Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Ein paar Stunden, und die Sache wäre erledigt.
Es war ja nicht so, dass er ihr einen Teppich kaufte.
Mac stellte natürlich Fragen. Wahrscheinlich konnte man hier in Angel’s Fist gerade noch Klopapier kaufen, ohne dass nachgefragt wurde, aber das war’s dann auch schon, dachte Brody. Alles andere mündete in die Frage: »Und, was hast du damit vor?«
Er erwähnte nicht, dass er bei Reece streichen wollte. Nicht, dass die Leute noch auf komische Ideen kamen, wenn sie hörten, dass ein Mann einer Frau, mit der er schlief, im Haus half.
Doch schon bald darauf war er – ein Mann, der alles au ßer Kaffeekochen bereits als lästige Haushaltspflicht empfand – wieder im Bad, das er auf Händen und Knien sauber schrubbte.
Reece drückte behutsam die Türklinke herunter. Sie konnte es nicht ertragen, dass nicht abgeschlossen war. Sie konnte die beklemmende Angst davor nicht ertragen, dass Brody verletzt da drin liegen könnte, oder Schlimmeres.
Warum war er immer noch hier? Sie hatte erwartet, dass er vor ihrer Pause längst mit dem Schlüssel wieder zurück wäre. Aber er war einfach nicht aufgetaucht, und sein Wagen parkte immer noch vor dem Haus.
Und die Wohnungstür war nicht abgeschlossen.
Sie stieß sie auf. »Brody?«
»Ja, ich bin hier hinten.«
»Alles in Ordnung? Ich hab dein Auto gesehen und hätte nicht gedacht …« Sie ging ein paar Schritte vor und schnüffelte. »Was ist das? Farbe?« Er kam mit einem Farbroller aus dem Bad – und Farbspritzern auf Händen und Haaren. »Nicht gerade die Wohlgerüche des Orients.«
»Streichst du das Bad?«
»Keine große Sache. Bei jeder Wand sind vielleicht gerade mal 60 Zentimeter zu streichen.«
»Ein bisschen mehr dürften es schon sein.« Ihre Beklemmungen waren verschwunden, ihr wurde ganz warm vor Dankbarkeit. »Danke.« Sie warf einen Blick ins Bad.
Die Decke hatte er bereits gestrichen, und auch den Bereich direkt über den Fliesen. Die Farbe war ein Pastellton, ein Pastellblau, so als sei eine Wolke nur ganz kurz in den See gefallen und habe ein wenig von seiner Farbe angenommen.
Von den roten Buchstabenschmierereien war nichts mehr übrig geblieben.
Reece lehnte sich an ihn. »Die Farbe gefällt mir.«
»Viel Auswahl gibt es in unserem Gemischtwarenladen nicht gerade. Obwohl mir auch so ein hübsches Hustenbonbonrosa ins Auge gestochen ist.«
Jetzt lächelte sie und lehnte sich nach wie vor an ihn. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich diesbezüglich gerade noch bremsen konntest und guten Geschmack bewiesen hast. Ich werde dich mit diversen Abendessen bezahlen.«
»Von mir aus gern. Aber wenn der Rest der Wohnung auch noch gestrichen werden soll, musst du das selbst erledigen. Ich habe ganz vergessen, wie sehr ich das Streichen hasse!«
Jetzt schmiegte sie sich an ihn und flüsterte: »Ich kann das auch fertig machen, nach meiner Schicht.«
»Ich habe damit angefangen, also bringe ich es auch zu Ende.« Er ertappte sich dabei, wie er ihren Scheitel küsste, aber es war bereits zu spät. Zu spät für so einiges, bemerkte er, als sie den Kopf in den Nacken legte und ihn mit diesen Augen ansah.
»Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als das hier, nicht mal Diamanten. Nur damit du’s weißt.«
»So ein Glück aber auch. Die Diamanten sind mir nämlich gerade ausgegangen.« Als sie ihren Kopf gegen seine Brust sinken ließ, war es endgültig um ihn geschehen. »Ich wollte nicht, dass du das noch mal sehen musst.«
»Ich weiß. Trotzdem wüsste ich gern, ob ich heute noch mal bei dir übernachten darf.« Sie schmiegte sich noch etwas enger an ihn. »Wie du weißt, dauert es eine Weile, bis der Farbgeruch verschwunden ist.«
»Ja, wir wollen ja schließlich keine giftigen Dämpfe einatmen.«
Sie legte den Kopf erneut in den Nacken, und dieses Mal nahm er ihr Kinn und küsste sie. Langsam und vorsichtig und unglaublich liebevoll. Seine freie Hand glitt ihren Rücken hinauf und ballte sich zur Faust, um etwas von ihrer Bluse zu fassen zu kriegen.
Lachend trat sie einen Schritt zurück. Sie strahlte, dachte er. Der Stress und die psychische Belastung, die man ihr gestern Abend deutlich angemerkt hatte, waren wie weggewischt. »Ich brauche nur noch ein paar Sachen aus der … Oh, hattest du vor, etwas zu mahlen oder was?«
Er war in Gedanken immer noch bei dem Kuss, bei ihrem Gesichtsausdruck, sodass er nur ein »Häh?« herausbrachte.
»Du hast meinen Mörser samt Stößel rausgeholt.«
Er verfluchte sich dafür,
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