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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erkennen, wenn ich ihn dir unter die Nase reibe!«
    Sie trank gierig mehrere Schlucke Wein und wies fahrig mit ihrem Glas auf ihn.
    »Und du bist immerhin aus Chicago. Du solltest mehr Niveau haben.«
    »Ich schäme mich sehr.« Und sie war sehr, sehr betrunken.
    »Ich wollte Chicken frangelico machen, aber ich konnte einfach keine Haselnüsse auftreiben. Also bin ich auf Pollo arrosto umgestiegen. Aber die Tomaten sind scheiße, und sich einzubilden, einen Parmesankäse zu bekommen, der nicht bloß getrocknetes Pulver ist, ist einfach nur lachhaft.«
    »Was für eine Tragödie.«
    »Das ist sehr wohl eine Tragödie.«
    »Anscheinend schon. Los, komm Bohnenstange, du bist beschwipst. Lass uns raufgehen, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst.«
    »Ich habe noch nicht ausgetrunken.«
    »Ganz wie du willst. Es ist dein Kater.« Er fand, er tat ihr nur einen Gefallen, wenn er die Flasche nahm, einen Schluck daraus trank und ihren Organismus wenigstens von diesem bisschen verschonte.
    »Sie will Kartoffelsalat mit Dressing aus der Flasche, natürlich ohne Dill. Bitte schön! Ich habe gekündigt.«
    Jetzt ging es also um Joanie, begriff Brody. »Damit hast du es ihr aber gehörig gezeigt.«
    »Immer schön brav sein und weitermachen wie gehabt, immer Kompromisse machen, bloß kein Aufsehen erregen. Hauptsache, Dienst nach Vorschrift.«
    Sie machte eine ungestüme, wegwerfende Handbewegung, sodass er seine Hand auf ihr Glas legte, damit kein Wein auf ihn schwappte.
    »Ich habe es satt. Ich habe das Ganze satt. Ich habe es satt, einen Job zu machen, für den ich dermaßen überqualifiziert bin, dass ich ihn blind und einhändig machen könnte. Ich habe es satt, in einem schäbigen Apartment über einem Diner zu wohnen. Die reinste Zeitverschwendung. Mehr nicht.«
    Er dachte nach und nahm einen weiteren Schluck Wein. Sie ist nicht nur beschwipst, dachte er. Sie schwimmt in Selbstmitleid. »Hast du vor, hier noch länger rumzujammern? Denn wenn das alles ist, lasse ich dich lieber allein und nutze die Zeit, um noch etwas zu arbeiten.«
    »Typisch. Typisch Mann. Wenn es mal ausnahmsweise nicht um dich geht, ist es uninteressant. Keine Ahnung, was ich hier überhaupt mache.«
    »Du meinst, im Moment? Du betrinkst dich auf meiner Veranda, schwelgst in Selbstmitleid und gehst mir auf die Nerven.«
    Ihre Augen mochten glasig sein – trotzdem blitzten sie ihn an. »Du bist egoistisch, völlig von dir selbst eingenommen und unhöflich. Das Einzige, was du vermissen wirst, wenn ich weg bin, ist, dass dir niemand mehr eine heiße Mahlzeit vorsetzt. Du kannst mich mal, Brody. Verstanden? Ich werde woanders in Selbstmitleid schwelgen.«
    Sie erhob sich und schwankte ein wenig, als ihr der Wein zu Kopf stieg, und zwar genauso stoßweise, wie er in ihrem Glas hin und her schwappte. »Ich hätte diesen lächerlichen Ort einfach links liegen lassen sollen. Ich hätte dich schon beim ersten Annäherungsversuch zur Hölle schicken sollen. Ich hätte Mardson sagen sollen, dass das die Frau ist, die ich gesehen habe. Einfach so, und dann hätte ich die ganze Sache vergessen sollen. Und genau das werde ich jetzt auch tun.«
    Sie machte ein paar schwankende Schritte in Richtung Küche. »Aber nicht in dieser Reihenfolge. Als Erstes kommst du dran. Fahr zur Hölle!«
    Sie schaffte es bis in die Küche und griff nach ihrer Handtasche. Aber er war schneller. »Hey.« Sie versuchte sie ihm zu entreißen. »Die gehört mir.«
    »Du bekommst sie ja zurück. Bis auf die hier.« Er nahm ihre Schlüssel heraus – aus der inneren Reißverschlusstasche, genau, wie sie gesagt hatte. Egal, wie verrückt oder elend sie dran war: Sie hielt Ordnung.
    Er nahm den Autoschlüssel und steckte ihn in seine Hosentasche. »Geh, wohin du willst, aber Autofahren wirst du nicht. Du wirst laufen müssen.«
    »Prima. Ich werde zum Dienst-nach-Vorschrift-Sheriff Mardson laufen und ihm sagen, was er hören will. Danach wasche ich meine Hände in Unschuld. Und befreie mich von dem Ganzen. Und von dir und dem ganzen Ort.«
    Sie war schon halb aus der Tür, doch plötzlich fühlte sich ihr Magen an wie ein ausgewrungener Lappen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und raste ins Bad.
    Er kam ihr sofort nach. Es wunderte ihn nicht, dass ihr spei übel war. Er hielt es sogar für das Beste – auf diese Weise revoltierte der Körper gegen die absolute Unvernunft seiner Besitzerin.
    Also hielt er ihr den Kopf und drückte ihr ein nasses Handtuch in die Hand, als alles vorbei

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