Verschlossen und verriegelt
schmerzen. Es war noch zu früh, Kollberg anzurufen, und da Mauritzon jederzeit wieder auftauchen konnte, wagte er es ohnehin nicht, seinen Posten zu verlassen. Als Gunvald Larsson eine Dreiviertelstunde an der Straßenecke herumgestanden hatte, verließ Mauritzon das Haus. Gunvald Larsson nahm gerade noch wahr, dass der Mann in seine Richtung unterwegs war, ehe er zurückzuckte, und er hoffte, dass Mauritzon ihn nicht gesehen hatte. Er lief humpelnd über die Straße und in den nächstbesten Hauseingang hinein. Mauritzon ging mit schnellen Schritten vorbei, den Blick geradeaus gerichtet. Er hatte den Anzug gewechselt und trug einen kleinen schwarzen Koffer in der Hand. Er überquerte den Valhallavägen, und Gunvald Larsson folgte ihm in möglichst großer Entfernung, ohne Mauritzon aus den Augen zu verlieren.
Mauritzon ging zügig zum Karlaplan. Zweimal schaute er sich nervös um; beim ersten Mal ging Gunvald Larsson hinter einem parkenden Lieferwagen in Deckung, beim zweiten Mal warf er sich in einen Hauseingang.
Wie Gunvald Larsson bereits vermutet hatte, war Mauritzon auf dem Weg zur U-Bahn. Es waren nur wenige Leute auf dem Bahnsteig, und Gunvald Larsson hatte Probleme, sich versteckt zu halten. Es deutete allerdings nichts darauf hin, dass Mauritzon ihn gesehen hatte. Er stieg in eine U-Bahn, die in südliche Richtung fuhr, und Gunvald Larsson schlüpfte in den hinteren Wagen.
Am Hötorget stiegen sie aus, und Mauritzon verschwand im Menschengewimmel.
Gunvald Larsson sah sich auf dem Bahnsteig nach ihm um, aber der Mann schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Er spähte zu den verschiedenen Aufgängen, ohne Mauritzon entdecken zu können, und nahm schließlich die Rolltreppe zur oberen Ebene hinauf.
Er klapperte die fünf verschiedenen Aufgänge ab. Kein Mauritzon. Schließlich blieb er vor dem Schaufenster des Schuhgeschäfts Ström stehen. Er fluchte leise vor sich hin und fragte sich, ob Mauritzon ihn trotz allem entdeckt hatte. Wenn ja, war er möglicherweise quer über den Bahnsteig gelaufen und in eine nordwärts gehende Bahn gesprungen. Gunvald Larsson betrachtete grimmig ein Paar italienischer Wildlederschuhe, die im Fenster standen und deren Besitzer er gerne gewesen wäre, wenn es sie in seiner Größe gegeben hätte. Er hatte sich vor ein paar Tagen in dem Geschäft nach ihnen erkundigt.
Er machte kehrt, um zur Straße hinaufzugehen und den Bus nach Kungsholmen zu nehmen, als ihm am anderen Ende der Halle auf einmal Mauritzon ins Auge fiel. Er steuerte gerade auf die Treppe zum Ausgang Sveavägen zu, und außer seinem schwarzen Koffer trug er jetzt auch ein Paket mit einer großen, kunstvoll gebundenen Schleife. Als er die Treppe hinauf verschwunden war, folgte Gunvald Larsson ihm. Mauritzon ging den Sveavägen in südlicher Richtung hinunter und betrat das Reisebüro Flygcity. Gunvald Larsson hielt hinter einem Lieferwagen in der Lästmakargatan Wache. Durch die großen Fenster konnte er sehen, dass Mauritzon an den Schalter trat und mit einer großen Blondine in Uniform sprach.
Gunvald Larsson fragte sich, wohin Mauritzon wohl verreisen wollte. In den Süden natürlich, vielleicht irgendwo ans Mittelmeer. Oder noch weiter fort, Afrika war heutzutage ein beliebtes Reiseziel. Mauritzon hatte aus leicht nachvollziehbaren Gründen Angst, in Stockholm zu bleiben; wenn Malmström und Mohren erkannten, dass er gesungen hatte, würden sie ihm gegenüber bestimmt keine Gnade walten lassen. Er sah, wie Mauritzon seinen Koffer öffnete und die Pralinenschachtel, oder was immer es sein mochte, hineinlegte. Dann bekam er seine Tickets, steckte sie in die Jackentasche und trat auf den Bürgersteig hinaus.
Gunvald Larsson sah ihn langsam zum Sergels torg schlendern, dann ging er selbst hinein.
Die junge Frau, die Mauritzon bedient hatte, blätterte in einem Karteikasten. Sie warf Gunvald Larsson einen kurzen Blick zu, blätterte weiter und sagte: »Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Ich würde gern wissen, ob der Herr, der gerade hier war, Tickets gekauft hat, und wenn ja, wohin«, sagte Gunvald Larsson.
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf«, erwiderte die Blondine.
»Warum fragen Sie?«
Gunvald Larsson legte seinen Dienstausweis auf den Tresen.
Die Frau betrachtete erst ihn und dann Gunvald Larsson und sagte:
»Ich nehme an, Sie meinen Graf von Brandenburg? Er hat ein Flugticket nach Jönköping gekauft und einen Platz in der Maschine um 15.40 Uhr gebucht. Er will den Flughafenbus
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