Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Pat ein paar Fragen gestellt.
»Merkwürdig«, hatte Pat gesagt, »dein Boss Rebus hat mich genau das Gleiche gefragt.«
Und so wusste Brian, dass der Fall in guten Händen war.
Rebus fuhr durch die mittäglichen Straßen. Samstags wirkte die Innenstadt, solange man sich von der Princes Street fernhielt, nicht so hektisch. Zumindest bis etwa halb drei, dann füllte sich nämlich entweder der Ost- oder Westteil der Stadt, je nachdem, welche Mannschaft ein Heimspiel hatte, mit Fußballfans. Und an Derbytagen mied man die Innenstadt am besten ganz. Doch heute fand kein Match statt, und die Hibs traten zu Hause an. Also war es in der Stadt ruhig.
»Sie haben mich doch erst letzte Woche nach ihm gefragt«, erklärte ein Barmann Rebus.
»Dann frag ich halt noch mal.«
Er war wieder auf der Suche nach Deek Torrance, diesmal in zerstörerischer Mission. Er bezweifelte zwar, dass Deek sich in der Stadt aufhielt, aber Geld und Alkohol konnten einen Mann manchmal unvorsichtig werden und ihn Gefahren verkennen lassen. Rebus’ einzige Hoffnung war, dass Deek sich irgendwo von dem Geld betrank, das er ihm für die Waffe gezahlt hatte. Doch diese Hoffnung stand auf ziemlich tönernen Füßen. In einer Kneipe in Leith traf er Chick Muir und berichtete ihm von den jüngsten Ereignissen.
»Das ist ja schrecklich«, tröstete ihn Chick. »Ich werd weiterschnüffeln.«
Diese Vorstellung gefiel Rebus. Chick würde das nicht allzu schwer fallen. Informanten wurden auch Schnüffler genannt, und Chick hatte ein Riechorgan von beachtlicher Größe.
Um halb zwei verließ er ein schmuddeliges Wettbüro. Er hatte schon mehr Hoffnung in einem Hospiz gesehen, und auch weniger Tränen. Zehn Minuten später saß er bei Haggis mit Rübchen und Kartoffelpüree — alles aus der Mikrowelle — in der Sutherland Bar. Irgendwer hatte seine Zeitung auf dem Stuhl liegen gelassen. Rebus begann zu lesen. Zufälligerweise war die Zeitung bei einem Artikel von Mairie Henderson aufgeschlagen.
»Sie sind zu spät«, sagte er, als Mairie sich neben ihn setzte. Um ein Haar wäre sie wütend wieder aufgestanden.
»Ich war vor einer halben Stunde schon mal hier! Viertel nach eins, wie vereinbart. Ich hab bis halb zwei gewartet.«
»Ich dachte, wir wären um halb zwei verabredet gewesen«, sagte er fröhlich.
»Da waren Sie auch noch nicht hier. Sie haben echt Glück, dass ich überhaupt noch mal gekommen bin.«
»Und warum sind Sie gekommen?«
Sie riss ihm die Zeitung aus der Hand. »Weil ich meine Zeitung vergessen hab.«
»Steht eh nicht viel drin.« Er schob sich eine weitere Gabel Haggis in den Mund.
»Ich dachte, Sie wollten mich zum Essen einladen.«
Rebus deutete mit dem Kopf auf die Essenstheke. »Bedienen Sie sich. Die schreibend auf meine Rechnung.«
Nach kurzer Überlegung kam sie zu dem Schluss, dass ihr Hunger größer war als ihr Zorn. Mit einer Quiche und Bohnensalat kam sie von der Essenstheke zurück und schnappte sich ihr Portemonnaie. »Die machen hier keine Rechnungen«, ließ sie ihn wissen. Rebus zwinkerte ihr zu.
»Nur ein kleiner Scherz von mir.« Er versuchte, ihr etwas Geld in die Hand zu drücken, doch sie drehte sich auf dem Absatz um. Flache Absätze, überhaupt hatte sie lustige kleine Schuhe an, wie Doc Martens für Kinder. Und eine schwarze Strumpfhose. Rebus ließ sich das Essen auf der Zunge zergehen. Als sie zurückkam, zog sie ihren Mantel aus. Es dauerte eine Weile, bis sie bequem saß.
»Was zu trinken?«
»Ist vermutlich meine Runde?«, sagte sie unwirsch.
Er schüttelte den Kopf, also bat sie ihn um einen Gin mit frisch gepresstem Orangensaft. Rebus holte die Getränke, für sich ein Guinness, das vermutlich mehr Nährwert besaß als das Essen, das er gerade verspeist hatte.
»Also«, begann Mairie, »was ist denn nun das große Geheimnis?«
Rebus zeichnete mit dem kleinen Finger seine Initialen in die dicke Schaumkrone des Biers. »Man hat mir die rote Karte gezeigt.«
Das ließ sie aufblicken. »Was? Suspendiert?« Jetzt war sie nicht mehr wütend auf ihn, sondern ganz die Reporterin, die eine Story witterte. Er nickte. »Was ist passiert?« Aufgeregt schob sie sich eine Ladung von ihrem Salat aus Kidneybohnen und Kichererbsen auf die Gabel. Rebus hatte von seinen Mietern einen Crashkurs im Erkennen von Hülsenfrüchten erhalten. Kidneybohnen und Kichererbsen waren die leichteste Übung. Er konnte nun sogar auf große Entfernung eine Pinto- von einer Borlottibohne unterscheiden.
»Ich bin in den
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