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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Fragen hatte, jedenfalls keine, die Svärd betrafen.
    Die Amtshandlung war also nichts als Selbstbetrug.
    Er wollte nur hören, ob sie zu Hause war, und die einzige Frage, die er ihr wirklich stellen wollte, war sehr einfach.
    Darf ich vorbeikommen?
    Martin Beck zog die Hand vom Telefon zurück und legte die Telefonbücher ordentlich aufgestapelt an ihren angestammten Platz. Dann räumte er seinen Schreibtisch auf, warf ein paar Zettel mit überflüssigen Notizen weg und legte die Stifte in die Stiftablage, wie es sich gehörte.
    Er machte das alles langsam und penibel und schaffte es auf diese Weise, verblüffend lange dafür zu brauchen. Er widmete fast eine halbe Stunde einem Kugelschreiber mit kaputter Feder, ehe er entschied, dass er unbrauchbar war, und ihn in den Papierkorb warf.
    Das Polizeipräsidium Süd war alles andere als menschenleer, und irgendwo in der Nähe hörte er zwei Kollegen lautstark und erregt über etwas diskutieren.
    Es interessierte ihn nicht die Bohne, worüber sie sprachen. Er verließ das Gebäude und ging zur U-Bahn-Station Midsom-markransen. Musste ziemlich lange auf einen Zug der grünen Linie warten, der äußerlich tadellos schien, innen jedoch schwer vandalisiert worden war. Die Sitze waren aufgeschlitzt worden und alles, was nicht niet und nagelfest war, abgeschraubt oder abgerissen.
    Er stieg in Gamla stan aus und ging zu Fuß nach Hause. Als er seinen Pyjama angezogen hatte, schaute er nach einem Bier im Kühlschrank und Wein in der Speisekammer, obwohl er wusste, dass er weder das eine noch das andere finden würde. Martin Beck öffnete eine Dose russische Krabben und machte sich zwei Brote. Holte eine Flasche Mineralwasser heraus. Aß. An seinem Abendessen war nichts auszusetzen, im Gegenteil, aber es war verdammt langweilig, hier ganz allein zu hocken und zu kauen. Am Mittwoch war es zwar genauso trist gewesen, aber da hatte es noch keine Rolle gespielt.
    Von dem Bedürfnis getrieben, etwas zu tun, ging er mit einem seiner vielen ungelesenen Bücher ins Bett. Seine Wahl fiel rein zufällig auf Ray Parkins Dokumentarroman über die Schlacht in der Javasee. Er las ihn in einem Rutsch durch und fand ihn schlecht. Begriff nicht, warum er ins Schwedische übersetzt worden war, und sah nach, welcher Verlag für die Veröffentlichung verantwortlich zeichnete. Norstedts. Seltsam. In »The Two-Ocean War« hatte Samuel Eliot Morison das Thema auf neun Seiten ausführlicher und wesentlich spannender abgehandelt, als es Parkin auf zweihundertsiebenundfünfzig gelungen war. Vor dem Einschlafen dachte er an Spaghetti mit Hackfleischsauce. Gleichzeitig empfand er so etwas wie Vorfreude auf den nächsten Tag.
    Es war vermutlich dieses unmotivierte Gefühl, das Samstag und Sonntag dann so unerträglich inhaltslos erscheinen ließ. Zum ersten Mal seit Jahren war er rastlos und fühlte sich qualvoll eingesperrt. Er ging raus, und am Sonntag fuhr er sogar mit dem Dampfer bis Mariefred und zurück, aber es half alles nichts. Im Freien fühlte er sich genauso eingeschlossen. Etwas war grundsätzlich verkehrt an seinem Leben, und er war nicht mehr bereit, das mit demselben Gleichmut wie früher zu akzeptieren. Als er die Menschen um sich herum beobachtete, gewann er den Eindruck, dass sich viele in der gleichen Situation befanden wie er selbst, es jedoch entweder nicht erkannten oder aber nicht wagten, es zuzugeben.
    Montagmorgen ritt er wieder. Guiteau sah aus wie Carradine und schoss mit einer automatischen Fünfundvierziger, und als Martin Beck seine rituelle Opferhandlung vollzogen hatte, trat Rhea Nielsen zu ihm und fragte: »Was zum Teufel machst du denn da?«
    Später saß er im Polizeipräsidium Süd und bearbeitete das Telefon.
    Er begann mit der Strahlenklinik. Nach vielem Wenn und Aber bekam er eine Antwort, die jedoch ziemlich unbefriedigend war.
    Svärd war am Montag, dem 6. März, aufgenommen worden. Schon am nächsten Tag hatte man ihn allerdings zur Infektionsstation des Krankenhauses Söder überwiesen. Warum?
    »Das lässt sich im Nachhinein nicht so leicht sagen«, meinte die Sekretärin, der es schließlich gelungen war, Svärds Namen in den Akten zu finden. »Offenbar war sein Fall nichts für uns. Die Krankenblätter sind nicht mehr hier, nur eine Notiz, dass er eine Überweisung von seinem Hausarzt hatte, als er herkam.«
    »Von welchem Arzt?«
    »Einem Doktor Berglund, Allgemeinmediziner. Hier haben wir es. Tja, es lässt sich unmöglich entziffern, was auf der Überweisung

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