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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zeigte seine Füße, die in schicken Turnschuhen steckten.
    »Ich fürchte, meine Versuche in diese Richtung sind eindeutig fehlgeschlagen.«
    »Nun, wer einen Mord meldet, steht nun mal im Rampenlicht. Außerdem wüsste ich nicht, warum Sie sich so eine Geschichte ausdenken und die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollten.« Er schob die Brille wieder hoch und sah sie durch seine blank geputzten Brillengläser an. »Darüber hinaus scheint Ihnen Brody auch zu glauben, und der ist nicht so leicht zu überzeugen. Also …«
    Der Doc stellte seine Kaffeetasse beiseite, griff nach seinem Skizzenblock und einem Bleistift. »Ich muss gestehen, dass ich das alles höchst aufregend finde. Ich komme mir vor wie in einem Fernsehkrimi.«
    »In welcher Rolle?«
    Der Doc grinste. »Als ich selbst natürlich. Nun, wie Ihnen Brody bereits erzählt hat, zeichne ich gern. Von mir hängen sogar ein paar Kohlezeichnungen in der Galerie.«
    »Da wollte ich schon lange mal hingehen.«
    »Das sollten Sie auch. Die haben ein paar schöne Arbeiten von örtlichen Künstlern. Trotzdem: So was in der Art habe ich noch nie gezeichnet, also habe ich mich im Vorfeld etwas schlau gemacht. Ich werde Sie als Erstes bitten, in Formen zu denken, wenn das möglich ist. Versuchen Sie sich an die Form des Gesichts zu erinnern. Daran, ob es eckig, rund oder dreieckig war. Schaffen Sie das?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Schließen Sie eine Minute lang die Augen und beschwören Sie das Gesicht wieder herauf.«
    Sie tat wie geheißen und sah die Frau vor sich. »Oval, glaube ich. Aber ein langes, schmales Oval. Eine Ellipse?«
    »Das ist gut. Also ein eher schmales Gesicht?«
    »Ja. Sie hatte lange Haare und eine Mütze – eine orangerote Mütze -, die sie tief in die Stirn gezogen hatte. Aber ich habe trotzdem den Eindruck, dass sie ein langes, schmales Gesicht hat. Zuerst konnte ich ihre Augen nicht sehen«, fuhr Reece fort. »Sie trug eine Sonnenbrille. So ein Einscheiben-Modell, glaube ich.«
    »Was für eine Nase hatte sie?«
    »Ihre Nase?« Sie hatte keine Ahnung. »Oh Gott, ich fürchte ich bin nicht besonders gut in so was.«
    »Versuchen Sie’s, so gut Sie können.«
    »Ich glaube … ich glaube, sie war lang und schmal wie ihr Gesicht. Nicht sehr markant. Ihr Mund ist mir mehr aufgefallen, weil sich ihre Lippen bewegt haben. Sie hat die meiste Zeit geredet – vermutlich sogar geschrien. Sie hatte einen unglaublich harten Zug um den Mund. Sie hatte generell etwas Hartes an sich. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.«
    »Dünne Lippen?«
    »Keine Ahnung, vielleicht. Er war … beweglich. Sie schien eine Menge zu sagen zu haben. Und wenn sie nicht sprach – zumindest aus meiner Perspektive – sah sie höhnisch drein. Ihr Mund war ständig in Bewegung. Sie trug Ohrringe – zumindest glaube ich das -, denn ich hab etwas funkeln sehen. Ihr Haar war etwas länger als schulterlang, gewellt und sehr dunkel. Sie hat ihre Sonnenbrille verloren, als er sie zu Boden geschlagen hat, aber es ging alles so schnell. Sie war so was von wütend. Ihre Augen kamen mir groß vor, aber sie war wütend und später derart geschockt …«
    »Irgendwelche besonderen Merkmale?«, fragte der Doc gelassen. »Narben, Leberflecken, Sommersprossen?«
    »Ich kann mich an nichts dergleichen erinnern. Make-up«, sagte sie plötzlich. »Ich glaube, sie trug viel Make-up. Roten Lippenstift. Ja! Knallroten Lippenstift. Und außerdem … obwohl das natürlich auch an ihrer seelischen Verfassung gelegen haben kann, hatte sie wahrscheinlich zu viel Rouge aufgetragen. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, wirkte es fast schon einen Tick übertrieben. Vielleicht war es ihre seelische Verfassung, aber vielleicht ist ihr auch der Rougepinsel ausgerutscht. Sie war so weit weg, trotz des Fernglases.«
    »Das ist schon in Ordnung. Und wie alt schätzen Sie sie?«
    »Oje. Hm, auf Ende dreißig vielleicht. Zehn Jahre mehr, zehn Jahre weniger«, fügte Reece hinzu und presste ihre Finger gegen die Augenhöhlen. »Mist.«
    »Hören Sie auf Ihren ersten Eindruck. Kommt das in etwa hin?« Reece beugte sich auf ihrem Stuhl vor, während der Doc den Skizzenblock umdrehte.
    Er war besser, als sie erwartet hatte. Das war nicht die Frau, die sie gesehen hatte, die sie da von dem Block aus anstarrte, aber eine gewisse Ähnlichkeit war durchaus vorhanden. »Okay, okay«, murmelte sie, während sich ihr Magen schon ein wenig beruhigte. »Ich glaube, ihr Kinn war spitzer, aber nur ein bisschen. Und,

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