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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Kent trank einen Schluck Wein und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Rhea«, sagte er. »Was soll ich nur machen?«
    »Immer noch kein Job?«
    »Keine Chance. Da hat man einen Universitätsabschluss, und dann gibt es keine freien Stellen. Weiß der Teufel, ob es jemals welche geben wird.« Er reckte sich und versuchte ihre Hand zu nehmen. Das störte sie, und sie zog die Hand fort.
    »Heute ist mir eine verzweifelte Idee gekommen«, sagte er. »Ich muss dich einfach fragen, was du davon hältst.«
    »Was ist denn das für eine Idee?«
    »Ich könnte auf die Polizeischule gehen. Die nehmen ja sogar Sonderschüler. Es herrscht Personalmangel, und bei meinen Zeugnissen dürfte es leicht sein, befördert zu werden, sobald man gelernt hat, den Ganoven eine aufs Maul zu geben.«
    »Und, hast du Lust, Leute zu vermöbeln?«
    »Du weißt genau, dass ich das nicht habe. Aber vielleicht kann man sich irgendwie nützlich machen. Den Apparat von innen reformieren, sobald man das Schlimmste hinter sich gebracht hat.«
    »Übrigens richtet sich die Arbeit der Polizei mitnichten gegen Ganoven«, sagte sie. »Und wie willst du Stina und die Kleinen in der Zwischenzeit versorgen?«
    »Man kann ein Darlehen aufnehmen. Das hab ich herausgefunden, als ich mir die Anmeldeformulare besorgt habe. Ich hab sie dabei, weil ich dich bitten wollte, den Text durchzusehen. Du kennst dich doch mit so was aus.«
    Er holte einige zusammengefaltete Formulare und eine Rekrutierungsbroschüre aus der Gesäßtasche, schob alles über den Tisch und sagte:
    »Sag mir, wenn dir das verrückt vorkommt.«
    »Ziemlich, muss ich sagen. Übrigens glaube ich nicht, dass die Polizei auch nur das geringste Interesse an denkenden Menschen hat, die den Apparat von innen reformieren wollen. Hast du überhaupt eine reine Weste? Ich meine, politisch?«
    »Ich hab eine Zeitlang bei der Clarte-Bewegung mitgemacht, aber das ist auch schon alles, und mittlerweile nehmen die jeden außer organisierten Linken. Richtigen Kommunisten.« Sie dachte nach, trank einen großen Schluck Wein und zuckte mit den Schultern.
    »Tja, warum eigentlich nicht. Es klingt zwar irre, könnte aber sicher interessant werden.«
    »Die Frage ist wohl eher…«
    Er trank. Dann prostete er Martin Beck zu, der ebenfalls trank, sich dabei jedoch vorerst etwas zurückhielt.
    »Was ist die Frage«, sagte sie. Sie wirkte immer noch gereizt.
    »Ja, weißt du, Rhea, hält man es aus? Tut man das?«
    Sie sah Martin Beck verschmitzt an. Die Gereiztheit war von einem Lächeln aus ihrem Gesicht radiert worden.
    »Frag Martin. Er ist Experte.«
    Der Mann sah Martin Beck überrascht und skeptisch an. »Du kennst dich da aus?«
    »Ein bisschen. Ehrlich gesagt braucht die Polizei alle guten Kräfte, die sie bekommen kann. Es ist ein abwechslungsreicher Beruf, wie in der Broschüre da steht, und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. Wenn man sich beispielsweise für Hubschrauber oder Mechanik oder Organisationsprobleme oder Pferde…«
    Rhea schlug so fest mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Gläser hochsprangen.
    »Laber hier nicht rum«, sagte sie heftig. »Antworte verdammt nochmal ehrlich.«
    Martin Beck sagte zu seiner eigenen Verblüffung: »Man hat eine Chance, die ersten Jahre zu überstehen, wenn man bereit ist, seine Tage in Gesellschaft von Schwachköpfen zu verbringen und sich von Vorgesetzten schikanieren zu lassen, die entweder Streber oder Wichtigtuer oder einfach nur Idioten sind. Man darf keine eigenen Ansichten haben. Danach hat man große Chancen, selbst genauso zu werden.«
    »Du hast anscheinend was gegen die Polizei«, meinte Kent misstrauisch. »So schlimm kann esja wohl nicht sein. Es gibt einfach zu viel grundlosen Hass auf die Polizei. Was glaubst du, Rhea?« Sie lachte überaus herzlich. Dann sagte sie: »Probier's aus. Du wirst bestimmt ein guter Polizist. Alles andere halte ich für ausgeschlossen. Die Konkurrenz scheint jedenfalls nicht besonders groß zu sein.«
    »Kannst du mir helfen, den Antrag auszufüllen?«
    »Gib mir einen Stift.«
    Martin Beck hatte einen in der Brusttasche und reichte ihn ihr schnell. Sie stützte ihren blonden Kopf in die Hand und begann zu schreiben, ganz auf die Aufgabe konzentriert. »Ich schreibe das erst mal nur vor. Füll das zweite Exemplar mit der Maschine aus. Du kannst dir eine von meinen leihen.« Ingela war fertig mit der Wäsche, kam herein und setzte sich, sprach ein wenig über dies und das, vor allem über

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