Katzenfutter der Marke Miau war denn auch das einzige vermeintlich Essbare in seiner Vorratskammer gewesen. Viel mehr hatte Martin Beck bei seinen Nachforschungen am Mittwoch nicht herausgefunden. Ein paar Daten, sicher bedeutungslos.
    Svärd war gebürtiger Stockholmer, seine Eltern waren in den vierziger Jahren gestorben, und er war nie verheiratet oder einem anderen Menschen gegenüber unterhaltspflichtig gewesen.
    Er hatte sich nie an das Sozialamt gewandt.
    In der Firma, in der er zuletzt angestellt gewesen war, konnte sich keiner an ihn erinnern.
    Der Arzt, der ihn als untauglich ausgemustert hatte, suchte ein paar Notizen heraus, in denen es hieß, der Patient sei unfähig, körperliche Arbeiten zu verrichten, und zu alt, um sich umschulen zu lassen. Außerdem hatte Svärd erklärt, er habe keine Lust, noch länger zu arbeiten, da ihm das sinnlos erscheine.
    Vielleicht war es ebenso sinnlos, herausfinden zu wollen, wer Svärd ermordet hatte und warum.
    Da die Vorgehensweise unbegreiflich war, erschien es einfacher, erst den Mörder zu finden und ihn anschließend zu fragen, wie er es angestellt hatte.
    Mittlerweile war jedenfalls Donnerstag, und es ging bereits auf den Abend zu. Eine knappe Stunde nach seinem Besuch bei den Männern mit dem übelriechenden Lieferwagen machte Martin Beck einen neuen Versuch im Haus in der Tulegatan. Eigentlich war sein Arbeitstag beendet, aber er hatte keine Lust, nach Hause zu gehen.
    Also stieg er noch einmal die zwei Stockwerke hinauf und wartete anschließend eine halbe Minute, um wieder zu Atem zu kommen.
    In der Zwischenzeit betrachtete er das ovale Türschild aus Emaille mit grünen Buchstaben auf weißem Grund. R H E A N I E L S E N Es gab keinen Klingelknopf, dafür jedoch eine Glockenschnur. Er zog daran und wartete.
    Eine Glocke klingelte. Ansonsten passierte nichts.
    Das Mietshaus war alt, und durch die Türfüllung aus geriffeltem Glas sah er, dass im Flur Licht brannte, was darauf schließen ließ, dass jemand zu Hause war, denn bei seinem letzten Besuch war alles dunkel gewesen.
    Nach einer angemessenen Pause zog er erneut an der Glockenschnur; das Klingeln wiederholte sich, schnelle, tapsende Schritte drangen zu ihm hinaus, und er erkannte schemenhaft eine Gestalt durch das opake Glas. Martin Beck war es gewohnt, Menschen, denen er im Dienst begegnete, einer schnellen Beurteilung zu unterziehen. Eine Art vorläufige Personenbeschreibung zu erstellen, wie es im Jargon des Polizeidienstes hieß.
    Die Frau, die ihm nun öffnete, schien höchstens fünfunddreißig zu sein, aber irgendetwas an ihr ließ ihn annehmen, dass sie ein paar Jahre älter war.
    Sie war relativ klein, schätzungsweise eins achtundfünfzig. Sie hatte eine kompakte Figur, wirkte jedoch eher geschmeidig und durchtrainiert als untersetzt und unförmig. Ihr Gesicht hatte kräftige, etwas unregelmäßige Züge; die Augen waren blau und kompromisslos und ihr Blick fest. Sie sah ihm direkt in die Augen, so als sei sie es gewohnt, die Dinge direkt in Angriff zu nehmen, ganz

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