Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Kommode standen noch mehr Kerzen, die er erst anzünden musste, und noch mehr Blumen. Eine einzelne Rose lag auf dem Kopfkissen. Noch nie hatte jemand so etwas Romantisches für sie getan. Sie spürte ein derartiges Verlangen nach ihm, dass sie sich schwer zusammenreißen musste, um sich nichts anmerken zu lassen.
»Das ist alles sehr schön und romantisch. Aber das funktioniert nicht, Lo.«
»Das da ist deine ganz besondere Rose. Du musst hingehen und sie in die Hand nehmen. Die auf dem Bett. Bitte«, sagte er, als sie keine Anstalten machte, sich zu rühren. »Tu mir nur noch diesen einen Gefallen.«
Seufzend ging sie zum Bett und griff nach der Rose.
»Bitte sehr …« Als sie sich umdrehte, pendelte das Band am Stiel der Rose hin und her und etwas, das daran aufgefädelt war, berührte ihren Unterarm. Es funkelte und blitzte.
»Oh mein Gott.«
»Das verschlägt dir jetzt zur Abwechslung endlich mal die Sprache, was?«
Selbstzufrieden zog er den Ring von dem Band. »Ich bin an dem Abend, an dem ich angeblich gearbeitet habe, losgefahren, um das zu kaufen. Ich wollte die Sache für mich behalten, mehr nicht. Wenn ich den Jungs erzählt hätte, dass ich vorhabe, einen Verlobungsring zu kaufen, hätten sie mich so lange damit aufgezogen, bis ich noch ausgerastet wäre und jemanden verprügelt hätte. Also habe ich gelogen, weil ich nicht wollte, dass du etwas mitbekommst. Ich wollte ihn dir geben und in einem besonderen Moment um deine Hand anhalten. In einem Moment wie diesem hier.«
Ihr Herz flatterte wie ein Schmetterling. So fühlt sich das also an, dachte sie, wenn einem Flügel wachsen.
»Du hast mich angelogen, damit du losfahren und das hier kaufen konntest?«
»Ganz genau.«
»Und als ich rausgefunden habe, dass du mich angelogen hast, wolltest du mir nichts davon verraten.«
»Ich wollte nicht, dass wir uns anschreien, wenn ich dir so ein Geschenk mache. Davor und danach gern, aber nicht währenddessen.«
»Du hast das alles nur für mich getan.«
»Na, das wurde ja auch Zeit. Gefällt er dir? Der Ring?«
Sie hatte ihn noch gar nicht richtig angeschaut. Allein die Tatsache war überwältigend. Doch dann betrachtete sie den glitzernden Diamanten auf dem goldenen Bandring. Schlicht und klassisch wie eine Portion Apple Pie. Und absolut perfekt.
»Er gefällt mir. Ich finde ihn wunderbar, wirklich. Aber es gibt da ein Problem.«
»Was? Was ist denn jetzt schon wieder?«
Sie sah auf und lächelte. »Du hast mir noch keinen Heiratsantrag gemacht. Noch keinen richtigen.«
»Du wirst mich heiraten müssen, Linda-Gail, damit ich mein Leben nicht an irgendwelche wild gewordenen Frauen verschwende. Und wenn du das tust«, fuhr er fort, als sie erstickt auflachte, »werde ich alles dafür tun, um dich glücklich zu machen.«
»Ja, das werde ich.« Sie streckte ihm die Hand für den Ring entgegen. »Und auch ich werde alles dafür tun, um dich glücklich zu machen.«
In der Minute, in der der Ring auf ihrem Finger saß, sprang sie ihm in die Arme. »Das ist der beste Samstagabend aller Zeiten.«
Als sein Mund den ihren berührte, meinte sie draußen ein Auto zu hören. Aber sie war viel zu sehr beschäftigt, um weiter darüber nachzudenken.
Währenddessen raste Reece die Hauptstraße in Angel’s Fist hinunter. Sie trug immer noch ihre Schürze, die ihr beim Rennen um die Beine flatterte. Die Leute blieben stehen und starrten sie an oder wichen zurück, bevor sie sie anrempeln konnte. Sie stürmte durch die Tür von On the Trail .
»Die Kette.«
Debbie, die einem Kunden gerade eine Auswahl an Rucksäcken zeigte, drehte sich um. »Reece.« Ihr Blick zeigte erst Überraschung und dann eine leicht amüsierte Verärgerung. »Ich bin gleich bei dir.«
»Du besitzt eine Kette.«
»Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«, sagte Debbie zu ihrem Kunden.
Mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen ging sie zu Reece hinüber und packte sie am Arm. »Ich habe hier zu tun, Reece.«
»Ein Sonnensymbol an einer goldenen Kette.«
»Wovon zum Teufel redest du überhaupt?«, zischte Debbie.
»Ich bin verrückt, das weißt du doch. Entweder, du lässt Nachsicht walten oder ich mache dir hier eine Szene. Ich habe dich diese Kette tragen sehen.«
»Ja, und?«
»Eine Sonne«, wiederholte Reece. »Sie stammt von Delvecchio’s in Jackson Hole.«
»Sehr gut, der Kandidat erhält hundert Punkte. Und jetzt verschwinde bitte.«
Stattdessen drehte sich Reece zu Debbie um und brachte ihr Gesicht
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