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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Geschichten er die nächsten ein bis zwei Wochen über sich hören würde.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Siobhan.
    »Nichts.«
    Sie hatte die Liste bereits überflogen. »Also mir sagt keiner von den Namen was.« Rebus nahm ihr die Liste ab.
    »Mir auch nicht.«
    »Nächste Station Fife?«
    »Für mich, ja. Am Montag, denke ich.« Bloß dass er am Montag bei Chief Superintendent Watson Bericht erstatten und zum Begräbnis von Eddie Ringan gehen musste. »Während Sie«, sagte er, »unsere Interessen bei der ›Operation Geldsäcke‹ vertreten.«
    »Ich hab gedacht, ich könnte zur Beerdigung gehen. Dann hätten wir einen Vorwand, uns ein paar Stunden in Fife umzusehen.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber Sie sind noch bei der Truppe. Ich bin derjenige, der jetzt genügend Zeit für die Beinarbeit hat.« Sie wirkte enttäuscht. »Das ist ein Befehl«, erklärte Rebus.
    »Ja, Sir«, erwiderte Siobhan.

27
    Die Vorstellung eines weiteren endlosen Sonntags quälte Rebus so sehr, dass er, nachdem er die Messe besucht hatte, über die Forth-Straßenbrücke noch einmal nach Fife fuhr.
    Er war in Unsere Liebe Frau der ewigen Hölle gewesen, hatte ganz hinten gesessen, das Geschehen beobachtet und sich gefragt, ob der Priester, der den Gottesdienst abhielt, sein Priester war. Der Akzent klang schottisch-irisch; schwer zu sagen. Sein Priester hatte leise geredet, während dieser hier sprach, so laut er konnte. Vielleicht waren einige der Gemeindemitglieder taub. Doch es gab auch eine ansehnliche Zahl junger Leute. Er war beinah der Einzige, der nicht das Abendmahl entgegennahm.
    Dem westlichen Teil von Fife würde ein Abendmahl sicherlich auch ganz gut tun. Die Leute dort würden den Wein trinken und den Kelch verpfänden. Er beschloss, sich Dunfermline bis zum Schluss aufzuheben. Es war die größte Stadt mit den meisten Wettbüros. Er konnte sich nicht erinnern, ob man schneller nach Ballingry kam, wenn man in Kinross von der Autobahn abfuhr. Jedenfalls war es die schönere Strecke. Am Loch Leven, dem Ort zahlreicher Picknicks und Fußballspiele in seiner Kindheit, war er versucht anzuhalten. Er hatte immer noch eine Beule unter dem Knie, wo Michael ihn mal getreten hatte. Auf den engen, kurvigen Straßen tummelten sich die Sonntagsfahrer, deren Autos auf Hochglanz poliert waren. Es bestand durchaus die Chance, dass sich Hendry im Vogelschutzgebiet am Loch Leven aufhielt. Dennoch hielt Rebus nicht an. Schon bald war er in dem sehr viel trübsinnigeren Ballingry. Er blieb nicht länger, als er unbedingt musste.
    Ihm war selbst nicht klar, was er eigentlich mit diesem Trip bezweckte. Sämtliche Wettläden waren natürlich geschlossen. Vielleicht würde er jemanden treffen, mit dem er über diesen oder jenen Buchmacher plaudern konnte, doch das bezweifelte er. Dabei wusste er genau, was er tat. Er schlug die Zeit tot, und das war eine gute Gegend dafür. Zumindest hatte er hier die Illusion, dass er etwas Konstruktives in dem Fall unternahm. Also parkte er vor dem geschlossenen Laden und hakte auf seiner dreiseitigen Liste konstruktiv die Adresse ab.
    Es gab natürlich einen weiteren Grund, weshalb er an diesem Morgen so früh aufgestanden war und das Haus verlassen hatte. Neben ihm im Auto lag die Sonntagszeitung. Die Central-Hotel-Geschichte hatte sich hartnäckig auf der ersten Seite gehalten, nun unter der Überschrift: CENTRAL-HOTEL-BRAND: WAFFE GEFUNDEN. Sobald Watson und Co. das gesehen hatten, würden sie sich ans Telefon hängen und sich gegenseitig anrufen — und natürlich auch bei John Rebus. Ausnahmsweise würden die Studenten mal seine Anrufe entgegennehmen müssen. Er hatte die Geschichte zweimal gelesen und kannte nun jedes Wort auswendig. Er hoffte, dass irgendwer sie gerade irgendwo las und in Panik geriet …
    Die nächsten Stationen: Lochore, Lochgelly, Cardenden. Rebus war in Cardenden geboren und aufgewachsen. Nun ja, eigentlich in Bowhill, damals gab es nämlich noch vier Gemeinden: Auchterderran, Bowhill, Cardenden und Cundonald. ABCD nannte man sie im Volksmund. Dann hatte die Post alles unter dem Namen Cardenden zusammengefasst. Die Stadt sah nicht sehr viel anders aus, als Rebus sie in Erinnerung hatte. Er hielt am Friedhof und verbrachte ein paar Minuten am Grab seiner Eltern. Eine Frau Mitte vierzig stellte einen Blumenstrauß vor einen Grabstein in der Nähe und lächelte Rebus im Vorbeigehen zu. Als er zum Ausgang des Friedhofs kam, wartete sie dort auf

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