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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Frakturen zu erkennen, noch nicht mal ein angeknackster Knochen. »Nur ein paar schlimme Prellungen, Inspector«, erklärte die Ärztin im Royal Infirmary. »Sie haben Glück gehabt. So wie das Auto Sie erwischt hat, hätte das übel ausgehen können.«
    Rebus nickte. »Ich hätte es wissen sollen«, sagte er. »War einfach fällig, dass ich mal als Patient komme, so oft wie ich in letzter Zeit hier Leute besucht habe.«
    »Ich hole Ihnen rasch was«, sagte die Ärztin.
    »Einen Moment, bitte, Frau Doktor. Ist Ihr Labor abends geöffnet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum fragen Sie?«
    »Schon gut.«
    Sie ging aus dem Zimmer. Michael trat neben ihn. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich weiß nicht, was mir mehr wehtut, mein Kopf oder mein linkes Bein.«
    »Kein großer Verlust für den Fußball.«
    Rebus’ Lächeln geriet zu einer Grimasse. Bei jeder Bewegung der Gesichtsmuskeln schossen kleine Stromstöße durch sein Gehirn. »Bitte sehr«, sagte sie, »damit sollte es gehen.«
    Rebus hatte Schmerztabletten erwartet. Doch was sie in der Hand hielt, war ein Krückstock.
    Es war eine Krücke aus Aluminium, hohl und deshalb ganz leicht, mit einem großen gummiüberzogenen Griff. Durch Löcher im Stock selbst, in die ein Metallstift einrastete, ließ sie sich in der Höhe verstellen. Sie sah aus wie ein seltsames Blasinstrument. Doch als Rebus das Krankenhaus verließ, war er froh, dass er sie hatte.
    Zu Hause meinte einer der besorgten Studenten, er könne ihm was Besseres anbieten, und kam mit einem Stock aus schwarzem Holz und einem silbernen Knauf aus seinem Zimmer zurück. Rebus probierte ihn aus. Er hatte genau die richtige Höhe.
    »Den hab ich in einem Trödelladen erstanden«, erklärte der Student. »Fragen Sie mich nicht, warum.«
    »Sieht aus, als könnte ein Schwert darin verborgen sein«, sagte Rebus. Er drehte und zog am Knauf, aber nichts passierte. »War wohl nichts.«
    Die Polizei hatte nicht nur mit Rebus im Krankenhaus gesprochen, sondern sich auch mit den Studenten unterhalten.
    »Dieser Constable«, berichtete der Besitzer des Spazierstocks, dessen Name höchstwahrscheinlich Ed war, »ich meine, der hat uns angeguckt, als wären wir Hausbesetzer. Dann hat er gefragt, war Inspector Rebus bei euch? Und wir haben das bejaht. Der Constable kriegte das alles nicht auf die Reihe.« Er begann zu lachen. Selbst Michael lächelte. Irgendwer brühte eine Kanne Kräutertee auf.
    Na prima, dachte Rebus. Eine weitere Geschichte, die die Runde machen würde. Rebus packt seine Wohnung voll Studenten, dann sitzt er abends bei Bier und Wein mit ihnen rum. Im Krankenhaus hatte man ihn gefragt, ob er einen der Männer erkannt hätte. Die Antwort lautete Nein. Es war schließlich ein mobiles Gewerbe … Einer der Nachbarn hatte die Nummer des Wagens notiert. Es war ein Ford Escort, der nur etwa eine Stunde vorher in der Nähe des Sheraton auf der Lothian Road von einem Parkplatz gestohlen worden war. Man würde ihn schon bald irgendwo abgestellt finden, vermutlich nicht weit von Marchmont und ohne Fingerabdrücke.
    »Die müssen verrückt geworden sein«, sagte Michael auf der Heimfahrt im Streifenwagen, den Rebus für sie organisiert hatte. »Zu glauben, sie könnten einfach so eine Nummer abziehen.«
    »Das war keine Nummer, Michael. Irgendwer ist ziemlich verzweifelt. Die Geschichte gestern in der Zeitung hat die echt aufgerüttelt.« War das nicht genau das, was er gewollt hatte: eine Reaktion? Und die hatte er bekommen.
    Von der Wohnung aus rief er den Notdienst einer Autoglaserei an. Es würde zwar ein Vermögen kosten, aber er brauchte den Wägen ganz früh am nächsten Morgen. Er hoffte nur, dass sein Bein in der Nacht nicht steif würde.

30
    Was es natürlich tat. Er war schon um fünf Uhr auf und übte im Wohnzimmer gehen, versuchte Gelenke und Bänder zu lockern. Er betrachtete sein linkes Bein. Ein riesiger Bluterguss saß dick und fett an der Wade und zog sich auch noch vorne über den größten Teil des Schienbeins. Wenn dieses statt der Wade den Aufprall abgekriegt hätte, wäre es sicher zu einem glatten Bruch gekommen. Er schluckte zwei Paracetamol — von der Ärztin im Royal Infirmary gegen die Schmerzen empfohlen — und wartete darauf, dass es hell wurde. Er hatte letzte Nacht Schlaf gebraucht, aber nicht viel bekommen. Heute musste er sich ganz auf seinen Verstand verlassen und hoffte, dass dieser scharf genug war.
    Um halb sieben quälte er sich die Treppe hinunter und humpelte zum Auto, das nun

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