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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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angefangen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Nun ja, wie ich Ihnen neulich schon sagte, hat die Polizei anfangs kein übertriebenes Interesse an dem Fall gezeigt. Bis dieser Nordschwede hier angerufen hat, ist keiner auf die Idee gekommen, eine ballistische Untersuchung zu verlangen. Ich wusste nicht recht, was ich mit der Kugel machen sollte. Aber…«
    »Ja?«
    »Es erschien mir falsch, sie einfach wegzuwerfen, also habe ich sie in einen Umschlag gesteckt und meine Beobachtungen beigefügt, was mir aufgefallen war und so. Als wäre es um einen richtigen Mord gegangen. Aber ich habe sie nicht an die Kriminaltechnik geschickt, weil ich zufällig weiß, dass die in Arbeit ersticken.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Den Umschlag weggelegt. Später habe ich ihn nicht gleich gefunden. Ich bin hier nur zur Aushilfe und habe keine eigenen Schränke und so. Aber am Ende fand ich ihn dann doch und habe die Kugel eingeschickt.«
    »Zur Untersuchung?«
    »Ich gebe so was ja nicht in Auftrag. Aber ich nehme mal an, wenn ein Ballistiker eine Kugel bekommt, untersucht er sie, auch wenn es um einen Selbstmord geht.«
    »Selbstmord?«
    »Ja, ich habe dazu eine Notiz verfasst. Die Polizei hatte mir ja sofort mitgeteilt, dass es um einen Suizid geht.«
    »Nun, dann werde ich mich wohl erkundigen müssen«, sagte Martin Beck. »Aber ich wollte Sie noch nach etwas anderem fragen.«
    »Was denn?«
    »Ist Ihnen bei der Obduktion etwas aufgefallen?«
    »Ja, dass er sich erschossen hat. Das geht aus dem Gutachten hervor.«
    »Ich dachte eher an etwas anderes. Haben Sie irgendwas gefunden, was daraufhin deutete, dass Svärd schwer krank war?«
    »Nein, eigentlich nicht. Die inneren Organe schienen mir gesund zu sein. Aber…«
    »Aber?«
    »Aber ich habe ihn auch nicht besonders gründlich untersucht. Nur die Todesursache festgestellt. Folglich habe ich mir nur die Organe im Thorax genau angesehen.«
    »Das heißt?«
    »In erster Linie Herz und Lunge. Die waren in Ordnung. Abgesehen davon, dass er tot war, natürlich.«
    »Ansonsten könnte er fast alles gehabt haben?«
    »Ja, sicher. Alles von Podagra bis Leberkrebs. Sagen Sie, warum stellen Sie eigentlich ausgerechnet hierzu so viele Fragen? Das war doch ein Routinefall.«
    »Fragen gehören zur Routine«, erwiderte Martin Beck. Er beendete das Gespräch und versuchte stattdessen, einen Ballistiker im Labor zu erreichen. Das Unterfangen scheiterte, sodass er sich schließlich an den Abteilungsleiter wenden musste, einen gewissen Oskar Hjelm, der zwar ein hervorragender Kriminaltechniker war, vor allem aber jemand, mit dem man sich nur ungern unterhielt.
    »Sieh einer an, du bist's«, sagte Hjelm säuerlich. »Ich dachte, du sollst Kriminaldirektor werden. Aber die Hoffnung war wohl vergeblich.«
    »Wieso?«
    »Kriminaldirektoren sitzen herum und denken an ihre Karriere«, sagte Hjelm. »Wenn sie nicht gerade Golf spielen oder im Fernsehen Bockmist verzapfen. Vor allem aber rufen sie einen nicht an und fragen nach Selbstverständlichkeiten. Und, worum geht es diesmal?«
    »Nur um eine ballistische Prüfung.«
    »Nur? Und um welche, wenn ich fragen darf? Hier schickt doch jeder Schwachkopf alles hin. Wir haben körbeweise Untersuchungsobjekte und kein Personal. Vor ein paar Tagen haben wir eine Plumpsklo-Tonne von Melander hereinbekommen. Er wollte wissen, wie viele verschiedene Personen hineingeschissen haben. Das Ding war randvoll und seit mindestens zwei Jahren nicht mehr geleert worden.«
    »Klingt nicht sehr angenehm.«
    Fredrik Melander war eigentlich Mordfall-Ermittler und viele Jahre einer von Martin Becks wertvollsten Mitarbeitern gewesen. Vor einiger Zeit hatte ihn allerdings jemand ins Diebstahldezernat versetzt, vermutlich in der Hoffnung, dass er das dort herrschende völlige Chaos in den Griff bekommen würde. »Nein«, sagte Hjelm. »Unsere Arbeit ist nicht angenehm. Das scheint nur leider keiner zu verstehen. Der Reichspolizeichef ist schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen, und als ich ihn im Frühjahr um ein Gespräch gebeten habe, hat er mir ausrichten lassen, er sei auf absehbare Zeit nicht zu sprechen. Auf absehbare Zeit, ja, wo sind wir denn?«
    »Ich weiß, ihr habt unglaublich viel zu tun«, warf Martin Beck ein.
    »Gelinde gesagt«, erwiderte Hjelm eine Spur versöhnlicher. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier los ist. Wir sind schon dankbar für jedes Fünkchen Aufmunterung und Verständnis. Aber so was bekommt man natürlich nie.«
    Der Mann war

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