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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dass er beides draußen gelassen hatte. »Reece …«
    »Was ist denn da drin? Das sieht ja aus wie …« Das Strahlen in ihren Augen verblasste.
    »Ich nehme die nicht ein.« Als sie ihn jetzt ansah, stand ihr die nackte Verzweiflung in den Augen. »Ich habe sie nur für Notfälle hier. Und um mich daran zu erinnern, was ich ein für allemal hinter mir lassen will. Ich will nicht, dass du denkst, ich …«
    »Ich habe sie da nicht reingetan.«
    »Dann … Oh.«
    »Das sind Stolpersteine, Reece.« Er legte den Farbroller auf das Gitter und kam näher. »Er legt Fallen für dich aus, und du darfst einfach nicht hineintappen.«
    »Was glaubst du, will er mir damit sagen?« Sie griff in den Mörser, ließ die Tabletten durch ihre Finger rieseln. »Warum mahlst du sie nicht zu einer hübschen Paste, streichst sie auf Toast und beförderst dich selbst ins Jenseits?«
    »Es ist doch vollkommen egal, was er dir damit sagen will. Du darfst einfach nicht hinhören.«
    »Das ist ganz und gar nicht egal.« Sie wirbelte herum, aber jetzt blitzte aus ihren Augen keine Verzweiflung mehr, sondern Wut. »Wenn ich nicht zuhöre, kann ich ihm auch nicht antworten. Und kann ihm nicht mitteilen, dass es ihm nicht gelingen wird, mich wieder so weit zu kriegen, dass ich Tabletten nehme und zu den Ärzten renne. Ich werde nicht in diesen Albtraum zurückkehren, denn er ist ein Mörder, ein Feigling und ein Arschloch.«
    Sie griff nach dem Mörser, und obwohl Brody schon befürchtete, dass sie damit um sich werfen würde, ließ sie ihn nur in die Spüle plumpsen und drehte den Wasserhahn auf. »Ich brauche sie nicht mehr und ich will sie nicht mehr. Er kann mich mal!«
    »Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass du nicht der Typ bist, der mit Geschirr um sich wirft.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern, und sie beobachteten gemeinsam, wie sich die Tabletten auflösten. »Er hat keine Ahnung, mit wem er es zu tun hat.«
    »Die Panik kommt wahrscheinlich erst später, wenn ich sie nicht mehr habe. Meine Notreserve.«
    »Der Doc stellt dir bestimmt ein Rezept aus, wenn du eine Notreserve brauchst.«
    »Ja, wahrscheinlich schon.« Sie atmete tief aus. Ab in die Kanalisation damit, dachte sie. Sie hatte sie weggespült, um sich etwas zu beweisen. »Mal sehen, wie ich ohne dieses Hintertürchen klarkomme.«
    Ihm fiel das Fotoalbum wieder ein, das er vor ihr versteckt hatte, um sie zu schützen. Aber sie brauchte diesen Schutz nicht, wurde ihm jetzt klar. Sie brauchte Vertrauen. Jemanden, der glaubte, dass sie seelisch stabil war.
    »Da ist noch etwas. Aber das wird dich härter treffen.«
    »Was denn?«
    Während sie sich suchend nach der nächsten Falle umsah, ging er zur Computertasche und nahm das schmale kleine Büchlein heraus. »Das hat er nur getan, damit du die Fassung verlierst. Lass nicht zu, dass er sein Ziel erreicht.«
    Sie schlug das Büchlein auf. Diesmal zitterten ihre Hände nicht, aber dafür ihr Herz umso mehr. »Wie konnte er ihnen das bloß antun? Nach allem, was sie durchgemacht und verloren haben. Er streicht sie aus, als wären sie nichts.«
    »Für ihn sind sie das auch.«
    »Ich hätte so etwas niemals getan«, murmelte sie. »Egal, wie tief ich sinke – das hier hätte ich niemals getan. Diesmal hat er einen Fehler gemacht, denn jetzt weiß ich, dass ich das unmöglich selbst gewesen sein kann.« Sie fuhr mit dem Finger über die ausgestrichenen Gesichter der Verstorbenen. »Ich habe sie geliebt und ich hätte nie versucht, sie auszulöschen.«
    Sie blätterte wie kurz zuvor Brody das gesamte Album durch und klappte es anschließend zu. »Mistkerl. Arschloch. Nein, er wird sein Ziel nicht erreichen.« Sie ging zurück zum Schreibtisch und legte das Album darauf. »Nie und nimmer.«
    Er ging zu ihr, was ihr die Möglichkeit gab, sich umzudrehen. Sich bei ihm anzulehnen. »Die meisten Fotos lassen sich ersetzen – meine Großmutter hat Abzüge davon. Aber das Gruppenbild war das einzige, auf dem wir alle zu sehen sind.«
    »Die Angehörigen könnten auch noch Abzüge haben.«
    »Natürlich. Wahrscheinlich.« Sie löste sich von ihm und zupfte an ihrer Frisur. »Stimmt, ich kann versuchen, sie zu erreichen, und um einen Abzug bitten. Ich muss wieder runter. Meine Schicht zu Ende machen.«
    »Ich schau vorbei, wenn ich hier fertig bin.« Er strich ihr übers Haar. »Vielleicht unternehmen wir nachher noch was. Fahren irgendwohin. Oder leihen uns ein Boot. Irgendwas in der Art.«
    »Klingt gut.« Sie lehnte sich

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