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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war. Ein bisschen Suppe, vielleicht eine Scheibe Toast. Nur das Nötigste.
    Er fragte sich, wie viel von dem Gift, das sie in sich hineingeschüttet hatte, wohl wieder mit dem Wein herausgekommen war.
    Wenn sie ihn wieder angreifen sollte, würde er … gar nichts tun, gestand er sich ein. Im Grunde war er nicht wütend auf Reece, sondern wütend auf sich selbst. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie irgendwann explodierte. Sie hatte sich ziemlich gut gehalten, jeden Hieb pariert. Sie hatte die Angst, die Wut, den Schmerz heruntergeschluckt. Früher oder später musste das Fass ja überlaufen.
    Und das war eben heute gewesen.
    Der hinterhältige Psychokrieg, den da jemand gegen sie führte, die Bitte, die Fotos einer toten Frau zu betrachten. Er hatte tatsächlich keine Ahnung von frischem Dill, aber das war wahrscheinlich der Vorwand gewesen, den sie dankbar ergriffen hatte, um sich abzureagieren.
    Jetzt würde sie sich gleich entschuldigen, aber er wollte ihre verdammte Entschuldigung nicht. Jetzt würde sie bestimmt sagen, dass sie gehen, sich einen anderen Unterstand für ihren persönlichen Sturm suchen müsse. Und er wollte nicht, dass sie ging. Er wollte sie nicht verlieren.
    Und das war erniedrigend.
    Als sie hereinkam, war ihr Haar noch feucht, und sie roch nach seiner Seife. Er konnte sehen, dass sie versucht hatte zu verbergen, dass sie geweint hatte. Allein die Vorstellung, dass sie da oben weinend in seiner Wanne gesessen hatte, traf ihn bis ins Mark.
    »Brody, es tut mir so …«
    »Ich hab Suppe gemacht«, unterbrach er sie. »Das ist zwar kein Pollo arrosto – was immer das auch sein mag -, aber du wirst dich damit abfinden müssen.«
    »Du hast Suppe gekocht.«
    »Nach dem Rezept meiner Mutter. Man öffne eine Dose, gebe den Inhalt in eine Schüssel und ab damit in die Mikrowelle. Ein weltberühmtes Rezept.«
    »Klingt köstlich. Brody, es tut mir leid. Es ist mir peinlich, ich schäme mich so.«
    »Hast du überhaupt Hunger?«
    Sie presste ihre Finger gegen die Augenhöhlen, während ihre Unterlippe zitterte.
    »Hör auf damit.« Trotz seiner unbarmherzigen Stimme klang eine Spur Verzweiflung durch. »Noch so was in der Art verkrafte ich einfach nicht mehr. Willst du jetzt Suppe oder nicht?«
    »Ja.« Sie ließ die Hände sinken. »Ja, ich will Suppe. Isst du keine mit?«
    »Ich habe ein Sandwich gegessen, während du da oben wie im Koma lagst und deinen Rausch ausgeschlafen hast.«
    Ihr entfuhr eine Mischung aus Lachen und Schluchzen. »Was ich da vorhin gesagt habe – ich hab’s nicht so gemeint.«
    »Jetzt halt den Mund und iss.«
    »Bitte, nur eines noch.«
    Achselzuckend stellte er die Schale Suppe auf den Tisch und bemerkte, wie sie überrascht zwinkerte, als er einen Teller mit gebuttertem Toast daneben stellte.
    »Ich hab’s nicht so gemeint. Du bist grob, aber das tut mir gut. Du bist nicht egoistisch – wenn überhaupt, hast du einen enorm gesunden Egoismus, wenn du mich fragst. Und ich will auch nicht, dass du zur Hölle fährst.«
    »Da dürftest du allerdings keinen Einfluss drauf haben.«
    »Ich weiß nicht, ob ich noch mehr gesagt habe, für was ich mich entschuldigen muss – ich war so betrunken. Wenn du mich rauswirfst, gehe ich.«
    »Wenn ich dich rauswerfen wollte, warum sollte ich mir dann noch die Mühe machen, dir die berühmte Suppe meiner Mutter zu kochen?«
    Sie ging auf ihn zu, schlang ihre Arme um ihn, und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Ich bin zusammengebrochen.«
    »Nein, bist du nicht.« Er konnte sich nicht beherrschen, konnte es einfach nicht lassen, seinen Kopf zu senken und ihren Scheitel zu küssen. »Du warst betrunken und hattest einen Wutanfall.«
    »Mehrere Wutanfälle, und nur der letzte ist dem Alkohol zuzuschreiben.«
    »Klingt nach einem interessanten Tischgespräch.« Er führte sie zu einem Stuhl und schenkte sich Kaffee ein, bevor er ihr gegenüber Platz nahm.
    Sie löffelte ihre Suppe und beichtete ihm alles.
    »Ich hab jeden fertiggemacht. Zum Glück wohnen hier nicht viele, sodass mir nicht allzu viele in die Quere kamen. Aber meine Schimpftiraden haben dazu geführt, dass ich jetzt meinen Job los bin und meine Wohnung vermutlich auch. Und wenn ein gewisser Herr nicht ein derartig dickes Fell besäße, stünde ich jetzt bestimmt auch ohne Liebhaber da.«
    »Willst du den Job und das Apartment zurück?«
    »Keine Ahnung.« Sie brach ein Stück von dem Toastbrot ab und zerkrümelte es auf dem Teller. »Ich könnte den heutigen Tag als

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