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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hm, ihre Augen waren nicht so rund, ein wenig schmaler, vielleicht. Vielleicht.«
    Reece griff wieder nach ihrer Teetasse und nippte daran, um sich zu beruhigen, während der Doc ein paar Veränderungen vornahm. »Ihre Augenfarbe konnte ich nicht richtig erkennen, aber ich glaube, dass sie dunkle Augen hatte. Und ihr Mund war auch nicht so breit. Und ihre Augenbrauen waren dünner, so richtige Bögen. Als ob sie sie wahnsinnig gezupft hätte. Die meisten Frauen zupfen ihre Brauen viel zu stark. Als er ihren Kopf an den Haaren hochriss, ist ihr die Mütze runtergefallen. Habe ich das eigentlich schon erwähnt? Ihr ist die Mütze runtergefallen. Sie hatte eine breite Stirn.«
    »Hol mal wieder Luft«, murmelte Brody.
    »Wie bitte?«
    »Du sollst Luft holen.«
    »Okay.« Als sie innehielt, um tief durchzuatmen, merkte sie erst, wie sehr ihr Herz klopfte und dass ihre Hände so stark zitterten, dass sie Tee verschüttet hatte. »Sie trug Nagellack, roten vielleicht? Das habe ich auch vergessen. Ich konnte sehen, wie sie ihre Nägel in den Matsch gegraben hat, als sie erwürgt wurde.«
    »Hat sie ihn gekratzt?«, fragte Brody.
    »Nein. Das konnte sie nicht mehr. Ich glaube nicht … Er hat sich rittlings auf sie gesetzt und mit seinen Knien ihre Arme zu Boden gedrückt. Sie konnte sie nicht genügend heben, um ihn zu kratzen. Sie hatte keine Chance. Als sie am Boden lag, hatte sie keine Chance mehr.«
    »Wie ist es damit?«
    Reece musterte die Zeichnung. Ein paar Details fehlten, dachte sie. Details, die sich nicht hatten vermitteln lassen oder auf Papier bannen ließen. Die Wut, die Leidenschaft, die Angst. Aber die Zeichnung kam ihr schon recht nahe.
    »Ja, ja, das ist gut. Ich kann sie darin wiedererkennen. Und das ist schließlich das, was zählt, oder?«
    »Ich würde sagen: ja. Mal sehen, ob wir das Ganze noch ein bisschen verfeinern können. Und Sie essen jetzt eines von diesen Plätzchen hier, Reece, bevor sie Brody alle verschlungen hat. Dick hat sie gebacken. Und der Mann versteht was vom Plätzchenbacken!«
    Sie knabberte an dem Plätzchen, während ihr der Doc weitere Fragen stellte.
    Während sie eine weitere Tasse Tee trank, sah sie ihm dabei zu, wie er die Form von Mund und Augen der Frau veränderte oder weiter ausarbeitete; die Augenbrauen noch etwas ausdünnte.
    »Jetzt kommt es hin.« Reece stellte ihre Tasse mit einem leisen Klirren ab. »Das ist sie. Das ist gut, das sieht ihr wirklich ähnlich. Genauso sieht sie in meiner Erinnerung aus. Glaube ich zumindest. Ich …«
    »Hör auf, dich ständig zu hinterfragen«, unterbrach Brody sie. »Wenn das dein Eindruck von ihr ist, dann reicht das auch.«
    »Aus Angel’s Fist ist sie jedenfalls nicht.« Der Doc sah zu Brody auf. »Niemand, den ich kenne, zumindest nicht spontan.«
    »Nein. Aber wenn sie hier vorbeigekommen ist, dann hat sie auch jemand gesehen. Beim Tanken, beim Einkaufen. Wir werden die Zeichnung herumzeigen.«
    »Rick kann Kopien davon an die Behörden anderer Orte faxen.« Der Doc schürzte die Lippen und betrachtete seine Zeichnung. »Vielleicht auch an die Betreiber des Nationalparks. Mir kommt sie nicht bekannt vor. Ich hab so gut wie jeden aus Angel’s Fist und Umgebung behandelt. Aber auch Touristen und Durchreisende. Meine Güte, jedem, der hier in den letzten zwanzig Jahren zur Welt kam, habe ich mit großer Wahrscheinlichkeit den ersten Klaps auf den Po gegeben. Die Frau ist keine von uns.«
    »Und wenn die beiden nie durch Angel’s Fist gekommen sind?«, sagte Reece leise. »Dann werden wir nie erfahren, wer sie war.«
    »Genau das mag ich so an dir, Bohnenstange. Immer schön positiv denken.« Brody griff sich ein weiteres Plätzchen. »Möchtest du versuchen, dem Doc auch den Mann zu beschreiben?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen. Nicht wirklich. Ich konnte bloß einen kurzen Blick auf sein Profil werfen. Auf seinen Rücken, seine Hände, aber er trug Handschuhe. Seine Hände wirkten sehr groß auf mich, aber vielleicht ist das bloß eine Projektion von mir. Mütze, Sonnenbrille, Jacke.«
    »Sah man Haare unter der Mütze?«, fragte der Doc.
    »Nein, ich glaube nicht. Zumindest sind sie mir nicht aufgefallen. Die Frau hat meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie stand im Mittelpunkt, und als er sie dann niedergeschlagen hat, war ich vollkommen fassungslos. Trotzdem hatte ich mehr Augen für sie. Ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden, von dem, was ihr zugestoßen ist.«
    »Wie sah sein Kinn aus?«
    »Hart. Der

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