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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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seinem Gesicht?«
    »Es juckt, aber wenn er kratzt, tut’s weh.« Petrie blickte herüber, also erklärte sie ihm: »Inspector Rebus hat sich gerade nach dir erkundigt.«
    »O ja, das interessiert mich brennend«, sagte Rebus. »Ich hoffe, ihm fällt die Nase ab und plumpst in seine Thermosflasche.«
    »Ich werde Ihre guten Wünsche ausrichten, Sir«, verkündete Siobhan.
    »Tun Sie das«, erwiderte Rebus. »Und haben Sie keine Hemmungen. Okay, ich muss los zur Beerdigung.«
    »Ich hab mit Brian gesprochen. Er sagt, er wär einer der Sargträger.«
    »Das ist gut«, meinte Rebus. »Dann hab ich wenigstens eine Schulter, an der ich mich ausweinen kann.«
    Der Warriston-Friedhof ist eine wilde Ansammlung von uralten (teilweise geschändeten) und ganz neuen Gräbern. Es gibt so stark erodierte Steine, dass von der Inschrift nur noch schwache Einkerbungen zu sehen sind. An einem sonnigen Tag kann man dort lehrreiche Spaziergänge machen, doch nachts lässt die Ortsgruppe der Hell’s Angels zuweilen wüste Partys steigen. Was sich dann abspielt, erinnert mehr an Voodoo à la New Orleans als an schottische Volkstänze.
    Rebus glaubte, dass Eddie mit Ort und Veranstaltung einverstanden gewesen wäre. Die Zeremonie selbst war schlicht und würdevoll, wenn man von der Tatsache absah, dass der Kranz die Form einer elektrischen Gitarre hatte und Eddie mit der Hülle einer Elvis-LP im Sarg begraben wurde.
    Rebus stand ein Stück vom Geschehen entfernt. Er hatte auch Pat Calders Einladung zu dem kleinen Imbiss nach dem Begräbnis abgelehnt. Der sollte nicht in dem leeren Heartbreak Café gereicht werden, sondern in einem Raum im Obergeschoss einer nahe gelegenen Gaststätte. Rebus war einen Augenblick versucht gewesen mitzukommen, da das ausgewählte Lokal Gibson’s ausschenkte. Aber dann hatte er es sich doch anders überlegt.
    Armer Eddie. Obwohl Rebus ihn kaum gekannt hatte und er mit einer Pfanne voller Käsehappen auf ihn losgegangen war, hatte Rebus den Mann gemocht. Er begegnete solchen Menschen ständig, Menschen, die so viel aus ihrem Leben hätten machen können, es aber nicht taten. Er wusste, dass auch er zu ihnen zählte. Ein Verlierer.
    Aber zumindest bin ich noch am Leben, dachte er. Und so Gott will, wird mich niemand ins Jenseits befördern, indem er mir Alkohol durch einen Trichter in die Kehle zwingt und dann das Gas aufdreht. Das beschäftigte ihn: weshalb der Trichter? Man brauchte doch bloß mit Eddie in eine Bar zu gehen, und er hätte sich freiwillig bis zum Umfallen mit Tequila und Bourbon besoffen. Man hätte ihm niemals etwas reinzwingen müssen. Doch Dr. Curt hatte seine Leber in die Luft geworfen und für ein ganz ordentliches Exemplar erklärt. Das war kaum zu glauben, doch er hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Oder etwa nicht?
    Er starrte zu Pat Calder, der gerade Seil Nummer eins ergriff und es auf seine Zugfestigkeit prüfte. Brian war Träger Nummer vier, was bedeutete, dass er auf der anderen Seite des Sargs stand, schräg gegenüber von Calder und zwischen zwei Männern, die Rebus nicht kannte. Barmann Toni war Nummer sechs. Doch Rebus’ Blick war auf Calder gerichtet. Du Schweinehund, dachte er. Du hast doch nicht etwa, oder? Aber vielleicht hast du ja doch.
    Er drehte sich um und lief zu seinem Auto, das vor dem Friedhof auf der Straße parkte. Sein Ziel war die Arden Street.
    Arden Street und das Reservierungsheft aus dem Heartbreak Café.
    So wie Rebus die Dinge sah, hatte er zwei Möglichkeiten. Er konnte entweder die Tür eintreten oder versuchen, sie leise zu öffnen. Es war ein ganz gewöhnliches Schloss, die Sorte, die man manchmal mit einem festen Stück Plastik aufbekam. Natürlich gab es noch ein zusätzliches Sicherheitsschloss, doch das war vermutlich offen. Als er an der Tür ruckelte, stellte er fest, dass sie genügend nachgab, um diese Vermutung zu bestätigen. Also nur das Standardschloss. Doch der Spalt zwischen Tür und Zarge war mit einem Zierstreifen aus Holz verdeckt. Ein Einbrecher hätte den Zierstreifen so lange mit einem Brecheisen bearbeitet, bis der Spalt frei lag.
    Doch Rebus hatte kein Brecheisen dabei.
    Ein Schlag mit dem Türklopfer würde wohl kaum eine Reaktion hervorrufen. Andererseits schätzte er seine Chancen, die Tür mit der Schulter oder durch einen Tritt aufzubekommen, nicht allzu hoch ein — Standardschloss hin oder her. Also bückte er sich, öffnete mit einer Hand die Briefklappe, ging mit den Augen ganz nahe an den Schlitz heran, griff mit

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