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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihn.
    »Johnny Rebus?«
    Das kam so unerwartet, dass er grinsen musste. Und dieses Grinsen machte sein Gesicht um Jahre jünger.
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen«, erklärte die Frau. »Heather Cranston.«
    »Heather …?« Er starrte sie an. »Cranny?«
    Sie legte sich eine Hand auf den Mund, um ihr Lachen zu unterdrücken. »Das habe ich seit über zwanzig Jahren nicht mehr gehört.«
    Jetzt erinnerte er sich, wie sie sich immer beim Lachen den Mund zugehalten hatte, weil sie fand, dass es sich komisch anhörte. Nun deutete sie mit dem Kopf zum Friedhof.
    »Ich gehe fast jede Woche bei deinen Eltern vorbei.«
    »Das ist mehr, als ich tue.«
    »Aye, aber du wohnst ja jetzt auch in Edinburgh oder so?«
    »Richtig.«
    »Bist du zu Besuch hier?«
    »Auf der Durchreise.« Inzwischen hatten sie den Friedhof verlassen und spazierten die abschüssige Straße entlang nach Bowhill. Sie kamen an Rebus’ Auto vorbei, doch er wollte das Gespräch nicht abbrechen. Also gingen sie weiter.
    »Aye«, erwiderte sie, »viele Leute kommen hier durch. Aber kaum einer bleibt. Früher kannte ich jeden im Ort, aber jetzt nicht mehr …«
    Während Rebus ihr zuhörte, wurde ihm bewusst, wie viel von dem Dialekt und dem Akzent er mit den Jahren verloren hatte.
    »Komm doch mit auf eine Tasse Tee «, sagte sie jetzt. Er hatte nach einem Ehering an ihrer Hand gesucht und keinen entdeckt. Sie war keineswegs eine unattraktive Frau. Groß, während sie in der Schule klein und schüchtern gewesen war. Oder vielleicht hatte Rebus sie auch falsch in Erinnerung. Ihre Wangen glühten, und sie hatte die Wimpern getuscht. Sie trug hohe schwarze Schuhe, und ihre muskulösen Beine steckten in tee-farbenen Strumpfhosen. Rebus, der weder gefrühstückt noch zu Mittag gegessen hatte, hätte wetten mögen, dass sie einen ganzen Vorrat an Kuchen und Plätzchen besaß.
    »Aye, warum nicht?«, sagte er.
    Sie wohnte in einem Haus an der Craigside Road. Auf dem Weg vom Friedhofwaren sie an einem Wettbüro vorbeigekommen. Es wirkte genauso ausgestorben wie der Rest der Straße.
    »Willst du dir das alte Haus anschaun?« Sie meinte das Haus, in dem er aufgewachsen war. Er zuckte die Achseln und beobachtete, wie sie die Tür aufschloss. Im Flur lauschte sie kurz, dann rief sie: »Shug! Bist du da oben?« Aber es kam keine Antwort aus dem ersten Stock. »Es ist ein Wunder«, meinte sie. »Vor vier Uhr aus dem Bett. Er muss irgendwo hingegangen sein.« Sie bemerkte Rebus’ Gesichtsausdruck und fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Keine Sorge, weder Ehemann noch Freund, noch sonst was. Es ist mein Sohn Hugh.«
    »Oh?«
    Sie zog ihren Mantel aus.
    »Rein mit dir.« Sie öffnete ihm die Tür zum Wohnzimmer. Es war ein kleiner Raum, voll gestellt mit einer großen dreiteiligen Sitzgarnitur, einem Esstisch mit Stühlen sowie Schrankwand und Fernseher. Sie hatte den Kamin zumauern und stattdessen eine Zentralheizung einbauen lassen. Rebus ließ sich auf einen der Kaminsessel sinken. »Aber du bist nicht verheiratet?«
    Sie hatte ihren Mantel über das Treppengeländer gelegt. »Hab nie so recht einen Sinn darin gesehen«, sagte sie beim Hereinkommen. Mit großen Schritten ging sie zunächst zum Heizkörper, um zu prüfen, ob er warm war, dann zum Kaminsims, um sich Zigaretten und Feuerzeug zu holen. Sie bot Rebus eine an.
    »Ich rauche nicht mehr«, sagte er. »Auf Anraten des Arztes.« Was in gewisser Weise stimmte.
    »Ich hab ein paarmal versucht, damit aufzuhören, aber du kannst dir nicht vorstellen, wie ich da zugenommen hab.« Sie inhalierte tief.
    »Und Hughs Vater …?«
    Sie blies den Rauch durch die Nasenlöcher. »Den kannte ich eigentlich kaum.« Sie bemerkte Rebus’ Gesichtsausdruck. »Bist du jetzt schockiert, Johnny?«
    »Nur ein bisschen, Cranny. Du warst immer so … nun ja …«
    »Still? Das war in einem anderen Leben. Was möchtest du, Kaffee, Tee oder mich?« Und sie lachte hinter der Hand, die die Zigarette hielt.
    »Ein Kaffee war schön«, antwortete John Rebus und rutschte im Sessel hin und her.
    Sie brachte zwei Becher mit bitterem Pulverkaffee. »Plätzchen hab ich leider keine, sind alle.« Sie reichte ihm den Becher, ein Souvenir aus Blackpool. »Ich hab schon Zucker reingetan, hoffe, das war richtig.«
    »Prima«, sagte Rebus, der eigentlich keinen Zucker nahm. Dann redeten sie über Leute, die sie aus der Schule kannten. Sie saß ihm gegenüber und versuchte, die Beine übereinander zu schlagen. Doch ihr Rock war zu eng, also

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