Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
der Leiche bekommen.«
»Meine Güte, Rick, wie soll Reece eine Frau identifizieren, die schon seit einem verdammten Monat im Sumpf liegt!«
»Seit ein, zwei Tagen«, verbesserte ihn Rick. »Wenn Reece letzten Monat etwas beobachtet hat und die Frau noch geatmet hat, als sie vom Fluss weggebracht wurde, kann es sich durchaus um ein und dieselbe Person handeln. Ich musste mir Gewissheit verschaffen, musste wissen, ob Reece sie identifizieren kann. Sie hat es recht gut verkraftet. Sie hat wirklich Mumm.«
»Du hättest zuerst mich anrufen sollen, damit ich sie begleite.« Brody sah stirnrunzelnd zu Reece hinüber. »Du weißt verdammt gut, dass wir zusammen sind.«
»Wenn sie dich gern dabeigehabt hätte, hätte sie dich ja anrufen können. Was zum Teufel hast du da in deinen Haaren?«
»Mist.« Brody fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Farbe. Ich habe da oben ein wenig gepinselt.«
»Ach ja?« Rick hob die Brauen. »Dich scheint’s ja wirklich erwischt zu haben!«
»Das ist bloß ein bisschen Farbe.«
Rick schenkte ihm ein breites Lächeln. »Hübsch, ein schönes Blau. Als Debbie und ich zusammenkamen, ließ sie mich ihre Veranda reparieren und dies und das vom Gemischtwarenladen mitbringen. Und eh ich mich’s versah, habe ich mir einen Smoking geliehen und ›Ja, ich will‹ gesagt.«
»Vergiss es, Rick. Das ist nur Farbe.«
»Mit irgendwas muss man ja anfangen.« Er lief zu Reece hinüber und ging in die Hocke, damit sie sich nicht den Kopf verrenken musste, um ihn anzuschauen. »Kommen Sie klar?«
»Ja, alles in Ordnung. Danke fürs Nachhausefahren.«
»Das gehört zum Service.«
»Sheriff?«, rief sie, als er zum Wagen zurückging. »Sie geben mir Bescheid, sobald man sie identifiziert hat?«
»Natürlich, das verspreche ich Ihnen. Aber jetzt geben Sie erst einmal gut auf sich Acht. Und du pass auf, dass sie dir keine Schürze umbindet«, flüsterte er Brody zu.
»Du kannst mich mal!«
Aber Rick stieg bereits in seinen Wagen und machte die Tür zu.
Als sich Reece von den Stufen erhob, ging Brody wieder zu ihr. »Komm, wir holen, was du sonst noch so alles brauchst, und fahren zu mir. Und machen diesen Ausritt oder irgendwas in der Art.«
»Nein, ich muss zurück zur Arbeit.«
»Joanie wird dich deswegen schon nicht gleich feuern, verdammt noch mal.«
»Ich brauche den Job, ich brauche das Geld. Und ich schulde ihr noch eine extra Stunde. Außerdem geht es mir besser, wenn ich beschäftigt bin. Wollen wir das mit dem Ausritt verschieben?«
»Gern.« Er nahm ihren Schlüssel aus seiner Tasche und gab ihn ihr. »Alles ist abgeschlossen. Ich bin zu Hause, falls du … Ich bin zu Hause.«
»Okay.« Da er keinerlei Anstalten machte, sich von der Stelle zu rühren, beugte sie sich vor und küsste ihn. »Betrachte das als kleinen Vorschuss für die Malerarbeiten.«
»Ich dachte, ich würde mit deinen Kochkünsten bezahlt?«
»Nur so für den Anfang.«
19
Joanie stellte keine Fragen und hatte eindeutig klargestellt, dass sie von niemandem eine Frage an Reece hören wollte, die nichts mit Essen zu tun hatte.
Als der Mittagsandrang nachließ, sah sie Reece beim Kleinschneiden von Zwiebeln und Sellerie zu. Das Mädel legte zwar mit dem Messer ein Tempo und eine Präzision vor wie ein Jockey-Champion mit seinem Pferd, trotzdem war sie nicht wirklich bei der Sache.
»Deine Schicht ist zu Ende«, sagte ihr Joanie.
»Ich schulde dir noch Zeit. Außerdem geht der Kartoffelsalat zur Neige.«
»Du hast mir zehn Minuten geschuldet, und die sind längst vorbei.«
Reece schüttelte den Kopf und hantierte weiter mit dem Messer. »Ich war eine reichliche halbe Stunde beim Sheriff.«
Tödlich beleidigt stemmte Joanie die Hände in die Hüften. »Habe ich irgendwas davon gesagt, dass du das auch wieder reinarbeiten musst? Meine Güte!«
»Ich schulde dir eine halbe Stunde.« Reece gab die Zwiebeln und den Sellerie zu den Kartoffeln, die sie bereits gekocht, gewürfelt und abkühlen hatte lassen.
»Mit Dill hätte das Ganze noch mehr Pep.«
»Bei einem flotten Dreier mit George Clooney und Harrison Ford hätte ich auch mehr Pepp. Aber das wird weder dir noch mir jemals beschieden sein. Soweit ich weiß, hat sich noch kein Gast beschwert. Außerdem habe ich gesagt, dass deine Schicht zu Ende ist. Ich zahle keine Überstunden.«
»Ich will auch keine verdammten Überstunden machen. Ich will frischen Dill, anständigen Curry und einen Käse, der nicht aussieht wie aus Plastik. Und wenn sich die
Weitere Kostenlose Bücher