Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
das ist DC Siobhan Clarke.« Michael blinzelte und nickte mit dem Kopf. »Kommen Sie, geben Sie mir Ihre Jacke. Wie war übrigens das Spiel?«
    »Torlos.« Siobhan stellte ihre beiden Tragetaschen auf den Boden und zog die schwarze Lederjacke aus. Rebus hängte die Jacke im Flur auf. Als er zurückkam, erwischte er sie, wie sie skeptisch das Wohnzimmer betrachtete.
    »Ziemlicher Saustall, was?«, sagte er, obwohl er vorher eine Viertelstunde lang aufgeräumt hatte.
    »Das kann man wohl sagen.« Sie stritt nicht ab, dass es ein Saustall war. Durch das hohe Schiebefenster konnte man kaum durchschauen. Und was die Tapete betraf … sie konnte gut verstehen, weshalb die Studenten versucht hatten, jeden Zentimeter mit Postern zu bedecken.
    »Was zu trinken?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lassen Sie uns gleich anfangen.« Es war nicht ganz so, wie sie erwartet hatte. Der zombieartige Bruder war natürlich auch nicht gerade hilfreich. Aber wenigstens lenkte er einen nicht ab. Sie machten sich an die Arbeit. Eine Stunde später hatten sie sich einen groben Überblick über beide Akten verschafft. Siobhan lag seitlich auf dem Fußboden, die Beine angezogen, den Kopf auf einen Arm gestützt. Sie trank gerade die zweite Dose Cola. Die Akten lagen vor ihr auf dem Boden. Rebus saß nicht weit von ihr auf dem Sofa, die Akten teils auf dem Schoß, teils in einem Stapel neben sich. Er hatte sich einen Stift hinters Ohr geklemmt, wie ein Metzger oder Buchmacher. Siobhan hielt ihren Stift im Mund und klopfte beim Nachdenken gegen ihre Zähne. Eine schwachsinnige, aber offenbar wahnsinnig komische Quizshow flimmerte stumm über den Fernsehschirm. Nach Michaels Mimik zu urteilen, hätte es sich genauso gut um einen Kriegsverbrecherprozess handeln können.
    Schwerfällig erhob er sich aus seinem Sessel. »Ich geh ’ne Runde pennen«, informierte er sie. Siobhan versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen, als er statt auf die Wohnzimmertür auf die Tür vom Wandschrank zuging. Er schloss sie hinter sich.
    »Mir geht es um zwei Dinge«, erklärte Rebus. »Endlich das Mordopfer zu identifizieren.«
    »Und den Mörder«, fügte Siobhan hinzu.
    Doch Rebus schüttelte den Kopf. »Zu beweisen, dass Big Ger dort war.«
    »Es gibt keinerlei Beweise, dass er sich auch nur in der Nähe aufhielt.«
    »Und vielleicht wird es die auch nie geben. Aber trotzdem … Wir wissen immer noch nicht, wer alles bei dem Pokerspiel dabei war. Das können ja nicht nur die Bru-Head Brothers gewesen sein.«
    »Wir könnten versuchen, mit sämtlichen Leuten zu reden, die an jenem Abend im Hotel waren.«
    »Ja, das könnten wir.« Rebus klang wenig begeistert.
    »Oder wir versuchen, die Brüder zu finden — sofern sie überhaupt noch leben — und sie zu fragen.«
    »Ihr Cousin weiß vielleicht, wo sie sind.«
    »Wer? Radiator McCallum?«
    Rebus nickte. »Allerdings wissen wir auch nicht, wo der ist. Eddie Ringan war dort, aber er stand nie auf der offiziellen Liste. Black Aengus stand nicht auf der Liste und die Bru-Head Brothers auch nicht. Es wundert mich, dass wir überhaupt irgendwelche Namen haben.«
    »Außerdem ist das alles lange her.« Siobhan hörte sich entspannter an, seit Michael nicht mehr im Zimmer war.
    »Aber manche Dinge vergessen die Leute nicht so schnell. Vielleicht sollte ich mir Black Aengus noch mal vorknöpfen.«
    »Das lassen Sie lieber bleiben.« Siobhan hätte jetzt was von Dundee sagen können, aber sie wollte erst die Bestätigung haben, und außerdem sollte es eine Überraschung sein. Am Montag würde sie es wissen.
    Das Telefon klingelte. Rebus nahm den Hörer ab.
    »John? Hier ist Patience.«
    »Oh, hallo.«
    »Selber hallo. Ich dachte, wir sollten mal einen Termin für unser Treffen vereinbaren.«
    »Auf einen Drink?«
    »Jetzt sag bloß nicht, du hättest es vergessen. Nein, ich weiß, was das soll: Du spielst nur den Unnahbaren. Treib es nicht zu weit, Rebus.«
    »Nein, so war das nicht gemeint. Ich bin nur im Augenblick ziemlich beschäftigt.« Siobhan schien zu verstehen, dass sie störte, stand auf und signalisierte in Zeichensprache, sie wolle in der Küche Kaffee kochen. Rebus nickte.
    »Tja, tut mir Leid, dass ich dich bei was auch immer gestört …«
    »Versteh das bitte nicht falsch, Patience. Aber mir gehen gerade alle möglichen Dinge im Kopf rum.«
    »Und ich gehör wohl nicht dazu?«
    Rebus gab einen entnervten Laut von sich. Aus der Küche kam ein Niesen. Ja, auf den Tribünen an der Easter Road

Weitere Kostenlose Bücher