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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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»Du bist zum Kriminaldirektor mit der Gehaltsstufe B 3 ernannt worden.« Der Präsident lag zusammengesunken da, sein Zylinder kullerte über den Bahnsteig. Dann rollte die Welle brennenden Schmerzes heran, und er schlug die Augen auf.
    Er lag nass geschwitzt im Bett. Die Klischees wurden immer schlimmer. An diesem Morgen hatte Guiteau wieder ausgesehen wie der ehemalige Streifenpolizist Eriksson, James Garfield wie ein gepflegter älterer Herr, der Reichspolizeichef wie der Reichspolizeichef und Beatty wie auf der Friedenstasse von 1919 abgebildet, von einem Lorbeer umkränzt und mit einem leicht arroganten Gesichtsausdruck. Ansonsten war der Traum auch diesmal voller Absurditäten und falscher Zitate gewesen. David Beatty hatte nie gesagt: »Gehen Sie zwei Strich näher an den Feind heran.«
    Allen zugänglichen Quellen zufolge lautete die Replik: »Chatfield, there seems to be something wrong with our bloody ships today. Turn two points to port.«
    In der Sache spielte das allerdings keine Rolle. Zwei Strich backbord war in diesem Fall dasselbe wie zwei Strich näher an den Feind heran.
    Und wenn Guiteau aussah wie Carradine, war die Pistole eine Hämmerli International. Wenn er wie jetzt Eriksson ähnelte, war die Waffe eine Derringer.
    Außerdem war doch nur Fitzroy James Henry Somerset persönlich bei Balaklawa in einem Raglanmantel aufgetreten. In diesen Träumen hatte nichts Hand und Fuß. Er stand auf, zog seinen Pyjama aus und duschte. Während er von dem kalten Wasser eine Gänsehaut bekam, dachte er an Rhea.
    Auf dem Weg zur U-Bahn dachte er an sein eigenes seltsames Auftreten am Vorabend.
    An seinem Schreibtisch in Västberga fühlte er sich plötzlich unangenehm einsam.
    Kollberg kam herein und erkundigte sich, wie es ihm ging. Das war eine knifflige Frage, und er brachte nur hervor: »Es muss.«
    Kollberg ging fast sofort wieder. Er war verschwitzt und abgehetzt. In der Tür stehend, sagte er:
    »Das Ding in der Hornsgatan scheint aufgeklärt zu sein. Außerdem haben wir gute Chancen, Malmström und Mohren auf frischer Tat zu schnappen. Allerdings nicht vor nächstem Freitag. Wie läuft es eigentlich mit deinem verschlossenen Raum?«
    »Ganz gut. Besser als gedacht jedenfalls.«
    »Tatsächlich«, sagte Kollberg.
    Er blieb noch ein paar Sekunden und meinte:
    »Ich finde, du siehst heute etwas besser aus. Tschüs.«
    »Tschüs.«
    Dann war Martin Beck wieder allein und dachte an Svärd. Gleichzeitig dachte er an Rhea.
    Sie hatte ihm mehr gegeben als erwartet. Ermittlungstechnisch gesehen.
    Drei Anhaltspunkte, vielleicht sogar vier. Svärd war krankhaft geizig gewesen.
    Svärd hatte immer, zumindest seit Jahren, seine Wohnung verbarrikadiert, obwohl sich darin nichts Wertvolles befand.
    Svärd war krank gewesen und hatte kurz vor seinem Tod in der Strahlenklinik gelegen.
    Konnte Svärd Geld zurückgelegt haben? Wenn ja, wo? Hatte Svärd sich vor etwas gefürchtet? Wenn ja, wovor? Das einzig denkbar Wertvolle in seiner verriegelten Absteige war sein eigenes Leben gewesen.
    An welcher Krankheit hatte Svärd gelitten? Strahlenklinik, das klang nach Krebs. Aber wenn er dem Tode geweiht gewesen war, warum hatte er sich dann solche Mühe gegeben, sich vor jemandem oder etwas zu schützen?
    Hatte er Angst vor einer bestimmten Person gehabt? Wenn ja, vor wem? Und warum war er in eine teurere und vermutlich schlechtere Wohnung gezogen? Wenn er doch so geizig war? Fragen.
    Schwierige, aber nicht gänzlich unlösbare. Die Antworten würden sich kaum in zwei Stunden finden lassen, höchstens in Tagen. Wenn nicht Wochen oder Monaten. Vielleicht Jahren. Oder nie.
    Und was war eigentlich mit der ballistischen Untersuchung? Das war der Punkt, an dem er ansetzen musste. Martin Beck griff zum Telefon.
    Das war nicht sonderlich hilfreich an diesem Tag, und er musste sechs Telefonate führen, von denen vier damit endeten, dass jemand »Augenblick« sagte und sich anschließend nicht mehr meldete. Aber endlich erwischte er die junge Frau, die siebzehn Tage zuvor Svärds Brustkorb geöffnet hatte. »Ja, natürlich«, sagte sie. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Ein Polizist hat angerufen und wegen der Kugel gemeckert.«
    »Der Erste Kriminalassistent Rönn.«
    »Mag sein, dass er so hieß, daran erinnere ich mich nicht mehr. Es war jedenfalls nicht der Mann, der den Fall vorher bearbeitet hat. Aldor Gustavsson, meine ich. Der hier schien weniger Erfahrung zu haben. Er hat übrigens jeden Satz mit ›jau‹

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