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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Cafferty hatte die ganze Zeit gewollt, dass er etwas sagte. Robertson bestätigte das, indem er sich auf die Lippe biss.
    Cafferty fragte ihn, ob er ganz sicher sei, dass er niemals falsch spielen würde. Um die Lage zu entschärfen, versuchte sein Bruder, unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel zu lenken. Doch Cafferty grinste Tarn Robertson an, während er seine Karten aufnahm. Etwas später wiederholte er: »Ich habe viele Männer getötet.« Dabei hielt er den Blick auf mich gerichtet, doch die Stimme sprach zu den Robertsons. »Aber niemals ohne guten Grund. Es handelte sich um Leute, die mir was schuldeten, Leute, die mir Unrecht getan, und Leute, die mich betrogen hatten. Ich meine, es weiß doch jeder, worauf er sich bei mir einlässt. Oder etwa nicht?«
    Da mir keine andere Antwort einfiel, stimmte ich ihm zu.
    »Und wenn man sich erst mal auf etwas eingelassen hat, muss man die Konsequenzen tragen, stimmt’s?« Ich nickte wieder. »Black Aengus«, sagte er, »hast du schon mal daran gedacht, jemanden zu töten?«
    »Schon oft.«
    Das entsprach der Wahrheit, obwohl ich jetzt wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Ich hatte Männer töten wollen, die reicher waren als ich, besser aussahen als ich, Männer, die schöne Frauen besaßen, und Frauen, die mich abgewiesen hatten. Ich hatte Leute töten wollen, die sich weigerten, mich zu bedienen, wenn ich betrunken war, Leute, die nicht zurücklächelten, wenn ich sie anlächelte, Leute, die in Hotels ausgerufen wurden, die Filme in Hollywood drehten, eigene Ranchen und Schlösser besaßen und über eine Privatarmee verfügten. Insofern war meine Antwort richtig.
    »Schon oft.«
    Cafferty nickte. Er hatte die Flasche Whisky beinah ausgetrunken. Ich war sicher, dass etwas passieren würde, irgendeine brutale Sache, und stellte mich darauf ein — zumindest glaubte ich das. Die Robertsons sahen aus, als würden sie gleich explodieren. Tarn hatte die Hände auf die Tischkante gestützt, als wollte er jeden Moment aufspringen. Und dann ging die Tür auf. Jemand aus der Küche brachte die Sandwiches, die wir bestellt hatten. Geräucherten Lachs und Roastbeef. Der Mann wartete, dass jemand zahlte.
    »Na los, Tarn«, sagte Cafferty mit leiser Stimme, »du hast doch heute Abend eine Glückssträhne. Bezahl den Mann.«
    Widerwillig zählte Tarn einige Scheine ab und reichte sie dem Kellner.
    »Und ein Trinkgeld«, sagte Cafferty. Ein weiterer Schein ging an den Kellner, worauf dieser den Raum verließ. »Eine sehr nette Geste«, meinte Cafferty. Er war mit Geben dran. »Mit wie viel stehst du jetzt im Minus, Black Aengus?«
    »Halb so wild«, sagte ich.
    »Ich hab gefragt, wie viel.«
    »Etwa vierzig.« Irgendwann war ich bei hundert gewesen, doch mit zwei guten Spielen hatte ich einiges wieder wettmachen können. Außerdem war unübersehbar, dass die beiden besten Spieler am Tisch — damit meine ich die Robertson-Brüder — Schwierigkeiten hatten, sich zu konzentrieren. Im Zimmer war es nicht sonderlich warm, trotzdem lief Schweiß von Ecks Koteletten. Er wischte ihn immer wieder weg.
    »Du lässt dich von denen um vierzig übers Ohr hauen?«, sagte Cafferty im Plauderton.
    Tarn Robertson sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte.
    »Mir reicht es langsam!«
    Doch Eck richtete den Stuhl wieder auf und drückte Tarn auf den Sitz. Cafferty war mit dem Geben fertig und betrachtete seine Karten, als würde er nicht bemerken, was um ihn herum vorging. Der Metzger stand plötzlich auf und erklärte, ihm sei schlecht. Mit raschen Schritten verließ er den Raum.
    »Der kommt nicht wieder«, verkündete Cafferty.
    Ich sagte mit wenig Überzeugung, ich hätte ebenfalls vor, früh ins Bett zu gehen. Als Cafferty sich daraufhin mir zuwandte, sah er ganz anders aus und klang auch völlig anders als in den vielen Situationen, in denen ich ihn bisher erlebt hatte.
    »Du Arschloch würdest doch eher sterben, als früh ins Bett zu gehen.« Er hatte begonnen, die Karten zusammenzuschieben, um sie zu mischen. Ich konnte spüren, wie das Blut in meinen Wangen kribbelte. In seinem Tonfall hatte beinah Abscheu gelegen. Ich redete mir ein, dass er bloß zu viel getrunken hatte. Leute sagen oft Dinge … und so weiter. Was regte ich mich denn über Bösartigkeiten auf, die ein Betrunkener von sich gab? Ich brauchte mich doch nur an der eigenen Nase zu packen!
    Cafferty teilte erneut die Karten aus. Als er mit Setzen dran war, warf er einen Geldschein in den Topf und legte seine

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