Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
zurück.«
Nachdem sie gegangen war, sagte Rebus: »Danke, Sir.« Er hatte die ganze Zeit gestanden, da im Raum nur für den Stuhl der Sekretärin Platz war. Nun balancierte er vorsichtig über diverse Aktenstapel, um sich zu setzen.
»Ich versuche genauso meine Haut zu retten wie Ihre, John. Und kein Wort zu irgendwem, verstanden?«
»Ja, Sir. Was ist mit Inspector Flower? Könnte er nicht argwöhnisch werden? Er beklagt sich ganz bestimmt bei Inspector Lauderdale.«
»Soll er. Die beiden können so viel miteinander plaudern, wie sie wollen. Eines sollten Sie verstehen, John.« Watson faltete die Hände und fuhr mit leiser Stimme fort: »Ich weiß, dass Lauderdale es auf meinen Job abgesehen hat. Und ich weiß, dass ich ihm nicht mal von hier bis zur Tür trauen kann.« Er hielt inne. »Wollen Sie meinen Job, Inspector?«
»Keine Angst.«
Watson nickte. »Genau das meine ich. Mir ist natürlich klar, dass Sie während der nächsten ein bis zwei Wochen nicht untätig rumsitzen werden, also gebe ich Ihnen einen guten Rat. Am Gesetz kann man nicht so herumpfuschen wie an einem alten Auto. Also denken Sie erst nach, bevor Sie etwas tun. Und vergessen Sie nicht, wegen solcher Geschichten wie dem Kauf einer Waffe können Sie bei der Polizei rausfliegen.«
»Aber ich hab sie doch gar nicht gekauft, Sir«, widersprach Rebus und wiederholte die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatten, »sie ist als potenzielles Beweisstück in meinen Besitz gelangt.«
Watson nickte. »Ganz schön gestelzt. Aber es könnte Sie davor retten, dass man Sie zu Hackfleisch verarbeitet.«
»Ich bin Vegetarier, Sir.« Worauf Watson schallend zu lachen anfing.
Sie waren beide mehr als ein bisschen neugierig, was in der Gorgie Road passieren würde. Es war niemand im Büro aufgetaucht, keine Menschenseele. Nun wurde das Krankenhaus, wo Dougary im Streckverband lag, von einem zusätzlichen Posten beobachtet. Wenn sich in der Gorgie Road nichts tat, würden sie ganz zum Krankenhaus überwechseln, bis Dougary wieder laufen konnte. Vielleicht würde er die Geschäfte vom Bett aus weiterführen.
Um halb zwölf fuhr ein glänzender Jaguar auf den Parkplatz des Taxiunternehmens. Der Chauffeur, ein großer Mann mit langen glatten Haaren, stieg aus. Er öffnete die hintere Tür, woraufhin niemand anders als Morris Gerald Cafferty erschien.
»Ich hab dich, du Drecksack«, zischte DS Petrie, der in seiner Aufregung eine ganze Rolle Film verschoss. Siobhan telefonierte bereits mit St. Leonard’s. Und nachdem sie mit CI Lauderdale gesprochen hatte, rief sie in der Arden Street an. Rebus nahm beim zweiten Klingeln ab.
»Bingo«, sagte sie. »Cafferty ist gekommen.«
»Achten Sie darauf, dass die Fotos mit Datum und Uhrzeit gekennzeichnet sind.«
»Ja, Sir. Wie ist die Besprechung verlaufen?«
»Ich glaube, der Farmer liebt mich.«
»Sie gehen beide hinein«, sagte Petrie und nahm endlich den Finger vom Auslöser. Der Motor der Kamera stoppte. Madden, der ans Fenster trat, um zu schauen, was los war, wollte wissen, wer das sei.
Im gleichen Moment stellte Rebus eine ähnliche Frage. »Wer ist bei Big Ger?«
»Sein Fahrer.«
»Ein Kleiderschrank von Kerl mit langen Haaren?«
»Genau.«
»Dann ist das der Typ, dem Davey Dougary das Ohr abgebissen und das er anschließend gefressen hat.«
»Die können sich also nicht riechen?«
»Bloß dass der Kleiderschrank jetzt auch für Big Ger arbeitet.« Er dachte einen Augenblick nach. »So wie ich Big Ger kenne, hat er ihn nur eingestellt, um Dougary zu ärgern.«
»Warum sollte er das tun?«
»Seine Vorstellung von Humor. Sagen Sie mir Bescheid, wenn die wieder rauskommen.«
»Mach ich.«
Eine halbe Stunde später rief sie ihn erneut an. »Cafferty ist wieder weg.«
»Dann ist er aber nicht lange geblieben.«
»Aber sein Chauffeur ist noch da.«
»Was?«
»Cafferty ist allein weggefahren.«
»Das darf doch nicht wahr sein. Er überlässt dem Kleiderschrank Dougarys Geschäftsbücher!«
»Also muss er ihm vertrauen.«
»Muss er wohl. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Koloss viel Erfahrung mit Buchführung hat. Er ist ein typischer Wachhund.«
»Was bedeutet?«
»Was bedeutet, dass Big Ger ihm unter die Arme greifen muss und praktisch jeden Tag im Büro aufkreuzen wird. Das hätte gar nicht besser laufen können!«
»Dann sollten wir lieber noch mehr Filme besorgen.«
»Aye, passen Sie auf, dass dieser Dämlack Petrie nicht wieder ohne dasitzt. Wie geht’s übrigens
Weitere Kostenlose Bücher