Verschlossen und verriegelt
Richtung Agnegatan. Er bog rechts ab, spazierte bis zur Hantverkargatan, bog links ab und setzte seinen Weg bis zur Bushaltestelle am Kungsholmstorg fort, wo er stehenblieb. Gunvald Larsson wartete in einem Hauseingang ein Stück die Straße hinunter.
Er war sich der Schwierigkeiten seines Unterfangens bewusst; zum einen hatte er angesichts seiner Größe und Statur selbst in einer dichten Menschenmenge Probleme, in Deckung zu bleiben, zum anderen würde Mauritzon ihn sofort erkennen, sobald er auch nur einen Blick in seine Richtung warf. Falls Mauritzon einen Bus nehmen wollte, konnte Gunvald Larsson unmöglich in denselben Bus steigen, ohne entdeckt zu werden. An einem Taxistand schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite stand ein freier Wagen, und er hoffte, dass er nicht besetzt sein würde, bis er ihn benötigte. Er verzichtete auf Kollbergs Auto.
Der 62er bremste an der Haltestelle, und Mauritzon stieg ein. Gunvald Larsson wartete, bis sich der Bus so weit entfernt hatte, dass Mauritzon ihn nicht durchs Fenster sehen konnte, ehe er zu dem Taxi ging.
Die Taxifahrerin war eine junge Frau mit struppigen blonden Haaren und wachen braunen Augen. Sie reagierte enthusiastisch, als Gunvald Larsson ihr seinen Dienstausweis zeigte und sie bat, dem Bus zu folgen.
»Wie spannend«, sagte sie. »Sind Sie hinter einem gefährlichen Verbrecher her?«
Gunvald Larsson antwortete nicht.
»Verstehe, das ist geheim. Machen Sie sich keine Sorgen, ich kann schweigen wie ein Grab.«
Wie sich zeigte, war es das, was sie gerade nicht konnte. »Wir fahren lieber ein bisschen vorsichtiger, damit wir an den Haltestellen hinter dem Bus bleiben können«, sagte sie. »Ja«, erwiderte Gunvald Larsson so kurz er konnte. »Aber halten Sie Abstand.«
»Verstehe, Sie wollen nicht gesehen werden. Klappen Sie den Sonnenschutz herunter, dann sieht man Ihr Gesicht von oben nicht.« Gunvald Larsson klappte den Sonnenschutz herunter. Sie warf ihm einen verschwörerischen Blick zu, bemerkte seine verbundene Hand und rief:
»Oje, wie ist denn das passiert? Haben Sie sich mit Ganoven geprügelt?« Gunvald Larsson grunzte.
»Polizist ist ein gefährlicher Beruf«, fuhr sie fort. »Aber natürlich wahnsinnig spannend. Bevor ich anfing, Taxi zu fahren, habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, Polizistin zu werden. Am liebsten wäre ich Detektivin geworden, aber mein Mann war dagegen.« Gunvald Larsson schwieg.
»Obwohl es natürlich auch spannend sein kann, Taxi zu fahren. Jetzt zum Beispiel.«
Sie schenkte Gunvald Larsson ein strahlendes Lächeln, und er erwiderte ihr Lächeln schief und angestrengt. Sie hielt stets den richtigen Abstand zum Bus und fuhr überhaupt ungewöhnlich gut, was ihre Redseligkeit ein wenig aufwog.
Gunvald Larsson gab nur das eine oder andere einsilbige Wort von sich, seine Fahrerin brachte es dagegen auf einiges Geplapper, bis Mauritzon endlich in der Erik Dahlbergsgatan ausstieg. Er verließ als Einziger den Bus, und während Gunvald Larsson Geld heraussuchte, beäugte die junge Frau neben ihm Mauritzon neugierig.
»Der sieht ja gar nicht wie ein Verbrecher aus«, meinte sie enttäuscht. Sie bekam ihr Geld und stellte rasch eine Quittung aus. »Jedenfalls viel Glück«, sagte sie und fuhr langsam davon. Mauritzon überquerte die Straße und bog in die Armfeltsgatan. Als er um die Straßenecke verschwunden war, eilte Gunvald Larsson hinterher und spähte um die Ecke. Mauritzon verschwand gerade in einem Hauseingang.
Kurz darauf öffnete Gunvald Larsson die Eingangstür. Irgendwo im Haus hörte er eine Tür zuschlagen. Daraufhin ging er hinein und schaute auf die Tafel mit den Namen der Mieter. Sein Blick fiel sofort auf den Namen MAURITZON, und er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Filip Trofast Mauritzon wohnte hier also unter seinem richtigen Namen. Gunvald Larsson erinnerte sich, dass er bei den Vernehmungen eine Adresse in der Vickergatan als Wohnsitz angegeben hatte. Dort wohnte er als Lennart Holm. Sehr praktisch, dachte Gunvald Larsson. Er hörte, wie der Aufzug sich in Bewegung setzte, und verzog sich schnell wieder auf die Straße hinaus. Er wagte es nicht, die Straße zu überqueren und so zu riskieren, dass Mauritzon ihn vom Fenster aus sah, sondern hielt sich dicht an der Häuserfront, als er zur Erik Dahlbergsgatan zurückkehrte. Dort bezog er Posten und schaute vorsichtig um die Ecke, um Mauritzons Hauseingang im Auge zu behalten. Nach einer Weile begann die Schnittwunde in seiner Kniebeuge zu
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