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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ausladenden Handbewegung.
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Ratte hier sitzt und die ›Mondscheinsonate‹ spielt«, sagte Gunvald Larsson.
    Er ging zu dem Klavier, hob den Deckel an und blickte in das Innenleben des Instruments. »Jedenfalls liegt hier keine Leiche«, sagte er. Nachdem sie ihren Wohnungsrundgang beendet hatten, zog Kollberg sein Jackett aus, und sie gingen dazu über, die Räume gründlicher unter die Lupe zu nehmen. Sie begannen im Schlafzimmer, wo Gunvald Larsson sofort den begehbaren Kleiderschrank durchforstete, während Kollberg sich die Kommodenschubladen vornahm. Sie arbeiteten einige Zeit schweigend, bis Kollberg die Stille beendete: »Du, Gunvald«, sagte er.
    Aus der Tiefe des Kleiderschranks ertönte eine gedämpfte Antwort.
    Kollberg fuhr fort:
    »Die Beschattung von Roos war nicht besonders erfolgreich. Vor zwei Stunden ist er von Arlanda abgeflogen. Kurz bevor ich gegangen bin, hat Bulldozer den Abschlussbericht bekommen. Er war sehr enttäuscht.« Gunvald Larsson brummte. Dann steckte er den Kopf heraus und erklärte:
    »Bulldozers Optimismus und seine hochgeschraubten Erwartungen führen dazu, dass er ständig enttäuscht wird. Aber er fängt sich auch schnell wieder, wie du vielleicht schon gemerkt hast. Und, was hat Roos an seinen freien Tagen so getrieben?« Er verschwand erneut im Kleiderschrank. Kollberg schob die unterste Kommodenschublade zu und richtete sich auf. »Tja, Malmström und Mohren hat er jedenfalls nicht getroffen, wie Bulldozer gehofft hatte«, meinte er. »Am ersten Abend, also vorgestern, ist er mit einer Braut ausgegangen, mit der er anschließend nackt schwimmen war.«
    »Ja, davon habe ich gehört«, erwiderte Gunvald Larsson. »Und dann?«
    »Bis zum Nachmittag ist er bei der Braut geblieben, dann in die Stadt gefahren und scheinbar planlos und mutterseelenallein durch die Gegend gelaufen. Gestern Abend ist er dann mit einer anderen Braut in ein anderes Restaurant gegangen, sie haben aber nicht gebadet, jedenfalls nicht im Freien, sondern sind zu ihm nach Märsta gefahren. Gestern Vormittag hat er die Braut im Taxi zum Odenplan kutschiert, wo sich die beiden getrennt haben. Anschließend ist er allein durch die Gegend gelaufen, in ein paar Geschäfte gegangen und wieder nach Märsta zurückgefahren, hat sich umgezogen und ist zum Flughafen gefahren. Nicht sonderlich spannend und vor allem nicht sonderlich kriminell.«
    »Wenn man das Nacktbaden nicht als unzüchtige Handlung betrachtet, oder Ek, der im Gebüsch gehockt hat, ihn nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigt«, sagte Gunvald Larsson.
    Er kam aus dem Kleiderschrank und schloss die Tür. »Nichts, abgesehen von einer Menge unglaublich abstoßender Kleidungsstücke«, verkündete er und begab sich ins Badezimmer.
    Kollberg ging dazu über, ein grünlackiertes Schubladenelement zu studieren, das neben dem Bett stand und als Nachttisch diente. Die beiden oberen Schubladen enthielten ein Sammelsurium mehr oder weniger nützlicher Dinge: Papiertaschentücher, Manschettenknöpfe, einige leere Streichholzschachteln, eine halbe Tafel Schokolade, Sicherheitsnadeln, ein Fieberthermometer, zwei Schachteln Halspastillen, Restaurantrechnungen und Kassenbons, eine ungeöffnete Packung schwarze Kondome, Kugelschreiber, eine Postkarte aus Stettin mit dem Text: »Hier gibt es Wodka, Frauen und ein Bett, was will man mehr. Stisse«, ein kaputtes Feuerzeug und ein stumpfes Messer ohne Scheide.
    Auf dem Nachttisch lag ein Taschenbuch, dessen Umschlag illustration einen breitbeinig stehenden Cowboy mit rauchenden Colts in den Händen zeigte.
    Kollberg blätterte in dem Buch mit dem Titel »Der Revolverkampf in der Schwarzen Schlucht«, und ein Foto fiel zu Boden. Es war eine farbige Amateuraufnahme und zeigte eine junge Frau, die in Shorts und einem kurzärmligen weißen Hemd auf einem Bootssteg saß. Sie hatte dunkle Haare und sah eher unscheinbar aus. Kollberg drehte das Foto um. Am oberen Rand stand mit Bleistift Insel Möja, ig6g geschrieben und darunter mit blauer Tinte und in einer anderen Handschrift Monita. Kollberg steckte das Foto zwischen die Buchseiten zurück und zog die unterste Schublade heraus.
    Sie war tiefer als die beiden anderen, und als er sie aufgezogen hatte, rief er Gunvald Larsson.
    Sie blickten auf die Schublade hinunter.
    »Eine seltsame Stelle, um eine Schleifmaschine aufzubewahren«, meinte Kollberg. »Aber vielleicht ist es ja auch gar keine

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