Verschlossen und verriegelt
nehmen, denn er hat sich nach der Abfahrtszeit erkundigt. Er fährt fünf vor drei vom Sergels torg. Was hat Graf von…«
»Danke, das war alles, was ich wissen wollte«, unterbrach Gunvald Larsson sie. »Guten Tag.«
Er ging zur Tür und fragte sich, was Mauritzon in Jönköping wollte.
Dann erinnerte er sich, in der Personenakte gelesen zu haben, dass Mauritzon dort geboren war und seine Mutter noch in der Stadt wohnte. Mauritzon würde also heimfahren und bei seiner Mama unterkriechen. Gunvald Larsson trat auf den Sveavägen hinaus.
In der Ferne sah er Trofast Mauritzon Holm von Brandenburg gemächlich im Sonnenschein die Straße hinabflanieren.
Er selbst ging in die Gegenrichtung, um ein Telefon zu suchen und Kollberg anzurufen.
23
Als Lennart Kollberg zum verabredeten Treffen mit Gunvald Larsson erschien, war er mit zahllosen Dietrichen und Werkzeugen ausgerüstet, um die Tür zur Wohnung in der Armfeltsgatan zu öffnen. Was er dagegen eigentlich dabeihaben sollte, jedoch nicht vorweisen konnte, war ein von Staatsanwalt Olsson ausgestellter Durchsuchungsbefehl. Gunvald Larsson und ihn kümmerte es herzlich wenig, dass sie kurz davorstanden, sich eines Dienstvergehens schuldig zu machen. Sie gingen seelenruhig davon aus, dass Bulldozer Olsson so begeistert sein würde, wenn sie in Mauritzons Wohnung etwas fanden, was ihm nützte, dass ihm der Gedanken an ein Dienstvergehen gar nicht erst kam, und falls sie nichts fanden, bestand kein Grund, ihn darüber aufzuklären, dass sie ein solches begangen hatten. Außerdem hatte der Begriff Dienstvergehen jede Relevanz verloren. Letztlich war es doch der Dienst selbst, der ein Vergehen war. Mauritzon sollte mittlerweile auf dem Weg Richtung Süden sein; zwar nicht nach Afrika, aber doch weit genug weg, damit sie ungestört arbeiten konnten.
Die Wohnungstüren in dem Mietshaus, auch Mauritzons, waren mit Standardschlössern bestückt, und Kollberg benötigte nur wenige Minuten, um sie zu öffnen. Auf der Innenseite war die Tür mit zwei Sicherheitsketten und einem Fox-Lock ausgerüstet, mit dem man die Tür nur von innen verriegeln konnte. Die Schutzmaßnahmen deuteten darauf hin, dass Mauritzon mit wesentlich aufdringlicheren Gästen rechnete als den Bettlern und Hausierern, deren Besuch er sich auf einem kleinen emaillierten Schild am Türpfosten verbat.
Die Wohnung bestand aus drei Zimmern, Küche, Diele und Bad und war eigentlich recht elegant. Die Möblierung schien zwar ziemlich kostspielig gewesen zu sein, vermittelte jedoch einen Gesamteindruck von banaler Geschmacklosigkeit. Sie gingen ins Wohnzimmer. An der gegenüberliegenden Wand stand eine Kombination aus Teak, bestehend aus Bücherregalen, Schränken und einem eingebauten Sekretär. Ein Regalbrett war mit Taschenbüchern gefüllt, die anderen waren mit allen möglichen Nippes übersät: Souvenirs, Porzellanfiguren, kleinen Vasen und Schalen und anderen dekorativen Gegenständen. An den Wänden hingen ein paar Öldrucke und Reproduktionen von der Art, wie man sie in weniger guten Bilderrahmengeschäften sieht.
Möbel, Vorhänge und Teppiche wirkten keineswegs billig, schienen jedoch eher willkürlich ausgewählt worden zu sein, denn Muster, Material und Farben passten nicht zusammen. In einer Zimmerecke befand sich eine kleine Bar. Schon bei ihrem Anblick konnte einem übel werden, ohne dass man am Inhalt der Flaschen hinter den Spiegeltüren des Barschranks auch nur geschnuppert hätte. Die Vorderfront der Bar war mit seltsam gemustertem Kunststoff verkleidet; auf schwarzem Grund schwebten gelbe, grüne und rosa Figuren, die an stark vergrößerte Pantoffeltierchen oder Spermien erinnerten. Das gleiche Muster, allerdings in einem wesentlich kleineren Maßstab, wiederholte sich in der Platte des Tresens. Kollberg öffnete den Barschrank. Er enthielt eine halb geleerte Flasche Parfait d'amour, eine fast leere Flasche schwedischen Dessertwein, eine ungeöffnete kleine Flasche Carlshamns Flaggenpunsch und eine bis zum letzten Tropfen geleerte große Flasche Beefeater Gin. Schaudernd schloss er die Schranktüren und ging zum Nebenzimmer. Zwischen dem Wohn und dem Nebenzimmer, das vermutlich als Esszimmer gedacht war, gab es keine Tür, sondern einen von zwei Säulen getragenen Torbogen. Der Raum war relativ klein und hatte zur Straße einen Erker mit Fenstern. Hier stand ein Klavier, und in einer Ecke fanden sich Radio und Plattenspieler.
»Voilä, das Musikzimmer«, sagte Kollberg mit einer
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