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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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das meiste zu wissen, was es über den mysteriösen Todesfall in der Bergsgatan zu wissen gab. Zumindest schien die Rolle der Polizei befriedigend geklärt.
    Ein wichtiger Punkt stand allerdings noch aus: Er musste sich den Bericht der ballistischen Untersuchung besorgen, falls eine solche überhaupt durchgeführt worden war. Über Svärd persönlich wusste er weiterhin ausgesprochen wenig, obwohl er sich einige Mühe gemacht hatte, Informationen über den Toten einzuholen.
    Der verheerende Mittwoch war für Martin Beck einigermaßen ereignislos verlaufen. Er wusste nichts von den Banküberfällen oder den Mühen der Sonderkommission, und darüber konnte er alles in allem heilfroh sein. Nach seiner Visite in Svärds Wohnung am Dienstagnachmittag war er zunächst zum Polizeipräsidium in der Kungsholmsgatan gegangen, wo alle mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren und keiner Zeit für ihn hatte, und anschließend zum Reichspolizeiamt. Dort war ihm ein Gerücht zu Ohren gekommen, das zuerst einfach nur lächerlich klang, ihm bei genauerem Nachdenken jedoch übel aufstieß.
    Es hieß, er solle befördert werden. Zu was?
    Polizeirat? Kriminaldirektor? Abteilungsdirektor? Glück und Wohlstand vielleicht?
    Das war allerdings nicht die entscheidende Frage. Denn wahrscheinlich war das Gerücht eine Ausgeburt des Tratsches auf den Korridoren, aber so was war meistens völlig aus der Luft gegriffen.
    Er war erst 1967 Kriminalkommissar geworden, und es gab eigentlich keinen Grund, anzunehmen, dass er jemals einen höheren Dienstgrad erreichen würde. Eine Ernennung zu etwas Noblerem war in den nächsten vier oder fünf Jahren kaum vorstellbar. Das sollte eigentlich jeder wissen, denn wenn es etwas gab, worüber man in staatlichen Behörden alles wusste, dann waren es Gehaltsstufen und mögliche Beförderungen, Fragen, bei denen alle eifersüchtig die eigenen und die Chancen anderer im Auge behielten.
    Wie hatte dann ein solches Gerücht aufkommen können? Es musste eine Überlegung dahinterstecken. Aber welche? Seines Erachtens gab es zwei mögliche Erklärungen. Zum einen, dass man ihn als Chef der Reichsmordkommission loswerden wollte und es damit so eilig hatte, dass man bereit war, ihn die Treppe hinauffallen zu lassen, was das gängigste Verfahren war, um unliebsame oder allzu offensichtlich unfähige Amtsinhaber loszuwerden. Das erschien ihm allerdings eher unwahrscheinlich; zwar hatte er Feinde im Reichspolizeiamt, stellte jedoch kaum eine Gefahr für sie dar, und außerdem würde man es schwerlich umgehen können, Kollberg zu seinem Nachfolger zu berufen, was aus Sicht seiner Vorgesetzten mindestens ein genauso großes Übel wäre. Deshalb erschien ihm die andere Alternative wahrscheinlicher. Leider war sie für alle Beteiligten deutlich demütigender. Vor fünfzehn Monaten hätte er fast das Leben verloren; als einziger höherer Beamter in der modernen schwedischen Polizeigeschichte war er von einem sogenannten Verbrecher durch einen Schuss verletzt worden. Das Ereignis hatte großes Aufsehen erregt, und man hatte seinen Einsatz mit einem Glorienschein umgeben, den er beim besten Willen nicht verdiente. Bei der Polizei herrschte naturgemäß jedoch großer Mangel an Helden, weshalb man seine Bedeutung für das einigermaßen glückliche Ende des Dramas maßlos übertrieb. Nun hatte man also einen Helden in den Reihen der Polizei. Und was macht man mit so einem? Einen Verdienstorden hatte er bereits bekommen, und das Mindeste, was man jetzt tun konnte, war natürlich, ihn zu befördern.
    Martin Beck hatte viel Zeit gehabt, zu analysieren, was an jenem schicksalsträchtigen Tag im April 1971 passiert war, und längst erkannt, dass er sich falsch verhalten hatte, und zwar nicht nur im moralischen, sondern auch im professionellen Sinn. Außerdem war ihm bewusst, dass mehr als einer seiner Kollegen die gleichen Überlegungen angestellt hatte, lange bevor es ihm selbst klar geworden war.
    Er war von einer Kugel getroffen worden, weil er sich angestellt hatte wie ein Idiot.
    Und mit dieser Begründung war man nun bereit, ihm einen höheren und verantwortungsvolleren Posten zu geben. Er hatte Dienstagabend über die Sache nachgedacht, jeden Gedanken daran jedoch sofort verdrängt, als er wieder an seinem Schreibtisch in Västberga saß. Stattdessen hatte er den Mittwoch dem Fall Svärd gewidmet, allein in seinem Büro gesessen und sich durch die Ermittlungsakten gewühlt, wenig motiviert, aber unerbittlich

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