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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Lebensmittelpreise und Schummeleien mit dem Haltbarkeitsdatum. Offenbar arbeitete sie in einem Supermarkt.
    Die Glocke klingelte, die Tür ging auf, und jemand näherte sich mit schlurfenden Schritten. Es war eine ältere Dame, die sagte:
    »Mein Fernsehbild ist so schlecht.«
    »Wenn es an der Antenne liegt, werde ich Eriksson bitten, morgen einen Blick darauf zu werfen. Ansonsten müssen wir den Fernseher wohl reparieren. Er ist natürlich nicht mehr der neueste. Aber Freunde von mir haben noch einen übrig. Schlimmstenfalls können wir uns ihren alten leihen. Ich werde mich morgen darum kümmern.«
    »Ich habe heute gebacken und Ihnen ein Weizenbrot mitgebracht, Rhea.«
    »Danke. Wie nett. Das mit dem Fernseher kommt schon in Ordnung, Sie werden sehen.«
    Sie war mit den Formularen fertig und gab sie dem Mann in dem karierten Hemd. Die Schreibarbeit hatte sie verblüffend schnell erledigt. Nun sah sie Martin Beck mit dem gleichen festen Blick an wie zuvor.
    »Als Vermieter muss man eine Art Berater sein«, sagte sie. »Du siehst es ja selbst. Der Bedarf ist da, aber so wie ich denken nicht viele. Fast alle spekulieren nur auf Gewinn und sparen, wo sie nur können. Weitsichtiger handeln sie nicht, und das ist eine Schweinerei. Ich versuche hier mein Bestes zu geben, weil die Leute in einem Haus Gemeinschaft spüren und sich darin wohl fühlen sollen. Die Wohnungen sind mittlerweile in Ordnung, aber eine Renovierung der Fassade kann ich mir nicht leisten. Man will die Mieten zum Herbst doch nicht mehr erhöhen als unbedingt nötig. Ein bisschen muss ich sie allerdings anheben. So ein Haus macht viel Arbeit, wenn es gut in Schuss gehalten werden soll. Man hat seinen Mietern gegenüber ja eine gewisse Verantwortung.«
    Martin Beck fühlte sich erstaunlich wohl. Er hatte überhaupt keine Lust, diese Küche zu verlassen. Außerdem war er ein wenig schläfrig. Das lag am Wein. Seit fünfzehn Monaten hatte er keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. »Ach ja«, sagte sie. »Da war ja noch die Sache mit Svärd.«
    »Hatte er irgendwelche Wertsachen zu Hause?«
    »Nein. Zwei Stühle, einen Tisch und ein Bett. Ein fleckiger Teppich und das Allernotwendigste an Hausrat. Kaum was zum Anziehen. Deshalb meine ich ja, dass die Sache mit den Schlössern eine Phobie gewesen sein muss. Er ging allen aus dem Weg. Redete zwar mit mir, aber nur, wenn es absolut notwendig war.«
    »Soweit ich weiß, war er völlig verarmt.« Sie sah ihn nachdenklich an, füllte ihr Glas und trank. »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erklärte sie.
    »Mir kam er fast schon zwanghaft geizig vor. Er hat zwar immer seine Miete gezahlt, aber nicht ohne Murren. Dabei waren es nur achtzig Mäuse im Monat. Und er hat meines Wissens nie was anderes als Hundefutter gekauft. Nein, falsch, es war Katzenfutter. Er hat nicht getrunken. Hat keine Ausgaben gehabt. Selbst wenn er nur seine Rente bekommen hat, ein Stückchen Wurst ab und zu hätte er sich schon gönnen können. Es leben zwar verdammt viele Leute von Hundefutter, aber die zahlen im Allgemeinen mehr Miete und haben etwas höhere Ansprüche ans Leben, gönnen sich beispielsweise manchmal eine kleine Flasche Süßwein. Svärd hatte nicht mal ein Radio. In Psychologie habe ich von Typen gelesen, die sich von Kartoffelschalen ernähren und in fünfzig Jahre alten Klamotten herumlaufen, aber Hunderttausende Kronen in ihrer Matratze aufbewahren. Das weiß man doch. Ein psychisches Phänomen, ich hab vergessen, wie man es nennt.«
    »Aber in Svärds Matratze war kein Geld.«
    »Und er ist umgezogen. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Die neue Wohnung muss teurer gewesen sein, und es hat auch ein bisschen gekostet, seine Sachen zu transportieren. Das passt nicht zusammen.« Martin Beck leerte sein Weinglas. Er wäre gern noch bei diesen Menschen geblieben, würde jetzt aber gehen.
    Es gab da etwas, worüber er nachdenken musste.
    »Ich geh dann mal. Tschüs, und vielen Dank.«
    »Ich wollte gleich Spaghetti mit Hackfleischsauce machen. Das schmeckt gar nicht mal schlecht, wenn man die Sauce selbst macht. Du kannst gerne noch bleiben.«
    »Nein. Ich muss los.«
    Sie begleitete ihn barfuß hinaus. Sie kamen am Kinderzimmer vorbei, und er warf einen Blick hinein.
    »Ja«, sagte sie. »Die Kinder sind auf dem Land. Ich bin geschieden.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu:
    »Du auch, was?«
    »Ja.«
    In der Tür sagte sie:
    »Tschüs. Komm wieder. Tagsüber besuche ich Vorlesungen der Sommeruniversität, aber nach

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