Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
ein unverbesserlicher Querulant, aber auch tüchtig, wie gesagt, und außerdem durchaus empfänglich für Schmeicheleien.
    »Es ist ein Wunder, wie ihr das alles scharrt«, sagte Martin Beck.
    »Mehr als das«, bestätigte Hjelm geradezu freundlich. »Es ist ein Mirakel. Was war das jetzt für eine ballistische Frage?«
    »Es geht um eine Kugel, durch die ein Mann namens Svärd ums Leben gekommen ist. Karl Edvin Svärd.«
    »Ah ja«, sagte Hjelm. »Ich kenne den Vorgang. Ein typischer Fall. Ein Selbstmord, hieß es. Die Obduzentin schickt sie her, ohne uns zu sagen, was wir damit machen sollen. Sollen wir sie vergolden lassen und ins Polizeimuseum schicken? Oder sollte es ein Wink sein, dass man sich genauso gut gleich die Kugel geben kann?«
    »Was für ein Projektil ist es?«
    »Eine Pistolenkugel. Abgefeuert. Hast du die Waffe nicht?«
    »Nein.«
    »Wie kann es dann Selbstmord sein?« Gute Frage. Martin Beck schrieb in seinen Block.
    »Weist sie spezielle Charakteristika auf?«
    »Aber ja. Könnte aus einer automatischen Fünfundvierziger stammen. Fabrikate dieser Art gibt es natürlich viele. Wenn du mir die Patronenhülse schickst, kann ich dir Genaueres sagen.«
    »Ich habe die Hülse nicht gefunden.«
    »Nicht? Was hat dieser Svärd eigentlich gemacht, als er sich erschossen hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Jemand mit so einer Kugel im Leib ist im Allgemeinen nicht mehr so munter«, meinte Hjelm. »Kann sich die Dinge nicht aussuchen. Im Großen und Ganzen heißt es umkippen und sterben.«
    »Ja«, sagte Martin Beck. »Vielen Dank.«
    »Wofür?«
    »Deine Hilfe. Und viel Glück.«
    »Keine makaberen Scherze, wenn ich bitten darf«, erwiderte Hjelm und legte auf.
    Damit wäre das geklärt. Ob nun Svärd selbst oder ein anderer den tödlichen Schuss abgefeuert hatte, der Betreffende war jedenfalls kein Risiko eingegangen. Mit einer Fünfundvierziger konnte man ziemlich sicher sein, das gewünschte Ergebnis zu erzielen, selbst wenn man nicht direkt ins Herz traf. Aber was war denn bei dem Gespräch eigentlich herausgekommen?
    Mit einer Kugel als Beweisstück kam man schließlich nicht weit, solange man nicht die Waffe oder zumindest die Patronenhülse hatte.
    Es gab jedoch ein positives Detail. Hjelm hatte von einer automatischen Fünfundvierziger gesprochen, und er war dafür bekannt, nur Informationen weiterzugeben, bei denen er sich vollkommen sicher war. Folglich war Svärd mit einer automatischen Pistole erschossen worden. Ansonsten war alles noch genauso unbegreiflich wie zuvor. Svärd schien keinen Selbstmord begangen zu haben, und ein anderer hatte ihn nicht erschießen können. Martin Beck arbeitete weiter.
    Er begann mit den Banken, da er aus Erfahrung wusste, dass das dauern konnte. Zwar war das Bankgeheimnis in Schweden nicht viel wert, aber dafür gab es umso mehr Geldinstitute, und wegen der lächerlichen Zinsen zogen es viele Kleinsparer vor, ihr Geld in einem der Nachbarländer anzulegen, vorzugsweise in Dänemark. Er telefonierte weiter.
    Kriminalpolizei, guten Tag. Es geht um eine Person, die so und so heißt, geboren dann und dann, wohnhaft unter einer der folgenden Adressen. Hat diese Person ein Konto oder vielleicht auch ein Bankfach bei Ihnen gehabt?
    Die Frage klang simpel, musste aber vielen gestellt werden. Vor Anfang nächster Woche mit einer Antwort zu rechnen erschien unrealistisch. Außerdem musste er sich mit dem Krankenhaus in Verbindung setzen, in dem Svärd gelegen hatte, aber das hatte Zeit bis Montag.
    Mittlerweile neigte sich der Freitag, aus dienstlicher Perspektive gesehen, seinem Ende zu.
    In Stockholm herrschte zu diesem Zeitpunkt völliges Chaos, die Polizei war hysterisch und ein Großteil der Bevölkerung in Panik.
    Martin Beck wusste davon nichts. Der Teil vom Venedig des Nordens, den er von seinem Fenster aus sehen konnte, bestand aus einer stinkenden Autobahn und einem Industriegebiet, und die Aussicht war weder verwirrender noch abstoßender als sonst auch.
    Um sieben war er immer noch nicht nach Hause gegangen, obwohl er schon seit zwei Stunden Feierabend hatte und ermittlungstechnisch nichts mehr tun konnte.
    Das Ergebnis seines Tagewerks war mager. Spürbarstes Resultat war ein wunder rechter Zeigefinger nach der ganzen Telefoniererei.
    Seine letzte Amtshandlung an diesem Tag bestand darin, Rhea Nielsen im Telefonbuch nachzuschlagen. Ihr Name fand sich darin ohne Berufsangabe, und er hatte schon die Hand auf der Wählscheibe, als ihm bewusst wurde, dass er keine

Weitere Kostenlose Bücher