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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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unglücklich, aber Martin Beck verzichtete darauf, die unangenehme Frage zu stellen. Stattdessen sagte er: »Da ist noch was Wichtiges, Einar.«
    »Was denn?«
    »Hattest du Gelegenheit, mit Kristiansson und Kvastmo zu sprechen? Als ich am Montag gekommen bin, war nur einer von ihnen im Dienst, und jetzt ist der eine im Urlaub, und der andere hat dienstfrei.«
    »Jau, ich habe die beiden hierherbestellt«, sagte Rönn. »Und was hatten sie zu sagen?«
    »Sie sind natürlich bei dem geblieben, was sie in ihrem Bericht geschrieben haben. Nach dem Aufbrechen der Tür bis zu dem Moment, als Kristiansson und Kvastmo wieder gegangen sind, haben nur fünf Personen die Wohnung betreten.«
    »Also sie selbst, Gustavsson und die beiden Männer, die Svärds Leiche abgeholt haben?«
    »Jau, stimmt genau.«
    »Und du hast sie gefragt, ob sie unter die Leiche geschaut haben?«
    »Jau. Kvastmo hat gesagt, das habe er getan. Kristiansson hat mehrere Male gekotzt, der war also vor allem draußen.« Martin Beck zögerte nicht, die Frage auf die Spitze zu treiben.
    »Und du glaubst, dass Kvastmo gelogen hat?«
    Rönns Antwort ließ überraschend lange auf sich warten.
    Er hat doch A gesagt, dachte Martin Beck, also gibt es eigentlich keinen Grund, nicht ziemlich umgehend auch B zu sagen. Rönn befingerte das Pflaster auf seiner Stirn und sagte:
    »Ich habe oft gehört, dass es unangenehm sein soll, von dir verhört zu werden.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Jau, die Leute, die das behaupten, haben recht.«
    »Wärst du jetzt bitte so nett, mir zu antworten?«
    »Ich bin kein Zeugenpsychologe«, erklärte Rönn. »Aber ich hatte den Eindruck, dass Kvastmo die Wahrheit sagt.«
    »Deine Argumentation überzeugt nicht«, sagte Martin Beck kalt. »Wie kannst du glauben, dass sich der eventuelle Revolver in dem Raum befunden hat, wenn du, wie du behauptest, gleichzeitig glaubst, dass die Streifenpolizisten die Wahrheit gesagt haben?«
    »Weil es keine andere Erklärung gibt«, sagte Rönn. »So einfach ist das.«
    »Okay, Einar, es ist nur so, dass ich Kvastmo auch glaube.«
    »Aber du hast doch gesagt, du hättest nicht mit ihm gesprochen«, wandte Rönn verblüfft ein.
    »Nein, das habe ich überhaupt nicht gesagt. Ich habe mich am Dienstag mit Kvastmo unterhalten. Aber ich hatte keine Gelegenheit, ihn unter solch ruhigen Umständen zu befragen, wie du sie gehabt haben dürftest.« Rönn wirkte beleidigt. »Du bist wirklich unangenehm«, sagte er. Er zog die mittlere Schublade seines Schreibtisches auf und holte einen linierten Notizblock heraus. Blätterte eine Weile darin und riss schließlich ein Blatt heraus, das er Martin Beck reichte.
    »Ich habe eine einzige Information, die dich möglicherweise interessieren könnte«, sagte er. »Svärd wohnte ja noch nicht besonders lange auf Kungsholmen. Ich habe ermittelt, wo er vorher gewohnt hat. Dann hatte ich keine Gelegenheit mehr, die Sache weiterzuverfolgen. Aber hier ist die Adresse. Bitte schön.«
    Martin Beck sah auf den Zettel. Ein Name und eine Adresse in der Tulegatan. In jenem Stadtteil, dem man einst nicht ohne Grund den Namen Sibirien gegeben hatte. Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Tasche. »Danke, Einar.« Rönn sagte nichts. »Tschüs«, sagte Martin Beck. Rönn antwortete mit einem sehr kurzen Nicken. Ihr Verhältnis war, wie gesagt, nie übertrieben gut gewesen und hatte sich nun wohl weiter verschlechtert. Martin Beck verließ Rönns Büro und unmittelbar darauf auch das Gebäude und ging schnell durch die Stadt. Die Kungsholmsgatan hinunter und weiter über die Kungsbron und dann durch die Kungsgatan zum Sveavägen, wo er nach Norden abbog. Er hätte seine Beziehung zu Rönn mit einfachsten Mitteln verbessern können, wenn er etwas Positives oder Freundliches gesagt hätte.
    An Gründen dafür mangelte es nicht. Die Ermittlungen zu Svärds Tod waren von Anfang an verschludert worden, aber ab dem Moment, als Rönn sie in die Hand genommen hatte, wurden sie zügig und völlig korrekt durchgeführt. Rönn hatte sofort erkannt, dass unter der Leiche möglicherweise ein Revolver gelegen hatte und dies von entscheidender Bedeutung war. Hatte Kvastmo wirklich den Fußboden kontrolliert, nachdem die sterblichen Überreste fortgeschafft worden waren? Niemand konnte ihm im Grunde einen Vorwurf machen, falls er es nicht getan hatte. Gustavsson war am Tatort in seiner Eigenschaft als Vorgesetzter und Spezialist aufgetreten, und seine selbstsichere

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