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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sollte auch alles Beweismaterial mit ihm in Rauch aufgehen.
    Ich muss so irr ausgesehen haben, dass der Koch meine Anweisungen befolgte. Ich glaube, er war derjenige, der uns die Sandwiches gebracht hatte, bloß dass er da ein Jackett trug. Es war schon spät, und er saß allein in der Küche und schrieb etwas in ein Heft. Ich forderte ihn auf zu verschwinden. Er ging durch die Hintertür hinaus. Ich folgte ihm und lief zurück zur Blair Street.
    Ich glaube, das ist alles. Es geht mir kein bisschen besser, nachdem ich es aufgeschrieben habe. Kein Exorzismus, keine Katharsis. Vielleicht wird es die nie geben. Man hat nämlich die Leiche gefunden. Und noch schlimmer, man weiß, dass der Mann erschossen wurde. Ich verstehe zwar nicht, wie zum Teufel die das rausbekommen haben, aber sie wissen es. Vielleicht hat es ihnen jemand erzählt. Eck Robertson hätte allen Grund dazu. Es ist alles meine Schuld. Ich weiß, dass Cafferty mich beschimpft hat, weil ich alles vermasselt habe, als ich das Zimmer in Brand steckte. Hätte ich das nicht getan, hätte er dafür gesorgt, dass Tarn Robertsons Leiche auf die übliche Weise verschwindet. Niemand hätte etwas davon erfahren. Wir wären ungestraft davongekommen.
    Aber »ungestraft davonkommen« heißt nicht unbedingt, dass man auch über etwas hinwegkommt. Der Anblick der Leiche verfolgt mich. Letzte Nacht habe ich geträumt, sie wäre glimmend und verkohlt zu mir zurückgekommen. Sie zeigte mit dem Finger auf mich und drückte den Abzug. O Gott, diese Qualen. Und die Leute glauben, ich sei wegen Alkoholismus hier. Ich habe Vater immer noch nicht alles erzählt — bisher. Er weiß es jedoch. Er weiß, dass ich dort war. Doch er sagt nichts. Manchmal wünsche ich, er hätte mich als Kind häufiger geschlagen und mir nicht alles durchgehen lassen. Doch er mochte es, wenn ich mich schlecht benahm! »Wir machen aus dir einen richtigen Mann«, pflegte er zu sagen. Vater, was ist aus mir geworden?
    So war es also gewesen. Rebus lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Eddie Ringan wusste etwas mehr, als er zugegeben hatte. Er war Zeuge des Kartenspiels und konnte bestätigen, dass Cafferty sich dort aufhielt. Kein Wunder, dass er in Panik geraten war. Cafferty hatte ihn vermutlich damals nicht gekannt, nicht auf einen Kellner geachtet, der schwarzarbeitete und nicht zum festen Personal gehörte.
    Rebus rieb sich die Augen und wandte sich wieder dem Tagebuch zu. Es folgten eine kürzere Eintragung über einen Urlaub, dann noch ein paar Notizen über das Krankenhaus. Schließlich einige Monate später:
    Heute (Sonntag) habe ich Cafferty getroffen. Nicht auf meine Initiative hin. Er muss mir gefolgt sein und hat mich auf dem Blackford Hill eingeholt. Ich war durch die Hermitage gekommen und kletterte den steilen Hügel hinauf. Er muss geglaubt haben, ich versuche, ihm zu entkommen. Er packte mich am Arm und riss mich herum. Ich hab vor Schreck fast einen Herzschlag bekommen.
    Er erklärte mir, ich müsse von nun an sauber bleiben, und das mit dem Krankenhaus sei eine gute Idee gewesen. Ich denke, er wollte mir nur klarmachen, dass er bestens darüber informiert war, was ich in letzter Zeit getan hatte. Und ich glaube, ich weiß auch, was er vorhat. Er beobachtet, wie ich in den Betrieb eingearbeitet werde, und wartet auf den Tag, an dem ich die Firma von meinem Vater übernehme. Ich glaube, er will alles, Leib und Seele. Ja, Leib und Seele.
    Das Tagebuch enthielt noch sehr viel mehr Eintragungen. Stil und Inhalt änderten sich in dem Maß, in dem auch Aengus versuchte, sich zu ändern. Es war ihm schwer gefallen. Hinter dem öffentlichen Image, dem Gesicht, das er bei Wohltätigkeitsveranstaltungen zur Schau trug, verbarg sich eine Sehnsucht nach der wilden Vergangenheit, zumindest nach einem Teil davon. Rebus blätterte zur letzten, undatierten Eintragung:
    Dir ist wohl klar, lieber Freund oder Feind, dass mir gefallen hat, wie sich die Waffe in meiner Hand anfühlte. Und als Cafferty meinen Finger auf den Abzug legte … er hat abgedrückt. Dessen bin ich mir sicher. Aber mal angenommen, er hätte es nicht getan? Hätte ich trotzdem geschossen, seine starke, zielsichere Hand auf meiner? Nach all den Jahren, den vielen Albträumen, dem kalten Angstschweiß und den plötzlichen Hitzewallungen ist etwas geschehen. Der Fall wird neu aufgerollt. Ich habe mit Cafferty gesprochen, der meint, ich solle mir keine Sorgen machen. Er sagt, ich soll meine Energie ganz auf die Brauerei

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