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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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konzentrieren. Anscheinend weiß er besser über unsere finanzielle Situation Bescheid als ich. Vater spricht davon, im nächsten Jahr in Ruhestand zu gehen. Dann gehört das Unternehmen mir — und Cafferty. Ich habe ihn bei Wohltätigkeitsveranstaltungen getroffen, begleitet von Mo, und bei diversen anderen öffentlichen Anlässen. Wir haben uns zwar unterhalten, doch seit jener Nacht gehen wir nicht mehr freundschaftlich miteinander um. In jener Nacht habe ich mich als unfähig erwiesen, habe meine Schwäche gezeigt, als ich die Flasche zertrümmerte. Oder vielleicht war ja alles von Anfang an so geplant gewesen. Er zwinkert mir immer zu, wenn er mich sieht. Andererseits zwinkert er beinah jedem zu. Doch wenn er mir zuzwinkert, wenn er sein Auge für diese eine Sekunde schließt, ist es, als würde er auf mich zielen, mich ins Visier nehmen. Gott, wird das denn niemals enden? Wenn ich nicht solche Angst hätte, würde ich darum beten, dass die Polizei mir auf die Schliche kommt. Doch Cafferty wird das nicht zulassen. Er wird dafür sorgen, dass das niemals geschieht.
    Rebus klappte das Tagebuch zu. Sein Herz raste, die Hände zitterten. Aengus, du armes Schwein. Als du gelesen hast, wir hätten die Waffe, hast du geglaubt, wir würden sie auf Fingerabdrücke untersuchen und dich dann holen kommen.
    Doch stattdessen hatte Cafferty seinen Trumpf ausgespielt, indem er versuchte, Rebus zu belasten, um ihn eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen. Und die Ironie bei der ganzen Sache war, dass aufgrund der verschmierten Fingerabdrücke Black Aengus entlastet war — entlastet von einem Mord, den er eigentlich nicht begangen hatte.
    Allerdings gab es für all das mal wieder keine stichhaltigen Beweise. Rebus stellte sich vor, was die Verteidigung für einen Spaß hätte, wenn er im Gericht an der Royal Mile erschien mit nichts weiter in der Hand als dem Tagebuch eines Alkoholikers, in der Entziehungskur geschrieben. Die Edinburgher Gerichte galten als kompromisslos, selbst wenn die Beweise eindeutig waren. Und mit der Sorte Anwalt, die Cafferty sich leisten könnte, wäre die Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
    Dennoch wusste Rebus, dass er irgendetwas in Bezug auf Cafferty unternehmen musste. Der Mann hatte Strafe verdient, mehrfache Strafe. Sie sollte dem Verbrechen angemessen sein, dachte er, verwarf die Idee jedoch gleich wieder. Schluss mit Waffen.
    Er ging nicht nach Hause, jedenfalls nicht sofort, verließ das mittlerweile leere Büro und stieg in sein Auto. Dort blieb er einfach sitzen. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Seine Hände lagen locker auf dem Lenkrad. Nach fast einer Stunde ließ er den Motor an, hauptsächlich weil ihm allmählich kalt wurde. Er fuhr nirgends hin, außer in Gedanken, und nach mehrmaligem Wenden und diversen Umleitungen hatte er eine Idee. Die Strafe sollte dem Verbrechen angemessen sein. Ja, aber nicht Caffertys Strafe. Nein, nicht Caffertys.
    Die Strafe für Andrew McPhail.

33
    Die nächsten Tage hielt Rebus sich von St. Leonard’s fern, obwohl Farmer Watson ihm mitteilte, dass Broderick Gibson erwäge, ihn zu verklagen, weil er seinen Sohn unter Druck gesetzt habe.
    »Der hat sich seit Jahren selbst unter Druck gesetzt«, war Rebus’ einziger Kommentar.
    Doch er wartete im Auto, als Andy Steele entlassen wurde. Der Fischer und Möchtegerndetektiv blinzelte in die Sonne. Rebus hupte, und Steele kam misstrauisch näher. Rebus kurbelte sein Fenster herunter.
    »Ach, Sie sind’s«, sagte Steele enttäuscht. Rebus hatte dem jungen Mann versprochen, ihm zu helfen, war dann aber nicht mehr aufgetaucht und hatte ihn seinem Schicksal überlassen.
    »Die haben dich also freigelassen«, sagte Rebus.
    »Aye, gegen Kaution.«
    »Das heißt, dass jemand das Geld für dich hinterlegt hat.«
    Steele nickte, dann blickte er erstaunt auf. »Sie?«
    »Ich«, antwortete Rebus. »Und jetzt steig ein, ich hab einen Auftrag für dich.«
    »Was für einen Auftrag?«
    »Steig ein, dann erzähl ich’s dir.«
    Steele wirkte ein wenig lebendiger, als er zur Beifahrerseite ging und die Tür öffnete.
    »Du willst doch Privatdetektiv werden«, stellte Rebus fest. »Also hab ich einen Auftrag für dich.«
    Einen Moment lang schien Steele nichts zu begreifen, dann versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen, indem er ihn kräftig schüttelte und sich mit den Händen durch die Haare fuhr.
    »Klasse«, sagte er, »solange es nicht gegen das Gesetz verstößt.«
    »O nein, es ist nichts Illegales.

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